Rabbinerinnen

Einzige Vorgängerin

Rabbinerin Regina Jonas (1902-1944) Foto: Centrum Judaicum

Alina Treiger ist erst die zweite Rabbinerin, die in Deutschland ihre Smicha erhält. Ihre Vorgängerin Regina Jonas war 1935 als erste Frau weltweit ordiniert worden. Schon 1930 hatte diese ihr Studium an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums in Berlin mit einer Arbeit über Frauen im Rabbineramt abgeschlossen. Eine Anstellung in der Jüdischen Gemeinde zu Berlin erhielt sie jedoch erst 1937 und das nur als Lehrerin und Seelsorgerin im Jüdischen Krankenhaus, nicht als Rabbinerin.

Vergessen 1942 wurde Regina Jonas zusammen mit ihrer Mutter in das Konzentrationslager Theresienstadt deportiert, wo sie dem Wiener Arzt Viktor Frankl und Rabbiner Leo Baeck half, jüdischen Häftlingen beizustehen. 1944 wurde sie im KZ Auschwitz-Birkenau ermordet. Danach geriet Regina Jonas fast völlig in Vergessenheit. Erst Forschungen nach dem Berliner Mauerfall haben wieder an ihre Geschichte erinnert.

Alina Treiger weiß, dass ihre einzige Vorgängerin in Deutschland, deren Wünsche und Träume so jäh zerstört wurden, den Boden für andere bereitet hat. Für Regina Jonas sei »vieles schwieriger gewesen. Sie musste mit viel Ablehnung kämpfen, wurde anfangs nicht ernst genommen«, sagt Alina Treiger. Auch für sie sei es ursprünglich kaum denkbar gewesen, den Rabbinerberuf zu ergreifen. Zunächst studierte sie in der Ukraine Musik, kam aber bald mit liberalen jüdischen Organisationen in Berührung, die ihr Interesse an jüdischer Religion, Tradition und Liturgie nachhaltig weckten. »Noch in meiner Heimat habe ich erlebt, wie Mädchen und Frauen sich aktiv am Gottesdienst beteiligen können, und das war eine faszinierende Entdeckung«, erzählt die 31-Jährige. 2002 immatrikulierte sich Alina Treiger am gerade eröffneten Abraham-Geiger-Kolleg, während Eltern und Freunde in der Ukraine blieben. Am Potsdamer Kolleg traf sie ihren heutigen Ehemann, Jona Simon.

Fußstapfen Die Jüdische Gemeinde zu Oldenburg, für die Alina Treiger künftig arbeiten wird, gilt als nicht orthodox. Hier tritt sie in die Fußstapfen der Schweizer Rabbinerin Bea Wyler, die von 1995 bis 2004 in Oldenburg amtierte. Neben der in den USA ordinierten und derzeit in Frankfurt am Main tätigen Elisa Klapheck und der in Jerusalem ausgebildeten und heute in Berlin angestellten Gesa Ederberg ist Alina Treiger nun die dritte deutschsprachige Rabbinerin im Lande.

Buchvorstellung

Sprache, Fleiß und eine deutsche Geschichte

Mihail Groys sprach im Café »Nash« im Münchener Stadtmuseum über seine persönlichen Erfahrungen in der neuen Heimat

von Nora Niemann  20.10.2025

Chemnitz

Erinnerungen an Justin Sonder

Neben der Bronzeplastik für den Schoa-Überlebenden informiert nun eine Stele über das Leben des Zeitzeugen

 19.10.2025

Porträt der Woche

Leben mit allen Sinnen

Susanne Jakubowski war Architektin, liebt Tanz und die mediterrane Küche

von Brigitte Jähnigen  19.10.2025

Miteinander

Helfen aus Leidenschaft

Ein Ehrenamt kann glücklich machen – andere und einen selbst. Menschen, die sich freiwillig engagieren, erzählen, warum das so ist und was sie auf die Beine stellen

von Christine Schmitt  19.10.2025

Architektur

Wundervolles Mosaik

In seinem neuen Buch porträtiert Alex Jacobowitz 100 Synagogen in Deutschland. Ein Auszug

von Alex Jacobowitz  17.10.2025

Nova Exhibition

Re’im, 6 Uhr 29

Am 7. Oktober 2023 feierten junge Menschen das Leben. Dann überfielen Hamas-Terroristen das Festival im Süden Israels. Eine Ausstellung in Berlin-Tempelhof zeigt den Horror

von Sören Kittel  17.10.2025

Meinung

Entfremdete Heimat

Die antisemitischen Zwischenfälle auf deutschen Straßen sind alarmierend. Das hat auch mit der oftmals dämonisierenden Berichterstattung über Israels Krieg gegen die palästinensische Terrororganisation Hamas zu tun

von Philipp Peyman Engel  16.10.2025

Erinnerung

Gedenken an erste Deportationen aus Berlin am »Gleis 17«

Deborah Hartmann, Direktorin der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannsee-Konferenz, warnte mit Blick auf das Erstarken der AfD und wachsenden Antisemitismus vor einer brüchigen Erinnerungskultur

 16.10.2025

Bonn

Hunderte Menschen besuchen Laubhüttenfest

Der Vorsitzende der Synagogen-Gemeinde in Bonn, Jakov Barasch, forderte mehr Solidarität. Seit dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 hätten sich hierzulande immer mehr Jüdinnen und Juden aus Angst vor Übergriffen ins Private zurückgezogen

 13.10.2025