Wiesbaden

Eine starke Frau

Lucia Puttrich (links) und Eva Szepesi Foto: Armin Thomas

Sie hat Auschwitz überlebt. Aber sie ist nicht verbittert. Im Gegenteil: Eva Szepesi wirkt aufgeschlossen und lebensfroh, als sie in der Hessischen Staatskanzlei in Wiesbaden von Lucia Puttrich, der Ministerin für Bundes- und Europaangelegenheiten, das Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland erhält.

Damit würdigt der Bundespräsident das langjährige Engagement Szepesis, die als Zeitzeugin an die Verbrechen des Nationalsozialismus erinnert und sich für Verständigung, Toleranz und Mitmenschlichkeit einsetzt. Es ist auch eine Würdigung zu Szepesis 85. Geburtstag.

Slowakei Sie wurde als Eva Diamant 1932 in Budapest geboren. Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Ungarn schickte ihre Mutter sie als Elfjährige zu Verwandten in die Slowakei, um sie vor der Judenvernichtung durch die Nazis zu schützen. Das gelang nur kurz. Im Oktober 1944 endete die Flucht des kleinen Mädchens in Auschwitz.

Um dort zu überleben, gab das Kind sich als älter aus und wurde als »arbeitsfähig« eingestuft. Mit der Befreiung von Auschwitz am 27. Januar 1945 begann für sie ein »Leben nach dem Überleben«, wie sie es selbst in ihrem 2011 veröffentlichten autobiografischen Buch Ein Mädchen allein auf der Flucht bezeichnet hat.

Bis dahin war es ein langer Weg. 50 Jahre lang konnte sie nicht über das Grauen sprechen. Zunächst kehrte sie nach Budapest zurück, wo sie erfuhr, dass ihr Vater seit 1943 als vermisst galt und ihre Mutter sowie ihr jüngerer Bruder ermordet worden waren. 1954 siedelte sie mit ihrem Ehemann und ihrer damals einzigen Tochter nach Frankfurt über. »In das Land, das Ihnen Ihr Schicksal angetan hat«, sagte Staatsministerin Puttrich voller Respekt.

Shoah Foundation Erst in den 90er-Jahren reiste Eva Szepesi zusammen mit ihren beiden Töchtern nach Auschwitz. Jetzt begann sie, über ihre Erlebnisse zu sprechen. Einen Anstoß dazu hatte die Shoah Foundation von Steven Spielberg gegeben, die seit 1994 weltweit Zeugnisse von Schoa-Überlebenden dokumentiert.

Eva Szepesi spricht seither regelmäßig als Zeitzeugin in Schulen, Kirchengemeinden und Bildungsstätten. »Sie sind eine starke Frau«, sagte Lucia Puttrich und gratulierte Eva Szepesi zu ihrer Auszeichnung.

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025

Vertrag

Jüdische Gemeinde Frankfurt erhält mehr Gelder

Die Zuwendungen durch die Mainmetropole sollen bis 2031 auf 8,2 Millionen Euro steigen

von Ralf Balke  11.11.2025

Berlin

Ein streitbarer Intellektueller

Der Erziehungswissenschaftler, Philosoph und Publizist Micha Brumlik ist im Alter von 78 Jahren gestorben. Ein persönlicher Nachruf

von Julius H. Schoeps  11.11.2025

Hannover

Ministerium erinnert an 1938 zerstörte Synagoge

Die 1938 zerstörte Neue Synagoge war einst mit 1.100 Plätzen das Zentrum des jüdischen Lebens in Hannover. Heute befindet sich an dem Ort das niedersächsische Wissenschaftsministerium, das nun mit Stelen an die Geschichte des Ortes erinnert

 10.11.2025

Chidon Hatanach

»Wie schreibt man noch mal ›Kikayon‹?«

Keren Lisowski hat die deutsche Runde des Bibelquiz gewonnen. Jetzt träumt sie vom Finale in Israel

von Mascha Malburg  10.11.2025