Bruchsal

Eine Reise nach Deutschland

Lässt sich nicht zweimal bitten: Harry Ettlinger tanzt mit der Fastnachtsband. Foto: Rolf Schmitt

Mit gemischten Gefühlen waren Hanne Ansell und Harry Ettlinger – Enkelkinder von Otto Oppenheimer, der als Jude 1938 vor den Nationalsozialisten fliehen musste – nach Bruchsal gekommen. Eingeladen waren sie sowie der Enkel von Otto Oppenheimers Bruder Jacob, Walter Bernkopf, von der Bruchsaler Stadtverwaltung, um den Platz einzuweihen, der nach Otto Oppenheimer benannt werden sollte.

Bruchsals Oberbürgermeisterin Cornelia Petzold-Schick betonte, dass sich in Bruchsal alle darüber einig gewesen seien, der Familie Oppenheimer eine entsprechende Würdigung zuteil kommen zu lassen. »Es geht um einen kleinen Baustein einer Wiedergutmachungsgeschichte der Stadt mit einem Teil ihrer schwierigsten Vergangenheit.«

Bruslerin Nach den Worten von Solange Rosenberg, stellvertretende Vorsitzende der Jüdischen Kultusgemeinde Karlsruhe, ergriffen die Enkel von Otto Oppenheimer das Wort. In ihren Grußworten an die Bruchsaler Bevölkerung dankten sie herzlich für die Einladung und schilderten ihren Großvater als liebevollen Familienmenschen, dem sie als Enkelkinder sehr viel zu verdanken hätten.

Harry Ettlinger beendete seine Rede mit »Gott schütze Bruchsal«. Hanne Ansell rief den Bruchsalern zu: »Jetzt kann ich wieder gerne sagen: I bin e Bruslerin!« Mit der feierlichen Enthüllung der Gedenktafel sowie des neuen Straßenschildes »Otto-Oppenheimer-Platz« ging eine bewegende Veranstaltung zu Ende.

Nach der Platzeinweihung trugen sich die Ehrengäste in das Goldene Buch der Stadt ein. »Versöhnung ist nur möglich, wenn die Geste auch angenommen wird«, sagte die Oberbürgermeisterin, »es macht uns stolz, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind.«

Hymnisch Vor der Reise nach Deutschland hatte Hanne Ansell mit ihren Kindern Bill und Deborah diskutiert, ob »Der Brusler Dorscht«, den Otto Oppenheimer einst verfasst hatte, noch in Bruchsal bekannt sei.

Die Stadt belehrte sie eines Besseren. Beim Besuch des Musikautomatenmuseums wurden die Gäste von einer Orgel verabschiedet, die das Lied spielte. Bei der Platzeinweihung wurde es gleich zweimal vorgetragen und bei einer Abendveranstaltung der Stadtkapelle wurde er ebenfalls intoniert – voll Inbrunst mitgesungen von Hunderten Konzertbesuchern.

Bruchsal und Deutschland halten die Oppenheimers in guter Erinnerung. Walter Bernkopf sagte: »Ich werde diesen Tag nie vergessen. Es war einer der allerschönsten Tage meines Lebens.« Und Dorothy Kahan, die Begleiterin von Harry Ettlinger betonte, welche große Freude ihr der Aufenthalt und die Menschen hier bereiteten, und wie glücklich die Tage in Bruchsal ihren Partner gemacht hätten.

Sie selbst sei nicht vom Holocaust betroffen gewesen, da ihre Vorfahren früh in die USA auswanderten. Sie wisse jetzt aber, dass ihre bisher gehegten Ressentiments gegen Deutschland nicht zuträfen – und dies wolle sie jetzt all ihren Freunden vermitteln.

Immobilie

Das jüdische Monbijou

Deutschlands derzeit teuerste Villa auf dem Markt steht auf Schwanenwerder und soll 80 Millionen Euro kosten. Hinter dem Anwesen verbirgt sich eine wechselvolle Geschichte

von Ralf Balke  26.12.2025

Dating

Auf Partnersuche

Matchmaking mit Olami Germany – ein Ortsbesuch

von Jan Feldmann  23.12.2025

München

Ein kraftvolles Statement

Beim Gemeindewochenende nahmen zahlreiche Mitglieder an Diskussionen, Workshops und Chanukka-Feierlichkeiten teil

von Esther Martel  23.12.2025

Erfurt

Die Menschen halfen einander

Pepi Ritzmann über ihre Kindheit in der Gemeinde, ihre Familie und Antisemitismus. Ein Besuch vor Ort

von Blanka Weber  22.12.2025

Geburtstag

Holocaust-Überlebender Leon Weintraub wird 100 Jahre alt

Dem NS-Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau entkam Leon Weintraub durch eine Augenblicks-Entscheidung. Heute warnt er als Zeitzeuge in Schulklassen vor Rechtsextremismus. Am 1. Januar feiert er seinen 100. Geburtstag

von Norbert Demuth  22.12.2025

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

WerteInitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 24.12.2025 Aktualisiert

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025