Frankfurt/Oder

»Ein Stück geheiligte Erde«

Zeremonie: Die Rabbiner, Studenten und Gäste umrunden siebenmal den neuen Friedhof Frankfurt/Oder. Foto: dpa

In Brandenburg ist erstmals seit Gründung des Bundeslandes ein neuer jüdischer Friedhof eröffnet worden. Das rund 2.800 Quadratmeter große Gelände in Frankfurt an der Oder mit 250 Grabstellen wurde am Montag an die jüdische Gemeinde der Stadt übergeben. Für jüdische Begräbnisse in Brandenburg konnten bisher nur die Friedhöfe der Gemeinden in Potsdam und Cottbus genutzt werden.

Mit dem neuen Friedhof würde nun »weiteres deutliches Zeichen« für das nach der Zerstörung in der Nazizeit wiederentstandene jüdische Gemeindeleben in Brandenburg gesetzt und eine große Lücke im religiösen Alltag der Juden in Frankfurt an der Oder geschlossen, sagte Kulturministerin Sabine Kunst (parteilos) während der kurzen Zeremonie, an der auch Rabbinerstudenten des Hildesheimer Rabbinerseminars und interessierte Frankfurter Bürger teilnahmen.

Schlüsselübergabe »Wir haben es geschafft«, freute sich insbesondere der Frankfurter Gemeindevorsitzende Vladimir Levytzkji, als er von Architekt Franz Beusch einen symbolischen Schlüssel erhielt. »Wir haben jetzt einen eigenen Friedhof.«

Zur Eröffnung umrundeten Rabbiner, Bocherim und geladene Gäste den neuen Friedhof siebenmal, sprachen Psalmen Davids und Gebete zum Erhalt der Gesundheit der Menschen. »Es ist kein Widerspruch«, sagte Landesrabbiner Shaul Nekrich, »wenn wir beten und hoffen, dass dieser Platz noch möglichst lange leer bleibt. Den Friedhof nennen wir in der Tradition auch Beit ha Chaim – Haus des Lebens«, erklärte Nekrich den etwa 100 Gästen weiter. »Unser Leben hier hat nur einen temporären Status, aber das ewige und stetige beginnt auf der anderen Seite.«

Die Geschichte des alten jüdischen Friedhofs in Frankfurt/Oder war sehr wechselhaft. 1399 erstmals urkundlich erwähnt, wurden in den fast 190 Jahren von 1677 bis 1866 nur rund 1.100 Bestattungen festgehalten. Aber noch 1940 wurde ein dritter Beerdigungsabschnitt eröffnet. 1944 hatte die jüdische Gemeinde noch 62 Mitglieder, 1945 keine mehr.

Neue Gemeinde Erst die Zuwanderung russischsprachiger Juden aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion Anfang der 90er-Jahre hat wieder eine jüdische Gemeinde in Frankfurt an der Oder entstehen lassen – und mit ihr auch die Notwendigkeit einer neuen jüdischen Begräbnisstätte.

Das neue Friedhofsgelände wurde aus Mitteln des Staatsvertrages durch den Jüdischen Landesverband von der Stadt gekauft. Insgesamt seien mit Unterstützung des brandenburgischen Kulturministeriums und des Zentralrats der Juden in Deutschland rund 250.000 Euro für die Errichtung des Friedhofs aufgewendet worden, heißt es. Die jüdische Gemeinde in Frankfurt ist mit rund 200 Mitgliedern die drittgrößte in Brandenburg.

Weitere Hilfe Nach Angaben des Kulturministeriums gibt es in Brandenburg auch etwa 60 verwaiste jüdische Friedhöfe. Nicht wenige von ihnen befinden sich noch in einem desolaten Zustand. Bei der Wiederherstellung der Begräbnisstätten helfen nicht nur das Land, sondern teilweise auch Kirchen und lokale Bürgerinitiativen.

Landesrabbiner Nekrich sprach am Montag mit Ministerin Kunst auch darüber, demnächst den Jüdischen Friedhof in Brandenburg an der Havel instand zu setzen. Zugleich sprach der Landesrabbiner von der Hoffnung, dass es auch die anderen lokalen jüdischen Gemeinden in Brandenburg »schaffen werden, einen eigenen Friedhof zu kaufen und zu eröffnen. Es ist ein Stück geheiligte Erde, ein Stück Israel, und das ist letztendlich gut für jede Gemeinde.« og/dpa/epd

Chabad

»Eine neue Offenheit«

Seit 20 Jahren ist Heike Michalak Leiterin der Jüdischen Traditionsschule. Ein Gespräch über Neugier, das Abenteuer Lernen und die Ängste der Eltern

von Christine Schmitt  05.12.2025

WIZO

Tatkraft und Humanität

Die Gala »One Night for Children« der Spendenorganisation sammelte Patenschaften für bedürftige Kinder in Israel

von Ellen Presser  05.12.2025

Porträt der Woche

Mit Fingerspitzengefühl

Hans Schulz repariert Fahrräder und spricht mit seinen Kunden auch über Israel

von Alicia Rust  05.12.2025

Ratsversammlung

»Die Gemeinden sind das Rückgrat der jüdischen Gemeinschaft«

In Frankfurt kamen 90 Delegierte aus den Landesverbänden zusammen, um aktuelle Anliegen und Sorgen zu besprechen. Gastredner war Kulturstaatsminister Wolfram Weimer

von Katrin Richter  03.12.2025

Jewish Quiz

»Fast wie bei den Samstagabend-Shows«

Am Wochenende raten in Frankfurt über 500 Jugendliche um die Wette. Dabei geht es um mehr als bloße Wissensabfrage, betonen die Organisatoren der Veranstaltung

von Helmut Kuhn  03.12.2025

Berlin

Ein Nachmittag voller Licht

Mitzwa Express lädt zum traditionellen Chanukka-Basar in die Synagoge Pestalozzistraße ein

 03.12.2025

Chemnitz

Sachsen feiert »Jahr der jüdischen Kultur«

Ein ganzes Jahr lang soll in Sachsen jüdische Geschichte und Kultur präsentiert werden. Eigens für die Eröffnung des Themenjahres wurde im Erzgebirge ein Chanukka-Leuchter gefertigt

 03.12.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 4. Dezember bis zum 10. Dezember

 03.12.2025

Berlin

Prozess um Attentat am Holocaust-Mahnmal fortgesetzt

Das überlebende Opfer, der 31-jährige spanische Tourist Iker M., wollte am Mittwoch persönlich vor dem Kammergericht aussagen

 03.12.2025