München

Ein mahnendes Beispiel

Israels Generalkonsulin Sandra Simovich, IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch, Zentralratspräsident Josef Schuster (v.l.) Foto: Marina Maisel

Wachsender Antisemitismus, auch versteckt hinter vermeintlicher Israelkritik, und nationalistische Tendenzen bereiten der jüdischen Gemeinschaft zunehmend Sorge. Deutlich wurde dies bei der Gedenkfeier zum 74. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Dachau am Sonntag der vorvergangenen Woche.

Sowohl Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, als auch Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern und zugleich Beauftragte für Holocaust-Gedenken des World Jewish Congress (WJC), richteten in ihren Reden den Blick auf den bevorstehenden 70. Jahrestag der Gründung der Bundesrepublik Deutschland. Beide unterstrichen, wie eng das Selbstverständnis des demokratischen Staates mit der Erinnerung an die Verbrechen der NS-Zeit verflochten sei.

demokratie »Dachau ist einer der Orte, die uns auch heute noch verstehen lassen, wie groß die Errungenschaft unserer freiheitlichen Demokratie ist – und wie wichtig es ist, dass wir sie gemeinsam erhalten«, sagte IKG-Präsidentin Charlotte Knobloch bei der Gedenkfeier am Mahnmal für die jüdischen Opfer.

Josef Schuster erinnerte in diesem Zusammenhang daran, dass die Mütter und Väter der bundesdeutschen Verfassung die Unantastbarkeit der Menschenwürde und ihren Schutz unumstößlich an den Anfang gestellt hätten. »Sie haben ihre Lehren aus den Nazi-Gräueltaten gezogen«, erklärte er und forderte, »klare Kante« gegen Rechtsextremismus und Nationalismus zu zeigen.

Ziel deutlicher Kritik von Charlotte Knobloch wurde die AfD. Diese Partei, so die IKG-Präsidentin, habe sich zur wichtigsten Aufgabe erkoren, den politischen Grundkonsens aufzukündigen, der den Erfolg der Demokratie und das Wiedererstarken jüdischen Lebens in Deutschland möglich gemacht habe. »Dieser Grundkonsens lautet ›Nie wieder‹«, erklärte sie.

rechtspopulisten Auf den Präsidenten des Zentralrats der Juden wirkt »erschreckend«, dass »die perfide Propaganda« der Rechtspopulisten bei nicht wenigen Menschen verfange. »Rechtspopulisten verharmlosen und relativieren die NS-Zeit, um jetzt mit ähnlichen Instrumenten zu agieren«, erklärte er und fügte hinzu, dass einzelne Politiker sogar das gleiche Vokabular wie die Nazis benutzen würden.

Sowohl er als auch die IKG-Präsidentin halten eine Auseinandersetzung mit der NS-Zeit für umso wichtiger.An der Gedenkstunde zur Erinnerung an die Opfer des NS-Terrors in Dachau, zu der auch Zeitzeugen gekommen waren, nahm in diesem Jahr Israels Generalkonsulin Sandra Simovich teil.

Berlin

Tage im Mai

Am Wochenende beginnt mit »Youth4Peace« ein Treffen von 80 jungen Erwachsenen aus 26 Ländern. Sie wollen über Frieden und Demokratie sprechen. Auch Gali und Yuval aus Israel sind dabei

von Katrin Richter  01.05.2025

Frankfurt

Zwischen den Generationen

2020 führten Jugendliche gemeinsam mit Überlebenden der Schoa ein »Zeitzeugentheater« auf. Nathaniel Knops Dokumentarfilm »Jetzt?« zeigt dessen Entstehung und feierte nun Premiere

von Eugen El  01.05.2025

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025