Dresden

Ein Haus und seine Geschichte

Stadtansicht von Dresden Foto: Thinkstock

Am früheren Gemeindehaus der Jüdischen Gemeinde in Dresden ist am Dienstag ein sogenanntes Denkzeichen enthüllt worden. Die Stadt brauche Erinnerungsorte, die aber auch informieren sollen, sagte die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde in Dresden, Nora Goldenbogen, bei der Übergabe. Rabbiner Alexander Nachama gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass mit der Informationstafel das Haus und seine Geschichte wieder stärker ins öffentliche Bewusstsein rücken.

Auf der Tafel sind wesentliche historische Daten zur Nutzung des Gebäudes festgehalten. Mit den »Denkzeichen« sollen Orte jüdischer Geschichte dauerhaft ins Stadtgedächtnis zurückgeholt werden. Das Projekt startete 2006 und wird fast ausschließlich über Spenden finanziert. Bisher gibt es in Dresden zehn »Denkzeichen«-Orte, weitere sollen folgen.

gemeindehaus Das Gemeindehaus in der Bautzner Straße 20 im Stadtteil Neustadt war eines der wenigen jüdischen Gebäude in Dresden, das nach dem Zweiten Weltkrieg überhaupt noch erhalten war. In den Räumen im ersten und zweiten Stock gründete sich die jüdische Gemeinde nach 1945 neu.

Das heutige Wohn- und Bürohaus gehörte in den 1920er-Jahren den jüdischen Unternehmern Louis und Henriette Schrimmer. Bis 2001 befanden sich in dem Gebäude die Gemeinderäume und -verwaltung sowie die Jüdische Wohlfahrtspflege. 2001 wurde die Neue Synagoge mit einem neuen Gemeindehaus in der Dresdner Altstadt eingeweiht.

fabrik Im Hinterhof des späteren jüdischen Gemeindehauses unterhielt das Ehepaar Schrimmer eine Fabrik für Schuhcreme und chemische Produkte. 1937 kaufte die Israelitische Religionsgemeinde Dresden das Gebäude. Im April 1940 wurde das Haus eines der sogenannten Judenhäuser, in denen jüdische Familien zwangsweise wohnen mussten. Das Ehepaar Schrimmer starb nach seiner Deportation in Theresienstadt.

Die jüdische Gemeinde erhielt das Haus im Mai 1945 zurück und konstituierte sich wenige Monate später dort neu. Der provisorisch eingerichtete Versammlungssaal bot Platz für etwa 80 Personen. Nach 1990 wuchs die Jüdische Gemeinde in Dresden stark an. Heute gehören zu ihr nach eigenen Angaben rund 700 Mitglieder. epd

Auszeichnung

Die Frau mit den Blumen

Zwei Jahre lang ging Karoline Preisler auf anti-israelische Demonstrationen, um auf das Schicksal der Geiseln aufmerksam zu machen. Jetzt erhält sie den Paul-Spiegel-Preis des Zentralrats der Juden

von Michael Thaidigsmann  30.10.2025

Nachruf

Gestalter mit Weitblick

Für Jacques Marx war die Gemeindearbeit eine Lebensaufgabe. Eine persönliche Erinnerung an den langjährigen ehemaligen Vorsitzenden der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr-Oberhausen

von Michael Rubinstein  30.10.2025

Ehrung

Demokratiepreis für Graphic Novel über Schoa-Überlebende

Die Schoa-Überlebenden Emmie Arbel gewährte Zeichnerin Barbara Yelin vier Jahre lang Einblicke in ihr Leben

 30.10.2025

Interview

»Wir hatten keine Verwandten«

Erst seit einigen Jahren spricht sie über ihre jüdischen Wurzeln: Bildungsministerin Karin Prien erzählt, warum ihre Mutter davon abriet und wann sie ihre eigene Familiengeschichte erst begriff

von Julia Kilian  30.10.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 29.10.2025

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025