Interview

»Ein Gewand und zwei Tafeln«

Ilja Cinciper als Mosche Rabbenu Foto: privat

Interview

»Ein Gewand und zwei Tafeln«

Ilja Cinciper über das »Purim Special« der Jugendzentren, sein Moses-Kostüm und Wünsche für die Zeit nach dem Fest

von Christine Schmitt  25.02.2021 07:30 Uhr

Ilja, du bist für das Kinder-, Jugend- und Familienreferat der ZWST im Einsatz und organisierst mit vielen Madrichim die Online-Purim-Feier. Wie verkleidest du dich?
Ich bin zu dem Entschluss gekommen, ein Moses-Kostüm zu tragen – weil es relativ unkompliziert ist: ein Gewand und zwei Tafeln mit den Zehn Geboten.

Was bleibt, wenn Purim vorbei ist?
Der Gedanke, das Ziel, ist ja die Stärkung der Gemeinschaft und Hilfe für die Armen. Das Motto »Einer für alle und alle für einen« noch mehr in den Vordergrund zu bringen, Verantwortung für sich selbst und andere zu übernehmen, gefällt mir am meisten.

Schafft man es, diesen Gedanken auch online zu vermitteln?
Natürlich ist es schwierig, die Atmosphäre rüberzubringen. Aber auch virtuelle Plattformen bieten viele Möglichkeiten. Es gelingt uns trotz alledem, ein Zusammengehörigkeitsgefühl entstehen zu lassen, wenn sich Samstagabend knapp 100 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland vor den PC setzen und gemeinsam Zeit verbringen. Es gibt ein super Programm, wir machen zusammen Party und bringen den Spirit von Purim so gut wie möglich in die Wohnzimmer.

Können online mehr Leute als sonst dabei sein?
Ja und nein. Die Frage ist, wie viele nach einem Jahr von ständigem Hin und Her mit Homeschooling einschalten. Ich würde sagen, es ist jetzt eine super Alternative, aber nicht das Wahre. Physische Begegnungen können nicht ersetzt werden.

Die Kids und Jugendlichen werden sich ja auch verkleiden. Wirst du sie erkennen?
Je besser die Verkleidung, desto schwieriger ist es für mich, sie zu identifizieren. Die Person, die ich nicht erkenne, wird wahrscheinlich den Preis für das beste Kostüm bekommen. (Lacht)

Was habt ihr am Samstagabend vor?
Purim ist ein freudiger Feiertag. Wir wollen gerne viel spielen und interaktive Programmpunkte anbieten. Wir werden mehr mit der Purimgeschichte arbeiten, haben uns Stationen überlegt und bieten kleine Spielchen wie Bingo, Werwolf und »Cards against Humanity« an. Letztere wollen wir umwandeln in »Cards against Hamanity«!

Wird auch getanzt?
Ja, es wird mehrere Räume und auch einen Purim-Ball geben. Es wird eine kleine »Cocktailbar« angeboten, eine DJ-Plattform, wo die Kinder Musik hören und tanzen können. Oder chillen und quatschen.

Die Madrichim und die ZWST-Mitarbeiter haben in den vergangenen zwölf Monaten viel online auf die Beine gestellt, zuletzt das »Machane Merachok« und Tu Bischwat. Hat euch das zusammengeschweißt?
Definitiv! Auch der Kontakt zwischen den Juze-Leitern, den Kindern und dem Jugendreferat hat sich sehr stark entwickelt. Wir sind mit über 25 Jugendzentren ständig im Austausch. Unsere digitale Jugendarbeit während der Lockdown-Monate war enorm wichtig. Die Kontaktsperren und Einschränkungen waren gerade für Kinder und Jugendliche eine besondere Herausforderung. Gemeinsam haben wir immer wieder versucht, das Beste aus der Situation zu machen.

Bei der ZWST engagierst du dich jetzt bei einem neuen Projekt?
Wir möchten den Kindern der Jugendzentren eine Stimme verleihen! Wir haben bereits in den meisten Jugendzentren zwei engagierte Chanichim und Chanichot, die von der ZWST konkrete Workshops und Unterstützung bekommen, um vor Ort noch mehr Projekte und Programme etablieren zu können. Quasi ein Leadership-Network der Zukunft. Dieses Projekt trägt den Namen »Youth-Club-Leader« und ist aus der Zusammenarbeit mit unserem starken Partner aus den USA, der B’nai B’rith Youth Organization (BBYO), entstanden.

Was wünschst du dir für dieses Jahr?
Dass die Menschen gesund bleiben und wieder mehr lächeln. Dass schon bald wieder persönliche Begegnungen in Jugendzentren oder bei Veranstaltungen der ZWST möglich sein werden. Das Kinder-, Jugend- und Familienreferat arbeitet bereits an den Vorbereitungen für die Sommermachanot. Ich wünsche mir so sehr, dass es auch in diesem Sommer wieder heißt: »One machane can change everything!«

Mit dem 22 Jahre alten Studenten und Mitarbeiter der ZWST sprach Christine Schmitt. Die Anmeldung zum »Purim Special« am 27. Februar um 19 Uhr erfolgt über die Jugendzentren.

Dortmund

»United in Hearts«: Jewrovision 2025 hat Motto und Termin

Die Jewrovision, angelehnt an den Eurovision Song Contest, ist ein fester Termin für viele jüdische Jugendliche. Sie tanzen und singen um den Sieg bei dem bundesweiten Wettbewerb - dieses Jahr im Ruhrgebiet

von Leticia Witte  20.05.2025

Berlin

»Ein Stück Heimat«

Was blieb übrig nach den NS-Verbrechen? Und was hatte es lange vorher gegeben? Das Leo-Baeck-Institut sammelt seit 70 Jahren Briefe, Tagebücher und Co. Und ist mit seinen Themen Einwanderung und Flucht brandaktuell

von Leticia Witte  19.05.2025

Halle

Einander kennenlernen

Bei der ersten Jüdischen Campuswoche an der Martin-Luther-Universität soll der offene Dialog im Mittelpunkt stehen

von Katrin Richter  19.05.2025

Porträt der Woche

Die Überlebens-künstlerin

Sarah Blumenfeld fand durch den Krebs zu ihren Wurzeln und wurde Cancer Coach

von Alicia Rust  18.05.2025

Berlin

Centrum Judaicum zeigt »Gefühlsdinge«

Die Ausstellung diskutiert wie Objekte Erinnerungen und Emotionen transportieren

 18.05.2025

Uni

Wunsch nach Gemeinschaft

Ein Workshop bei ELES greift die wenig beleuchteten Probleme jüdischer »Erstakademiker« auf

von Helmut Kuhn  18.05.2025

Pädagogik

Karin Prien gegen private Handynutzung an Grundschulen

Die Bundesbildungsministerin betont: »Wir müssen uns damit sehr schnell und sehr intensiv beschäftigten.«

 17.05.2025

Tel Aviv/Ravensburg

Ricarda Louk kämpft für das Andenken an ihre Tochter Shani

Am 7. Oktober 2023 wollte Ricarda Louks Tochter mit anderen jungen Menschen tanzen und feiern – dann kam das Massaker der Hamas. Vor einem Jahr wurde Shanis Leiche gefunden. So geht es ihrer Familie heute

 16.05.2025

Berlin

»So monströs die Verbrechen der Nazis, so gigantisch dein Wille, zu leben«

Leeor Engländer verabschiedet sich in einer berührenden Trauerrede von Margot Friedländer. Wir dokumentieren sie im Wortlaut

von Leeor Engländer  15.05.2025