KKL

»Dieses Gefühl wollen wir aufgreifen«

Johannes Guagnin ist KKL-Delegierter in Deutschland. Foto: Marco Limberg

Herr Guagnin, seit Monaten bietet der Jüdische Nationalfonds/KKL pandemiebedingt Online-Veranstaltungen an. Welche Aktivitäten planen Sie aktuell?
Da wir keine Präsenzveranstaltungen haben konnten, organisieren wir seit Januar verschiedene Online-Informationsveranstaltungen. Die nächste nennt sich »Sommergrüße aus dem Wald«. Viele unserer Unterstützerinnen und Unterstützer fliegen sonst regelmäßig nach Israel; weil das seit mehr als einem Jahr schwer möglich ist, bieten wir einen digitalen Waldspaziergang an.

Wie kann man sich das vorstellen?
Wir wollen das Gefühl eines Sommerspaziergangs in einem israelischen Wald vermitteln. Ein Reiseführer erzählt in einer Baumschule in Eschtaol, einem der größten Wälder Israels nahe Jerusalem, etwas über die verschiedenen Baumarten, die wir dort züchten. Dann begleiten wir filmisch eine Walderkundung, und wir klären Fragen, wie sich die Landschaft verändert hat, welche Funktion der Wald für die israelische Bevölkerung hat. Wir drehen im Umland von Jerusalem, wo eine hohe Bevölkerungsdichte ist und dem Wald eine besondere Bedeutung zukommt, besonders in den heißen Sommermonaten. Und wir zeigen, was aus kleinen Bäumen wird, denn durch Baumspenden tragen unsere Unterstützer ja zur Bewaldung Israels bei. Sie können natürlich auch Fragen stellen.

Wenn man länger nicht in Israel war, kommt gewiss auch Sehnsucht nach der Natur dort auf, hier können Sie ansetzen?
Ja, genau dieses Gefühl wollen wir aufgreifen. Statt der realen Reise bieten wir eine virtuelle Reise durch den Wald an. Die Veranstaltung findet am 20. Juni um 16 Uhr statt.

Welche Veranstaltungen kann man noch erwarten?
Unser Event nach der Sommerpause befasst sich mit dem Schmitta-Jahr. Nach dem alten biblischen Gesetz heißt es, man soll den Boden sechs Jahre lang bebauen und ernten, im siebten muss der Boden ruhen. Ein Gesetz, das 3000 Jahre alt ist und das heute angesichts von Nachhaltigkeit und Umweltschutz eine neue Bedeutung bekommt. Es gibt bis heute Landwirte, die sich daran halten, und in Israel gibt es hierfür dann auch Fonds, die den Verlust des Schmitta-Jahres ausgleichen. Hierüber informieren wir am 12. September. Wir als jüdischer Nationalfonds, als israelischer Forstdienst, halten uns auch an dieses religiöse Gesetz und haben festgestellt, dass sich viele Menschen für dieses Thema interessieren.

Wie wird sich der Schmitta-Vortrag gestalten?
Ein Rabbiner wird zu den halachischen Aspekten aufklären, und im Gespräch gehen wir dann genauer darauf ein, wie es in der Praxis umgesetzt wird und welche Auswirkungen es auf das Ziehen von Setzlingen und die Bepflanzungskultur hat. Und: Welche Bedeutung hat es für uns als Baumpflanzorganisation, dass man ein Jahr lang nicht pflanzen soll? Das ist ein Thema, das mich auch als Forstwirt sehr begeistert, weil es mal eine ganz andere Perspektive gibt auf forstwirtschaftliche Tätigkeiten und die damit verbundenen Herausforderungen in Israel. Wir versuchen, für dieses Gespräch auch einen Landwirt zum Gespräch zu bitten, der aus seiner Praxis und von seinen Erfahrungen mit dem Schmitta-Jahr erzählt.

Und zum Jahresausklang planen Sie Veranstaltungen zum 120. Jubiläum Ihrer Organisation.
Das eigentliche Jubiläum wird im Dezember dieses Jahres sein. Vorab planen wir eine Online-Foto-Ausstellung, am 10. Oktober wird es eine Vernissage geben. Der Jüdische Nationalfonds hat eine riesige Bilderdatenbank ab dem Jahr 1900, in der unzählige Fotos gespeichert sind, die im Zusammenhang mit dem Nationalfonds gemacht wurden. Da wollen wir die schönsten Bilder heraussuchen und den Leuten zugänglich machen. Es sind ganz, ganz tolle Fotos dabei, die viel von der Geschichte des Staates Israel erzählen – und natürlich von der Natur und den Bäumen dort.

Und wird es eine 120-Jahr-Feier geben?
Hier planen wir ein Online-Event am 28. November, zeitgleich zum ersten Kerzenanzünden von Chanukka. 120 Jahre tolle Arbeit mit Vorstellung verschiedener Projekte, verschiedener Künstler – ein biblisches Alter und ein Grund zu feiern.

Mit dem KKL-Delegierten in Deutschland sprach Annette Kanis.
Informationen unter www.jnf-kkl.de mit Link zu den Online-Veranstaltungen

Biografie

»Traut euch, Fragen zu stellen«

Auch mit 93 Jahren spricht die Schoa-Überlebende Eva Szepesi vor Schülern. Nun hat sie ein Bilderbuch über ihre Geschichte veröffentlicht

von Alicia Rust  06.07.2025

Freiwilligendienst

Helfen und lernen

Vier Israelis erzählen, warum sie ehrenamtlich in Deutschland arbeiten

von Christine Schmitt  06.07.2025

Porträt der Woche

Die Welt verbessern

Noam Quensel möchte sich engagieren und das Judentum nach außen tragen

von Eugen El  06.07.2025

München

Das Schweigen brechen

Stephan Lebert und Louis Lewitan stellten ihr neues Buch »Der blinde Fleck« über ein deutsches Tabu und seine Folgen vor

von Helen Richter  03.07.2025

Sport

Fit mit Makkabi

Schmerzt der Rücken? Fehlt die Kraft? Wir haben vier Übungen für alle, die fit im Alltag werden wollen. Gezeigt hat sie uns Noah von Makkabi

von Katrin Richter  03.07.2025

Berlin

»Wie vorm Berghain«

Avi Toubiana über das Kosher Street Food Festival, organisatorische Herausforderungen und Warteschlangen

von Helmut Kuhn  06.07.2025 Aktualisiert

Lesung

Familiengeschichten

Der Autor Daniel Zylbersztajn-Lewandowski stellte im »taz-Café« zwei Bücher über seine Vorfahren vor – und lernte bislang unbekannte Verwandte kennen

von Alicia Rust  03.07.2025

Chemnitz

Marx und Mikwe

Die Jüdische Gemeinde präsentiert sich im Kulturhauptstadtjahr zwischen Baustelle, Geschichte und Begegnung. Ein Ortsbesuch

von Anett Böttger  02.07.2025

Meinung

Nicht ohne meine Klimaanlage!

Warum sich Deutschland im Sommer an Israel ein Beispiel nehmen sollte

von David Harnasch  02.07.2025 Aktualisiert