Corona

Die Masken sollen bleiben

Vielerorts sollen die Vorsichtsmaßnahmen beibehalten werden – zumindest bis zu den nächsten Ferien. Foto: Getty Images

Wir möchten behutsam und vorsichtig agieren, sodass unsere Schule ein möglichst sicherer Ort ist», sagt Noga Hartmann, Direktorin der I. E. Lichtigfeld-Schule in Frankfurt. Viele Kollegen und Schüler seien in den vergangenen Wochen mit Corona infiziert gewesen – und die steigende Zahl der Neuinfektionen stimme nicht gerade optimistisch.

Der Bundestag hatte am vergangenen Freitag Änderungen im Infektionsschutzgesetz beschlossen. Dis bisherigen Regeln waren am Samstag ausgelaufen. Welche Corona-Regeln ab jetzt in welchen Regionen gelten, entscheiden nun die Länderparlamente. Auf der neuen Rechtsgrundlage können sie Basisschutzmaßnahmen beschließen und außerdem für sogenannte Hotspots schärfere Auflagen festlegen.

Auch die Institutionen der Jüdischen Gemeinde in Frankfurt – abhängig von den jeweiligen Vorgaben der verschiedenen zuständigen Behörden und den jeweiligen Möglichkeiten – planen wieder Öffnungsschritte. Für das Gymnasium der I. E. Lichtigfeld-Schule wurde entschieden, dass der Unterricht in mehreren Fächern in den Jahrgängen sechs bis acht wieder klassenübergreifend abgehalten werden kann, ebenso wird der gruppengemischte Wahlunterricht in Präsenz stattfinden. Die Arbeitsgemeinschaften können nach den Frühjahrsferien starten.

HOFPAUSE Die Hofpausenregelung bleibt vorerst unberührt. Klassenfahrten im Inland werden geplant. Da im Unterricht am Platz keine Maskenpflicht mehr gilt, soll auf Abstand, vor allem aber auf die Einhaltung der sonstigen Vorsichtsmaßnahmen wie das Lüften geachtet werden. Die Testroutine laufe sowohl an der Grundschule als auch im Gymnasium weiter wie bisher. «Und selbstverständlich kann jeder, der möchte, weiterhin eine Maske tragen», sagt Noga Hartmann.

Etwas anders sieht es mit der Pausengestaltung in der Grundschule aus, denn da sollen sich die Schüler so allmählich wieder mischen können und nicht nur in ihrem Klassenverband zusammenbleiben.

«Fest steht für mich, dass wir die Masken auf jeden Fall bis zu den Frühlingsferien beibehalten werden, da die Infektionen gerade die Runde machen und die Ferien sonst gefährdet sind für die Familien», sagt Michael Anger, Direktor des Albert-Einstein-Gymnasiums in Düsseldorf. Am Freitag hatte das Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen entschieden, die Masken eine Woche vor den Ferien fallen zu lassen. «Das machen wir aber nicht mit und bleiben bis zu den Ferien bei der bestehenden Regelung.»

Testen, Abstand, Lüften: So bereiten sich die Schulen vor.

Die Testpflicht sei nun für bereits immunisierte Personen aufgehoben. Wer davon Gebrauch machen möchte, muss seinen Impfstatus nachweisen. Alle können aber weiterhin an den drei Mal pro Woche stattfindenden Testungen teilnehmen.

GOTTESDIENST «Bei uns wird sich in diesen Tagen noch nichts ändern», sagt Friedrich Thul, Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Aachen. Die Schilder bleiben alle hängen, bis in den April hinein gibt es eine Maskenpflicht für die Gottesdienstbesucher, und Interessierte an einer Besichtigung der Synagoge müssen Impfnachweise erbringen.

30 bis 50 Beter besuchen die Gottesdienste. «Ich glaube, jede Gemeinde ist derzeit froh über jeden Gottesdienstbesucher», sagt der Geschäftsführer. Die Aachener Dauerbeter seien überwiegend mindestens dreimal geimpft, viele auch schon viermal. In der Synagoge gibt es etwa 200 Plätze. «Da können alle Abstand halten.»

Solange noch Schule ist, gelten auch die Kinder und Jugendlichen unter 17 Jahren als getestet, da in diesen Einrichtungen regelmäßig Tests auf dem Stundenplan stehen. «In diesem Bereich haben wir also keine Probleme», so Thul. Und in den Ferien bleibe das Jugendzentrum geschlossen.

IMPFUNG In Bayern herrschen nach wie vor strenge Maßnahmen. Auch die Gemeinde in Nürnberg nimmt diese ernst. «Wir möchten kein Hotspot werden, sondern bleiben lieber vorsichtig», sagt André Freud, Geschäftsführer der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG) Nürnberg. Das Besondere sei, dass das Gemeindezentrum und das Seniorenheim in einem Haus untergebracht sind und sich somit einen Eingang teilen. Deshalb gelten die strengeren Besucherregeln des Heims auch für die Gemeinde.

«In unserem Gemeindezentrum haben wir eine Kinderbetreuung mit Frühstück und Mittagessen eingerichtet», sagt André Freud. Die Kids und Jugendlichen werden jeden Tag getestet. Seit Kurzem sind die Gemeindemitglieder mit konkreter Hilfe für jüdische Frauen und Kinder aus der Ukraine im Gemeindezentrum aktiv.

In Bayern herrschen nach wie vor strenge Maßnahmen. Auch die Gemeinde in Nürnberg nimmt diese ernst.

«Wir helfen bei den Formularen, verteilen Hilfsgüter aller Art, bemühen uns um Unterkunft und haben eine Tagesbetreuung für die Kinder eingerichtet.» Die Menschen sind nun in Pensionen, Hotels oder in Familien aufgenommen worden. Und in einigen Sammelunterkünften suchen einige Mitarbeiter die Kinder auf, um eine Betreuung anzubieten.

Es seien schöne und traurige Szenen zu sehen. Manche Kinder würden auf der Wiese Fußball oder Badminton spielen, andere still in der Ecke stehen und die Wand anschauen. «Wir tun, was wir können. Wir haben Deutschkurse eingerichtet, wir leisten Seelsorge, wir kümmern uns, so gut es geht», sagt Freud. Viele der Geflüchteten seien allerdings nicht geimpft, und die Kinder können, ohne Symptome zu haben, das Virus weitergeben.

VORSICHT Auch andere Gemeinden sehen die vorläufigen gesetzlichen Lockerungen der Corona-Schutzmaßnahmen mit Vorsicht: In der Jüdischen Gemeinde Rostock werden weiter unter den 3G-Regeln die Türen geöffnet.

«Abwarten» heißt es in Hannover. Die Maskenpflicht soll vorerst bleiben, ebenso die Plexiglas-Schutzschilder.

Und auch in Halle an der Saale gibt man sich zurückhaltend. Dort liege die Inzidenz derzeit bei über 2000. «Wir werden in der Synagoge die Regeln erst lockern, wenn sie bei 1000 liegt», sagt Gemeindechef Max Privorozki.

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025