Ausstellung

Die Kinder von Kovno

Sie haben überlebt: Karl Izchak Rom, Solly Ganor und Abba Ganor (v.l.n.r.) Foto: Miryam Gümbel

Kinder sitzen spielend zusammen – ein Bild, das aber durch die ernsten und traurigen Blicke keine kindliche Fröhlichkeit vermittelt. Ein anderer Junge trägt eine Suppenterrine durch die Kälte. Die Fotos aus dem Ghetto Kovno (Kaunas) in Litauen stimmen nachdenklich. Aufgenommen hat die Bilder der jüdische Fotograf George Kadish, der sie dort heimlich und unter Lebensgefahr aufgenommen hat. Er hat überlebt und konnte die vergrabenen Filme nach der Auflösung des Ghettos bergen.

Zu den Kindern, die Kaunas trotz all seinen Grausamkeiten überlebten, gehört der heute 81-jährige Solly Ganor. Am Vorabend des 27. Januar eröffnete er im Münchner Gasteig die Ausstellung »Solly Ganor – Das andere Leben. Die jüdischen Kinder von Kovno 1941–1945«. Sie entstand in Zusammenarbeit der KZ Gedenkstätte Dachau mit dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München und ist bei freiem Eintritt noch bis zum 22. Februar zu sehen. Das Bildmaterial von Kadish hat Solly Ganor zusammengestellt und kommentiert. Sie wurden mit Aufnahmen aus den KZs Kaufering und Landsberg ergänzt. Damit und mit seinem Buch Das andere Leben. Kindheit im Holocaust« (erschienen im Fischer Verlag) erfüllt er das Versprechen Zeugnis abzulegen, »das ich meinen ermordeten Freunden gegeben habe«.

Damals im Ghetto waren sich selbst die Kinder sicher, dass sie nicht überleben würden. Die Tatsache, dass er darüber berichten kann, ist deshalb, wie er in seiner Einführung betonte, von großer emotionaler Bedeutung. »Die meisten von uns wollten nie wieder nach Deutschland kommen«, sagte Solly Ganor. Doch heute, nach 65 Jahren habe sich viel geändert. So ist die Ausstellung für ihn nicht nur eine Dokumentation, sondern auch eine Möglichkeit, insbesondere mit der Jugend ins Gespräch zu kommen. Ganor besucht regelmäßig Schulen, wofür ihm und den anderen Zeitzeugen bei der Eröffnung Karl Freller, der Direktor der Stiftung Bayerische Gedenkstätten, dankte. Außer Solly Ganor waren bei der Ausstellungseröffnung noch zwei weitere der überlebenden Kaunas-Ghetto-Kinder dabei: der ebenfalls heute in Israel lebende Abba Ganor und der Münchner Karl Izchak Rom.

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025

Begegnung

Raum für das Unvergessene

Jede Woche treffen sich Schoa-Überlebende im Münchner »Café Zelig«, um Gemeinschaft zu finden im Schatten der Geschichte. Ein Ortsbesuch

von Katrin Diehl  23.04.2025

Interview

»Das Gedenken für Jugendliche greifbar machen«

Kurator Pascal Johanssen zur neuen Ausstellung im ehemaligen Jüdischen Waisenhaus in Pankow

von Gerhard Haase-Hindenberg  21.04.2025

Porträt der Woche

Austausch mit Gleichen

Maria Schubert ist Gemeindesekretärin in Magdeburg und tanzt gern

von Alicia Rust  18.04.2025