Nachruf

Die Kämpferische

Monika Almekias-Siegl sel. A. Foto: Stephan Pramme

Sie hat die Synagoge des Jüdischen Altersheims in der Herbartstraße musikalisch viele Jahrzehnte lang geprägt und galt als ihr musikalisches Gesicht: Monika Almekias-Siegl spielte bereits bei der Einweihung des Gotteshauses 1980 die Orgel, während Kantor Ralf Ries amtierte. Viele Kantoren haben seitdem in der Synagoge gesungen, begleitet hat sie immer Monika Almekias-Siegl, die damals noch Hartmann hieß. Jetzt ist die Berlinerin im Alter von 73 Jahren nach langer Krankheit gestorben.

»Zu ihrer positiven Lebenseinstellung gehörte auch das Motto ›Geht nicht, gibt es nicht‹«, sagt Rabbiner Andreas Nachama über Monika Almekias-Siegl. Sie habe die Begabung besessen, aus Problemen Chancen zu machen.

»Sie konnte Schwierigkeiten annehmen und einen Weg heraus suchen und finden«, so der Rabbiner. Beispielsweise, als die Gelder für den Chor der Synagoge Herbartstraße, den sie leitete, gekürzt werden sollten, oder auch, als ihr zweiter Sohn mit Down-Syndrom auf die Welt kam – da war sie 29 Jahre alt und steckte noch in der Ausbildung zur Musiktherapeutin.

chor Sie stellte fest, dass ihr Sohn hochmusikalisch war und suchte nach einem Chor, in dem er hätte singen und musikalisch gefördert werden können. »Doch den musste ich schon selbst gründen«, sagte sie einmal in einem Interview mit der Jüdischen Allgemeinen. So entstand der Immanuel-Chor, in dem Behinderte und Nichtbehinderte zusammen sangen. Mit dem Chor fuhr sie auch viermal nach Israel.

Monika Almekias-Siegel hatte an der Hochschule für Musik Kantor Ralf Ries, ihren späteren Lebenspartner und Vater ihrer ältesten drei Kinder, kennengelernt. Er war es auch, der sie davon überzeugte, die Gottesdienste im Jüdischen Altersheim, damals noch in der Iranischen Straße, zusammen mit ihm zu gestalten. »Sie beherrschte ihr Instrument so gut, dass sie, wenn der Kantor mit seiner Stimme beispielsweise nicht so hoch kam, problemlos in eine andere, tiefere Tonart wechseln konnte«, würdigt Rabbiner Nachama ihr musikalisches Können.

bundesverdienstkreuz Drei Jahre nach der Geburt ihrer Tochter Dinah starb Ralf Ries. Den Lebensmut ließ sich Monika Almekias-Siegl nicht nehmen, sie war Mutter, verdiente als Organistin etwas Geld, arbeitete als Musiktherapeutin und produzierte und gestaltete fürs Fernsehen Dokumentationen, in denen behinderte Menschen im Mittelpunkt standen. Für ihr Engagement für Behinderte erhielt sie auch das Bundesverdienstkreuz.

Und dann gab es da auch noch den Chor, mit dem sie viel probte und der regelmäßig in der Synagoge Herbartstraße seine Einsätze hatte. Esther Hirsch, heute Kantorin bei Sukkat Schalom, hat dort mitgesungen. Auch an der Ausbildung von Alexander Nachama, heute Kantor und Rabbiner in Dresden, hatte sie einen großen Anteil.

Mit ihrem Ehemann Salomon Almekias-Siegl, von dem sie in den letzten Jahren getrennt lebte, bekam sie eine weitere Tochter.

beerdigung Am Mittwoch wird Monika Almekias-Siegl sel. A. um 9 Uhr auf dem Friedhof Scholzplatz im Kreise ihrer Angehörigen und Freunde beerdigt, in nächster Nähe zu Ralf Ries und vieler bereits verstorbener Organisten, Kollegen und Freunde.

Ein Werk kann man von ihr immer noch hören: Zusammen mit einem Tontechniker hat die Musikerin unbegleitete Gesänge von Kantor Estronga Nachama weiterverarbeitet, indem sie sie von ihrem Chor und ihrem Orgelspiel begleiten ließ. »Sie hat ihn intuitiv begleitet, und man spürt dabei, wie begabt sie war«, sagt Andreas Nachama.

Antisemitismusverdacht

Ermittlung wegen Plakat »Juden haben hier Hausverbot« läuft

Ein antisemitischer Aushang in einem Flensburger Geschäft sorgt für Entsetzen. Politiker und Bürger reagieren deutlich. Die Staatsanwaltschaft schaltet sich ein

 18.09.2025

Nürnberg

Annäherung nach Streit um Menschenrechtspreis-Verleihung

Die Israelitische Kultusgemeinde hatte den diesjährigen Träger des Nürnberger Menschenrechtspreises nach Bekanntgabe des Juryvotums kritisiert. Nach Gesprächen gibt es nun offenbar eine Verständigung

 18.09.2025

Berlin

Zwölf Rabbiner blasen das Schofar

Die Jüdische Gemeinde Chabad Berlin lud zum Neujahrsempfang. Zu Gast war auch der Regierende Bürgermeister Kai Wegner

von Detlef David Kauschke  18.09.2025

Meinung

Die Tränen des Kanzlers

Bei seiner Rede in München gab Friedrich Merz ein hochemotionales Bekenntnis zur Sicherheit jüdischen Lebens ab. Doch zum »Nie wieder dürfen Juden Opfer werden!« gehört auch, den jüdischen Staat nicht im Stich zu lassen

von Philipp Peyman Engel  18.09.2025 Aktualisiert

Berlin

Zentralrat der Juden begeht sein 75. Jubiläum

Die Dachorganisation der jüdischen Gemeinden lud zahlreiche Gäste aus Politik und Zivilgesellschaft nach Berlin. Der Bundeskanzler hielt die Festrede

von Imanuel Marcus  17.09.2025

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025