Deutschland

»Die Jüdische Akademie soll einen Wechsel der Perspektive einleiten«

Doron Kiesel, Mark Dainow, Sabena Donath, Uwe Becker und Harry Schnabel (V.L.) vor dem Bauschild der geplanten Jüdischen Akademie in Frankfurt am Main. Foto: Rafael Herlich

Die geplante Jüdische Akademie des Zentralrats der Juden in Deutschland soll dazu beitragen, einen Perspektivwechsel im Zusammenleben von Juden und Nichtjuden einzuleiten. »Das Zusammenleben ist noch nicht selbstverständlich«, sagte der Co-Direktor der Jüdischen Akademie, Doron Kiesel, dem Evangelischen Pressedienst (epd).

»Synagogen werden immer noch von der Polizei beschützt, das beunruhigt uns.« Am 2. September erfolgt in Frankfurt am Main der Spatenstich für die erste Jüdische Akademie in Deutschland.

Die Akademie solle ein Ort sein, an dem »Juden und Nichtjuden gleichermaßen Fragen, Unsicherheiten oder Zuschreibungen diskutieren und Gewissheiten infrage stellen können«, sagte der Wissenschaftliche Direktor der Bildungsabteilung des Zentralrats der Juden. »Sich dort treffen, Bekanntschaften machen und Freundschaften schließen, das ist die beste Garantie, um bestehende Ressentiments zurückzudrängen.«

Die Akademie will nach den Worten von Kiesel zeigen, wie das Judentum der Moderne aussieht: »Es ist vielfältig.« Seit der Einwanderung von Juden aus der ehemaligen Sowjetunion in den frühen 1990er-Jahren habe sich eine neue jüdische Gemeinschaft in Deutschland gebildet. Die Akademie biete Juden aus den unterschiedlichen Sphären einen Rahmen, in dem sie sich treffen, kennenlernen und Kontroversen austragen können.

Zu den vorrangigen Themen der Akademie gehört nach Angaben des Co-Direktors der Beitrag zu einer Erinnerungskultur, damit die Erinnerung an die Schoah nach dem Sterben der Zeitzeugen nicht aus dem Gedächtnis verschwindet. Ebenso werde die Akademie sich als »Speerspitze« an Debatten um Strategien gegen Antisemitismus beteiligen und Lehramtsstudierende zur Auseinandersetzung mit antisemitischen und israelfeindlichen Einstellungen befähigen. Außerdem wolle die Akademie zu einem besseren Verständnis der Politik und Kultur Israels beitragen.

Frankfurt am Main sei in mehrerlei Hinsicht der geeignete Standort, erklärte Kiesel. Die Akademie wolle an das dort von dem Historiker und Religionsphilosophen Franz Rosenzweig (1886-1929) geleitete Freie Jüdische Lehrhaus der 1920er und 30er Jahre anknüpfen und dessen geistige Schätze heben. Die Idee zur Gründung ist nach den Worten von Kiesel 2012 geboren worden, seit fünf Jahren bereiten er und die Co-Direktorin Sabena Donath das Vorhaben konkret vor.

Der Bau gegenüber dem Messegelände in Bahnhofsnähe nach einem Entwurf des Frankfurter Architekten Zvonko Turkali soll 34,5 Millionen Euro kosten. Die Kosten werden gemeinsam vom Bund, dem Land Hessen, der Stadt Frankfurt und dem Zentralrat der Juden getragen. Die Fertigstellung des Baus ist für Ende 2023 geplant. 2024 soll die Akademie ihren Betrieb aufnehmen. epd/ja

Ehrung

Göttinger Friedenspreis für Leon Weintraub und Schulnetzwerk

Zwei Auszeichnungen, ein Ziel: Der Göttinger Friedenspreis geht 2026 an Leon Weintraub und ein Schulprojekt. Beide setzen sich gegen Rassismus und für Verständigung ein

von Michael Althaus  13.11.2025

Israel

Voigt will den Jugendaustausch mit Israel stärken

Es gebe großes Interesse, junge Menschen zusammenzubringen und Freundschaften zu schließen, sagt der thüringische Regierungschef zum Abschluss einer Israel-Reise

von Willi Wild  13.11.2025

Karneval

»Ov krüzz oder quer«

Wie in der NRW-Landesvertretung in Berlin die närrische Jahreszeit eingeleitet wurde

von Sören Kittel  13.11.2025

Jüdische Kulturtage Berlin

Broadway am Prenzlauer Berg

Vom Eröffnungskonzert bis zum Dancefloor werden Besucherrekorde erwartet

von Helmut Kuhn  13.11.2025

Justiz

Anklage wegen Hausverbots für Juden in Flensburg erhoben

Ein Ladeninhaber in Flensburg soll mit einem Aushang zum Hass gegen jüdische Menschen aufgestachelt haben. Ein Schild in seinem Schaufenster enthielt den Satz »Juden haben hier Hausverbot«

 12.11.2025

Interview

»Niemand hat Jason Stanley von der Bühne gejagt«

Benjamin Graumann, Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Frankfurt, weist die Vorwürfe des amerikanischen Philosophen zurück und beschuldigt ihn, Unwahrheiten über den Abend in der Synagoge zu verbreiten

von Michael Thaidigsmann  12.11.2025

Hessen

Margot Friedländer erhält posthum die Wilhelm-Leuschner-Medaille

Die Zeitzeugin Margot Friedländer erhält posthum die höchste Auszeichnung des Landes Hessen. Sie war eine der wichtigsten Stimme in der deutschen Erinnerungskultur

 12.11.2025

Berlin

Touro University vergibt erstmals »Seid Menschen«-Stipendium

Die Touro University Berlin erinnert mit einem neu geschaffenen Stipendium an die Schoa-Überlebende Margot Friedländer

 12.11.2025

Jubiläum

»Eine Zierde der Stadt«: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in Berlin eröffnet

Es ist einer der wichtigsten Orte jüdischen Lebens in Deutschland: Vor 30 Jahren wurde das Centrum Judaicum in der Neuen Synagoge in der Oranienburger Straße in Berlin eingeweiht. Am Dienstag würdigt dies ein Festakt

von Gregor Krumpholz, Nina Schmedding  11.11.2025