Deutschlandbesuch

Dialog vertiefen

Wenn Papst Benedikt XVI. bei seinem Deutschlandbesuch mit Vertretern des Zentralrats der Juden in Deutschland und jüdischen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens zusammentrifft, wird das in freundlicher Atmosphäre geschehen. So entspannt wie heute sei das Verhältnis zwischen dem katholischen Kirchenoberhaupt und Vertretern des Judentums lange nicht gewesen, so die Kommentatoren.

Der Prozess der Versöhnung zwischen dem Vatikan und dem Judentum habe in den zurückliegenden Jahrzehnten große Fortschritte gemacht, schrieb der Präsident des Zentralrates der Juden in Deutschland, Dieter Graumann, unlängst in dieser Zeitung.

Und ergänzt: »Wir sind vom absoluten Versöhnungswillen des Papstes immer fest überzeugt gewesen.« Vor dem Begegnung am 22. September in Berlin äußert sich Graumann optimistisch: Das Treffen sei eine willkommene Gelegenheit, »neue Zeichen für die Weiterentwicklung und die Vertiefung des Dialogs mit der katholischen Kirche zu setzen«.

Eingeladen In Erfurt wird Wolfgang Nossen, der Vorsitzende der Jüdischen Landesgemeinde Thüringen, an einem Ökumenischen Wortgottesdienst in der Augustinerkirche mit einer Predigt des Papstes teilnehmen. Ihn habe die Einladung sehr überrascht aber auch gefreut, sagt Nossen. Mit den Kirchen der thüringischen Landeshauptstadt pflege er seit Langem gute vertrauensvolle Kontakte. Nossen ist unter anderem Mitglied im Arbeitskreis Kirche und Judentum.

In den ersten Jahren seiner Amtszeit hatte es vermehrt Verstimmungen zwischen dem deutschen Papst und der jüdischen Gemeinde gegeben. Das vom katholischen Oberhaupt wieder zugelassene Karfreitagsgebet mit der Bitte für die Bekehrung der Juden zum christlichen Glauben wurde nicht nur von Juden in Deutschland als Affront verstanden.

Irritationen In die Kritik geriet der erste deutsche Papst nach dem Holocaust auch, als er die Exkommunikation von Bischöfen der Piusbruderschaft aufhob und damit dem Holocaust-Leugner Richard Williamson den Weg zurück in die katholische Kirche ebnete. Zuletzt lösten Signale, Papst Pius XII. seligzusprechen, bei Vertretern des Judentums Irritationen aus. Pius XII. wurde wegen seines Schweigens zur Verfolgung der Juden in der Hitler-Diktatur heftig kritisiert.

Doch in seiner Amtszeit hat Benedikt immer wieder Schritte der Versöhnung unternommen, etwa bei seinem Besuch des ehemaligen NS-Todeslagers Auschwitz. 2005 besuchte er die Kölner Synagoge, das war die erste Visite eines jüdischen Gotteshauses außerhalb Italiens, und in Rom empfing Papst Benedikt die beiden Oberrabbiner Israels zur Privataudienz. epd/ja

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