Tourismus

Deutschlands »kleinste Airline« bleibt zunächst am Boden

»Wenn es möglich ist, würden wir gern weitermachen«: Geschäftsführer Shlomo Almagor (Archiv) Foto: Moritz Piehler

Die Hamburger Fluggesellschaft Tel Aviv Air GmbH hat nur drei Monate nach ihrem ersten Start am 3. März den Flugbetrieb eingestellt und Insolvenz angemeldet. »Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass die Tel Aviv Air GmbH insolvenzbedingt ihren Geschäftsbetrieb eingestellt hat«, heißt es auf der Website des Unternehmens. »Wir bedauern sehr, dass wir keine weiteren Flüge durchführen können.  Alle Flugbuchungen wurden storniert.«

»Im Moment kann ich nichts dazu sagen, aber die Gründe sind vielfältig: Corona, Spritpreis, Ukraine-Krieg, Ölpreis, das ist ein gefährlicher Cocktail«, erklärte Shlomo Almagor, einer der beiden Geschäftsführer, gegenüber der Jüdischen Allgemeinen. »Besonders die starken Preisanstiege von Flugzeugbenzin haben uns den wirtschaftlichen Rahmen genommen. Im Nachgang des Ukrainekriegs stiegen die Preise um 50 Prozent. Das konnten wir so kurzfristig nicht mehr an die Fluggäste weitergeben«, präzisiert sein Partner Paul Scodellaro, ehemals Verkaufschef der Fluggesellschaft Germania.

Insgesamt habe das Unternehmen eineinhalb Jahre bestanden, so Scodellaro zur JA. »Im März und April hatten wir einen Marktanteil für die Passagiere zwischen Hamburg und Tel Aviv von 43 Prozent. Im Mai hatten wir noch eine Auslastung von 60 Prozent, danach konnten wir die steigenden Kosten nicht mehr ausgleichen.«

Dabei hatten der Hamburger Reiseunternehmer Almagor (Israel Reisen Almagor) und Scodellaro- eigentlich eine Lücke entdeckt. »Wir waren auf dem richtigen Weg, Verkauf und Struktur stimmten«, so Scodellaro. Als potenzielle Kunden der in den Medien mit nur einer gecharterten Maschine gern »kleinsten Fluggesellschaft der Welt« genannten Airline hatten die Gründer Touristen, Geschäftsleute, norddeutsche und dänische Reisegruppen sowie jüdische Reisende aus Norddeutschland im Blick. Zwei Mal in der Woche (Donnerstag und Sonntag) sollte die Airline die Metropolen Tel Aviv und Hamburg direkt miteinander verbinden.

Insgesamt fanden 38 Flüge statt. »Dann mussten wir entscheiden, dass das wirtschaftlich nicht tragbar ist. Da war die Finanzdecke sicher nicht ausreichend«, bedauert Scodellaro. »Jetzt müssen wir abwarten; wie sich das Verfahren weiterentwickelt«, sagt Shlomo Almagor. Dennoch will der Reiseunternehmer nicht aufgeben. »Wenn es möglich ist, würden wir gern weitermachen.«

Das wünscht sich auch Paul Scodellaro. »Der Bedarf zwischen Norddeutschland und Israel ist da. Wir haben sicherlich Vertrauen verloren, aber wir würden die Linie gern wieder aufbauen – unter einem anderen Stern.«

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025

Trilogie

Aufgewachsen zwischen den Stühlen

Christian Berkel stellte seinen Roman »Sputnik« im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  26.10.2025

Dank

»Endlich, endlich, endlich!«

Die IKG und zahlreiche Gäste feierten die Freilassung der Geiseln und gedachten zugleich der Ermordeten

von Esther Martel  24.10.2025

Kladow

Botschaft der Menschlichkeit

Auf Wunsch von Schülern und des Direktoriums soll das Hans-Carossa-Gymnasium in Margot-Friedländer-Schule umbenannt werden

von Alicia Rust  24.10.2025

Osnabrück

Rabbiner Teichtal: »Unsere Aufgabe ist es, nicht aufzugeben«

»Wer heute gegen Juden ist, ist morgen gegen Frauen und übermorgen gegen alle, die Freiheit und Demokratie schätzen«, sagt der Oberrabbiner

 24.10.2025

Universität

»Jüdische Studis stärken«

Berlin bekommt als eines der letzten Bundesländer einen Regionalverband für jüdische Studierende. Mitgründer Tim Kurockin erklärt, wie sich der »JSB« künftig gegen Antisemitismus an den Hochschulen der Hauptstadt wehren will

von Mascha Malburg  23.10.2025

Sport

»Wir wollen die Gesellschaft bewegen«

Gregor Peskin ist neuer Vorsitzender der Makkabi-Deutschland-Jugend. Ein Gespräch über Respekt, neue Räume für Resilienz und interreligiöse Zusammenarbeit

von Helmut Kuhn  23.10.2025