Filmpremiere

Der Geschmack von Israel

Filmausschnitt: Tom Franz (l.) zu Gast bei Shabi Sherfler im Restaurant Azura Foto: SWR / © SWR

Man schwärmt. Man feiert. Und man feiert einen Film, der Israel feiert. Seine Farben, seine Landschaften, seine Gerüche, seine Menschen – und sein Essen. Man feiert die Regisseure und alle am Film Beteiligten, besonders die Hauptperson des Streifens: Tom Franz. Auch er ist an diesem Donnerstagabend extra aus Israel zur Premiere in der Hochschule für Film und Fernsehen nach München gereist, um So isst Israel vorzustellen.

Der Film von Mica Stobwasser und Louis Saul nimmt das Publikum für gute 90 Minuten mit auf eine kulinarische Reise durch den jüdischen Staat. Die Idee dazu sei ihr gekommen, als sie vor zwei Jahren zum ersten Mal Israel besucht und festgestellt habe, dass »dieses Land mit seinen Menschen viel bunter war als das Bild, das ich davon hatte«, erzählt Mica Stobwasser.

Und dann kam Tom Franz dazu mit seiner ungewöhnlichen Geschichte: Der Deutsche hatte 2004 seine Sachen gepackt, war nach Tel Aviv gezogen, nach drei lehrreichen Jahren zum Judentum übergetreten, heiratete eine Israelin, die aus einer Familie von Schoa-Überlebenden stammt, und wurde 2013 zum Gewinner der in Israel beliebten TV-Kochshow MasterChef. Eine Einschaltquote von 52 Prozent hatte er der Sendung damals beschert, eine der höchsten in der israelischen Fernsehgeschichte. Mit Tom Franz hatte Mica Stobwasser nun den Mann gefunden, der durch ihren Film und die reiche Esskultur Israels führen sollte.

Granatäpfel Die Kamera hält während des gesamten Films nahe drauf. Die wässrig roten Kerne des Granatapfels lassen sich zählen, zwischen den knetenden Fingern tritt ein öliger Teig hervor. Bestes Bildmaterial für ein Kochbuch. Dazwischen und bis man sich um einen nächsten Tisch oder Herd zusammenfindet – Landschaften: die Weite des Negevs, die samtige Wasseroberfläche des Sees Genezareths, das wilde Gestrüpp der Judäischen Hügel.

Der Streifen ist ein Fest für die Sinne, und bei dieser Pracht stellt sich die Frage, ob ein schlechter Film überhaupt möglich wäre. Denn So isst Israel ist ein Film, der glücklich macht – fast zu glücklich. Der Ausbruch des Gaza-Kriegs im Sommer 2014 hatte die Dreharbeiten verzögert. Im Herbst darauf konnten diese schließlich beginnen. Die Protagonisten standen endlich fest, eine Auswahl aus 100 Kandidaten. Sie sind es, die dem Film seine Kraft und Vitalität verleihen. Durch ihre Originalität, ihre Klugheit, ihren Witz, ihre Unabhängigkeit. Kurz: Sie sind die besten Vertreter ihres Landes (und dazu gehört auch Franz’ Ehefrau Dana, ebenfalls in München mit dabei).

Einblicke Tom Franz lässt sich von ihnen in ihre Kunst einführen, nimmt in etwa die Rolle eines erkundenden Journalisten ein. Auch die Ultraorthodoxen erlauben es ihm, ihnen über die Schulter zu schauen, lässt er doch ihre koschere Küche vor einem riesigen Publikum köstlich dastehen. Die Geschichten, die hinter dem Essen stehen, erzählen sich da fast von selbst. Bevor man wieder auseinandergeht, putzt man mit einer dicken Scheibe Brot zwischen den Fingern den gemeinsamen Teller aus.

Draußen, vor dem Vorführraum der Filmpremiere, werden Häppchen serviert. Lecker, aber irgendwie blass und flach im Vergleich zu dem, was da gerade so prächtig über die große Leinwand geflimmert ist. Die Trauben für den Wein haben Behinderte geerntet. Sie kommen ebenfalls im Film vor. Der Wein ist freilich koscher – auch das eine Geschichte, die So isst Israel erzählt. Und allerorten unter dem Publikum die Prognose, dass Israel die zukünftige Sterne-Küche sein wird.

»So isst Israel« wird in Kürze auf arte als Dokuserie gesendet:

Montag, 19. Oktober, 15.45 Uhr
Dienstag, 20. Oktober, 15.50 Uhr
Mittwoch, 21. Oktober, 15.45 Uhr
Donnerstag, 22. Oktober, 15.50 Uhr
Freitag, 23. Oktober, 15.45 Uhr

Didaktik

Etwas weniger einseitig

Das Israel-Bild in deutschen Schulbüchern hat sich seit 2015 leicht verbessert. Doch der 7. Oktober bringt neue Herausforderungen

von Geneviève Hesse  22.12.2025

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025