Heidelberg

Den Diskurs verändern

Nebeneinander und miteinander Foto: imago images/Fred de Noyelle / Godong

Die Perspektiven von Juden und Muslimen im öffentlichen Diskurs stärken – das ist das erklärte Ziel des »Heidelberger Bündnisses für jüdisch-muslimische Beziehungen«. Vor Kurzem hat es offiziell seine Arbeit aufgenommen. Kooperationspartner sind die Hochschule für Jüdische Studien (HfJS), die Pädagogische Hochschule Heidelberg, die Muslimische Akademie Heidelberg, das Kulturhaus Karlstorbahnhof sowie die Stadtverwaltung. Gefördert wird das Bündnis von der Stiftung »Erinnerung, Verantwortung und Zukunft«.

Für Frederek Musall, stellvertretender HfJS-Direktor, ist das Bündnis eine Alternative zu institutionellen Dialogprojekten.

»Wir möchten einen Beitrag zu mehr Sichtbarkeit von Jüdinnen und Juden sowie Musliminnen und Muslimen in der öffentlichen Debatte leisten – nicht in Form eines interreligiösen Dialogs, sondern als zeitgenössische Intervention in Fragen von Kultur, Gesellschaft und gleichberechtigter Teilhabe«, sagte Yasemin Soylu von der Muslimischen Akademie. Primär gehe es darum, ein Gegengewicht zu aktuellen gesellschaftlichen Diskursen um Heimat, Leitkultur und Zugehörigkeiten zu setzen. »Wir wollen uns gemeinsam Zukunftsfragen stellen und aktuelle Herausforderungen in den beiden Communitys thematisieren.«

PLATTFORM Mit diesem Ansatz sieht sich die Initiative als bundesweit einzigartige Plattform, die in Kultur, Wissenschaftskommunikation und Bildungsarbeit hineinwirken will. Es sei Aufgabe des Bündnisses, die Zivilgesellschaft mehr für die Geschichte und Gegenwart jüdisch-muslimischer Beziehungen zu sensibilisieren. Bisher versteife sich der Diskurs allzu oft auf religiöse Debatten, Negativerfahrungen oder den Nahostkonflikt.

Für Frederek Musall, stellvertretender HfJS-Direktor, ist das Bündnis eine Alternative zu institutionellen Dialogprojekten. »Der Zusammenschluss soll unterschiedlichen Initiativen niedrigschwellig eine Plattform bieten, um ihre Arbeit sichtbar zu machen«, so Musall. Sowohl bei jüdischen als auch muslimischen Jugendlichen gebe es eine große Bereitschaft, miteinander ins Gespräch zu kommen. Dafür solle das Bündnis den notwendigen Rahmen schaffen.

FORMATE Drei Formate sollen das Bündnis tragen: Die seit 2017 in Heidelberg stattfindenden jüdisch-muslimische Kulturtage, der Wissenschafts-Podcast »Mekka und Jerusalem« sowie die »Bildungsbausteine jüdisch-muslimischer Beziehungen«. Es sei entscheidend, dass auch Lehrkräfte sich mit den Themen gesellschaftliche Diversität und Ausgrenzungserfahrungen von Minderheiten beschäftigen, betonte die Erziehungswissenschaftlerin Havva Engin von der Pädagogischen Hochschule.

Eine weitere Aufgabe sei der Kampf gegen Diskriminierung und Hass. »Wichtiges Ziel ist es, diskriminierende Strukturen zu durchbrechen«, sagte Cora Malik, Leiterin des Kulturhauses Karlstorbahnhof. Ihre Initiative sei Teil des Bündnisses, um »Minderheiten Gehör und Raum zu verschaffen«. Der Karlstorbahnhof beteiligt sich bereits seit einigen Jahren an der Organisation der jüdisch-muslimischen Kulturtage in der Stadt.

Berufung

Schau mal, wer da hämmert

Sie reparieren, organisieren, helfen – und hören zu: Hausmeister von Gemeinden erzählen, warum ihre Arbeit als »gute Seelen« weit mehr ist als ein Job

von Christine Schmitt  21.11.2025

Mitzvah Day

Im Handumdrehen

Schon vor dem eigentlichen Tag der guten Taten halfen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Zentralrats bei der Berliner Tafel, Lebensmittel zu prüfen

von Sören Kittel  20.11.2025

Misrachim

»Selbst vielen Juden ist unsere Kultur unbekannt«

Ihre Familien kommen aus Marokko, Libyen, Irak und Aserbaidschan. Ein Gespräch über vergessene Vertreibungsgeschichten, sefardische Synagogen und orientalische Gewürze

von Joshua Schultheis, Mascha Malburg  20.11.2025

Sachsen-Anhalt

Judenfeindliche Skulptur in Calbe künstlerisch eingefriedet

Die Kunstinstallation überdeckt die Schmähfigur nicht komplett. Damit soll die Einfriedung auch symbolisch dafür stehen, die Geschichte und den immer wieder aufbrechenden Antisemitismus nicht zu leugnen

 19.11.2025

Berlin

450 Einsatzkräfte schützen jüdische Einrichtungen

Zudem seien im laufenden Jahr zwei Millionen Euro in bauliche Sicherheitsleistungen für jüdische Einrichtungen investiert worden sowie 1,5 Millionen Euro in mobile Sicherheitsleistungen für jüdische Gemeindeeinrichtungen

 19.11.2025

Ehrung

»Gräben aufgerissen«

Der Preis Augsburger Friedensfest ehrt Personen, die sich um ein friedvolles Miteinander der Religionen bemühen. Jetzt ging er an Josef Schuster vom Zentralrat der Juden. Er äußert sich bei der Verleihung kritisch

von Christopher Beschnitt  18.11.2025

Leipzig

Henriette Goldschmidt: Feministin der ersten Stunde

Sie wollte Frauen durch Bildung und Erwerbstätigkeit mehr Unabhängigkeit ermöglichen: Henriette Goldschmidt eröffnete in Leipzig die erste »Hochschule für Frauen«. Vor 200 Jahren wurde sie geboren

von Katharina Rögner  17.11.2025

Judenhass

Charlotte Knobloch warnt: Zukunft jüdischen Lebens ungewiss

Die Hintergründe

 16.11.2025

Porträt der Woche

Bühne und Heimweh

Emiliia Kivelevich inszeniert Theater zwischen Kunst, Glaube und Migration

von Christine Schmitt  16.11.2025