Gemeinschaft

»Das weist in die Zukunft«

Ilia Salita freut sich auf die Jewrovision. Foto: Marco Limberg

Gemeinschaft

»Das weist in die Zukunft«

Der Vorsitzende der Genesis Philanthropy Group, Ilia Salita, über Jewrovision und jüdische Identität bei Jugendlichen

von Detlef David Kauschke  14.02.2017 21:07 Uhr

Herr Salita, die Genesis Philanthropy Group unterstützt die Jewrovision. Warum?
Wir sind eine private Stiftung, die 2007 gegründet wurde. Unsere Mission ist die Stärkung der jüdischen Identität russischsprachiger Juden in aller Welt. Anfangs haben wir unsere Aktivitäten auf Nordamerika, Israel und Länder der früheren Sowjetunion konzentriert. 2014 haben wir dann entschieden, dass wir die Aktivitäten ausweiten. Insofern ist Deutschland mit seinen rund 100.000 überwiegend russischsprachigen Juden für uns sehr wichtig. Und dabei haben wir die Möglichkeiten erkannt, die die Jewrovision bietet.

Inwiefern?
Von Bedeutung ist vor allem das Format der Veranstaltung, das jüdische Lernmöglichkeiten berücksichtigt. Es trägt dazu bei, jüdische Identität zu stärken. Daher unterstützen wir die Jewrovision nun bereits im zweiten Jahr und hoffen, dass wir dies auch weiterhin tun dürfen.

Was ist wichtiger: Show oder Schabbat? Ist es das Event am Samstagabend oder das Erlebnis des gemeinsamen Wochenendes?
Es ist die Kombination. Dass junge Menschen ihre Talente auf der großen Bühne präsentieren, ist wunderbar. Wichtig ist aber auch, dass sie Gemeinsamkeit erfahren, Tradition erleben und lernen können, dass Textstudium ebenso angeboten wird wie Krav Maga oder jüdische Stadterkundungen.

Ihre Organisation will jüdisches Erbe und jüdische Kultur sichern helfen. Spielt dieser Gedanke hier eine Rolle?
Das jüdische Volk konnte über Jahrtausende trotz aller Herausforderungen überleben, und das hat auch mit seinem Verständnis von Gemeinschaft und Werten zu tun. In dieser verwirrenden Welt mit konkurrierenden Identitäten und übermäßigem Informationsangebot sollten wir alle Möglichkeiten nutzen: Bei der Jewrovision kommen wir mit der jüngeren Generation zusammen, dürfen Zeit mit ihr verbringen. So sollte man auch diese Gelegenheit nutzen, den jungen Leuten etwas anzubieten, was sie in Bezug auf jüdisches Erbe und jüdische Kultur lernen können.

Sie leben in den USA, sind viel in der Welt unterwegs. Wie sehen Sie die Jewrovision im internationalen Vergleich?
Ich war in den vergangenen Tagen und Wochen auf verschiedenen Veranstaltungen: zunächst in London bei einem paneuropäischen russischsprachigen Limmud-Treffen mit mehr als 700 Teilnehmern. Anschließend fand in Jerusalem ein Event mit 1000 russischsprachigen Taglit-Teilnehmern statt. Und an diesem Wochenende darf ich in Karlsruhe Gast der Jewrovision sein, zu der 1200 junge Juden erwartet werden. All diese Ereignisse verbinden, stiften Identität, weisen in die Zukunft. Und niemand sagt, dass Judentum nicht Spaß machen darf! Insofern: Wenn es die Jewrovision nicht geben würde, müsste man sie erfinden.

Mit dem Präsidenten und Vorstandsvorsitzenden der Genesis Philanthropy Group sprach Detlef David Kauschke.

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025