Neubau

Das Oval Office von Hameln

Das Dach ist noch nicht gedeckt, aber der First steht. Die jüdische Gemeinde Hameln feiert am 23. September Richtfest, pünktlich zu Sukkot. Erst vor vier Monaten war der erste Spatenstich erfolgt. Jetzt erhebt sich über dem historischen Ort der 1938 geschändeten Synagoge ein ovales Bauwerk. Für Gemeindevorsitzende Rachel Dohme geht damit ein Traum in Erfüllung. »Was für einen Moment dürfen wir erleben! Was für eine absolute Freude«, hatte sie beim Spatenstich im Mai gejubelt. Der Bau sei ein erkennbares Zeichen der Heilung und der Normalisierung nach den Wunden, die die Schoa geschlagen habe.

Freude Die Politiker stimmen ihr zu. Oberbürgermeisterin Susanne Lippmann bezeichnete den Moment als eine »fast historische Stunde«. Der Synagogenbau habe eine große Bedeutung für ganz Hameln. »Ein stolzer Tag für Hameln und die gesamte Region«, ergänzte Landrat Rüdiger Butte beim Spatenstich.

Begonnen haben die Planungen bereits 2006. Der erste Entwurf von Arnold Oppler war für die Gemeinde mit 3,5 Millionen Euro jedoch zu teuer. Ein zweiter von Frank Tayler, der jetzt durch das Hamelner Architekturbüro Nasarek verwirklicht wird, kostet nur noch rund eine Million Euro. Für das Architktenbüro ist es der erste Sakralbau, auf den sich Projektleiter Cedan Bojic und Architekt Peter Nasarek akribisch vorbereitet haben. Sie lasen Bücher, sprachen mit Juden und erkundigten sich bei den hannoverschen Kollegen, die 2008 die liberale Synagoge gestaltet hatten.

Unterstützung Auch die Hamelner Einwohner bereiten sich auf das neue Haus vor. Die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Hameln bietet regelmäßig Veranstaltungen zu jüdischen Themen an, Christen engagieren sich im Arbeitskreis für den Bau der Synagoge. Außerdem beteiligen sich die Stadt Hameln und der Kreis Hameln-Pyrmont zusammen mit dem Land Niedersachsen und der Jüdischen Gemeinde Hameln an der Drittelfinanzierung der Synagoge. Auch Firmen aus der Umgebung helfen mit Sachspenden. Die Gemeinde legte eine CD mit Schabbatmelodien auf, die sie zugunsten des Baus verkauft.

Auf etwa 20 zu 14 Meter steht ein elliptischer Baukörper, der im Erdgeschoss Synagoge und Küche sowie im ersten Stockwerk Büroräume, Jugendraum und Bibliothek beherbergen wird. Bauherr und Eigentümer ist die »Stiftung Liberale Synagoge Hameln«. »Wenn man den Baufortschritt bei unserer neuen Synagoge beobachtet, dann ist es, als ob hier etwas im Zeitraffer abläuft«, sagt Rachel Dohm kurz vor dem Richtfest. Architekt Nasarek sagt, dass die Gemeinde im Dezember einziehen könnte. Die Einweihung ist für Februar 2011 geplant. Ministerpräsident Christian Wulff hatte sein Kommen signalisiert, jetzt kommt er als Bundespräsident. Eine weitere Freude für Rachel Dohme.

Geschichte und Gegenwart

Jüdisches Museum Berlin tourt mit Bus durch Niedersachsen

»Jeder Schüler und jede Schülerin sollte mindestens einmal das Jüdische Museum Berlin besucht haben«, so JMB-Direktorin Hetty Berg

 30.05.2023

Düsseldorf

Jüdische Gemeinde präsentiert Paul-Spiegel-Filmfestival

In diesem Rahmen werden Filme gezeigt, die sich mit verschiedenen Bestandteilen des jüdischen Lebens befassen

 30.05.2023

Porträt der Woche

Herzensheimat Israel

Dalit Hochberg kam als Kind nach Berlin und fand hier ihr zweites Zuhause

von Gerhard Haase-Hindenberg  28.05.2023

Berlin-Wilmersdorf

Das blaue Haus

Demnächst soll der Pears Jüdischer Campus eröffnet werden. Ein Rundgang mit Architekt Sergei Tchoban

von Christine Schmitt  28.05.2023

Statistik

Gemeinden in Zahlen

Die Neuzugänge haben sich verdoppelt – dennoch fehlt es an jüngeren Menschen

von Christine Schmitt  27.05.2023

Frankfurt am Main

Demos gegen Roger Waters vor Festhalle angekündigt

Das Motto des Protests am Konzerttag: »Frankfurt vereint gegen Antisemitismus«

 25.05.2023

Musik

Festakt im Historischen Rathaus

Mit einem Konzert wurden 75 Jahre Israel sowie 75 Jahre jüdisches DP-Orchester gefeiert

von Lukas Ruser  25.05.2023

Antisemitismus

München zeigt Flagge gegen Roger Waters

Vor der Olympiahalle gab es Proteste gegen das Konzert des Musikers

von Eva von Steinburg  25.05.2023

Nachruf

Seine Stimme ist verstummt

Oljean Ingster, langjähriger Kantor der Synagoge Rykestraße, ist mit 95 Jahren verstorben

von Christine Schmitt  25.05.2023