Feiertage

Chatima towa, oder was?

Vertieft ins Feiertagsgebet Foto: Rafael Herlich

Gerade vor den Hohen Feiertagen rückt die Annäherung zwischen den Menschen wieder bewusst in den Vordergrund. Und deshalb gibt es in der Zeit vor Rosch Haschana bis einschließlich des letzten Tages von Sukkot drei Grußformeln, mit denen wir unsere Nächsten segnen: »Ktiwa wa Chatima towa«, »Chatima towa« und »Gmar Chatima towa«.

Vor Rosch Haschana wünscht man sich »Ktiwa wa Chatima towa« – das bedeutet eine gute Eintragung und Besiegelung. An Rosch Haschana wird über unsere Zukunft entschieden. Wir stellen uns bildlich vor, im Buch des Lebens eingeschrieben zu werden – und dass dieses auch besiegelt werden möge.

Absicht Rosch Haschana ist uns gegeben, um an uns zu arbeiten und unsere Zukunft bewusst zu gestalten. Indem wir uns gegenseitig gute Wünsche entgegenbringen, versuchen wir, das Verhältnis zu unseren Mitmenschen zu verbessern und eventuelle Streitigkeiten aus der Welt zu schaffen, denn nur so erreichen wir eine gute Stimmung. Egal ob sich der Gruß bewahrheiten wird oder nicht: Wichtig ist die Absicht, das gute Wort.

Grüßen kommt im Hebräischen von dem Wort »segnen«. Die Grundlage für den Gruß finden wir im ersten Buch Mose wieder. In Kapitel 24 wird erzählt, wie Abraham seinen Diener Elieser bat, für seinen Sohn Jizchak eine geeignete Braut zu finden. In Vers 11 heißt es: »Die Kamele ließ er außerhalb der Stadt bei dem Wasserbrunnen lagern, zur Abendzeit, wenn die Mädchen herauskommen, um Wasser zu schöpfen.« Im Hebräischen steht: »Wa jawrech haGmalim.« Es geht um das Wort »jawrech«, das die gleiche Wurzel hat wie das Wort Bracha (Gruß/Segen/Segensspruch). »Lewarech« heißt segnen, »baruch« heißt gesegnet.

Ein zweites Wort mit der gleichen Wurzel ist das Wort Berech, welches auf Deutsch Knie bedeutet. Das Knie ist ein Bindeglied. Wir knien nieder, wobei das Knie den Boden berührt und sich auch Ober- und Unterschenkel berühren. Im Hebräischen heißt das wörtlich »lichroa Berech«. In dem oben genannten Vers lagerten die Kamele, indem sie sich setzten und ihre Knie beugten. Das ist ein wichtiges Symbol für Annäherung.

Brücke Die Bedeutung und Anwendung einer Bracha, des Segens, des Grußes, ist im übertragenen Sinne ein starker Übergang aus einer bestehenden Situation in eine neue und gleichzeitig der Aufbau einer Verbindung. Der Gruß stellt eine Brücke zwischen den Menschen her und durchbricht die Stille, die bis zum Gruß herrschte. Zwei Menschen nähern sich durch einen Gruß an. Eine authentische Bracha ist ein aufrichtiger Wunsch für das Gegenüber und öffnet ein Fenster. Man stellt durch einen Gruß, eine Bracha, eine gute und angenehme Atmosphäre in der Gesellschaft her.

Allerdings sagt man in der Zeit nach Rosch Haschana, ab dem 3. Tischri bis einschließlich Jom Kippur, nur noch »Chatima towa«. Das hängt damit zusammen, dass die Entscheidung an Rosch Haschana fällt, jedoch an Jom Kippur besiegelt wird. Die Zeit zwischen Rosch Haschana und Jom Kippur ist eine weitere Option, uns zu verbessern, denn das Ziel G’ttes ist nicht, uns zu bestrafen, sondern uns die Möglichkeit zu geben, uns immer wieder zum Guten zu wenden.

Nach Jom Kippur bis einschließlich zum letzten Tag von Sukkot, Hoschana Rabba genannt, sagt man »Gmar Chatima towa«. »Gmar« bedeutet endgültig, also eine endgültige, gute Besiegelung. Das zeigt uns, dass uns G’tt noch eine letzte Chance bis zum Schluss von Sukkot gibt, uns zu ändern. Nutzen wir gemeinsam diese Zeit, unsere Mitmenschen mit allen uns zur Verfügung stehenden guten Wünschen zu segnen. Eine solche Begrüßung wird uns den Weg ebnen, ein besseres Miteinander zu schaffen. Da ich diesen Text vor Rosch Haschana geschrieben habe, wünsche ich Ihnen allen »Ktiwa wa Chatima towa«!

Sydney

Jewish organizations decry the »scourge« of antisemitism

This time the focus is on Australia. It is hosting a conference of the international Jewish initiative »J7.« The group is presenting figures on Jew-hatred on the continent – and speaks of historic highs.

von Leticia Witte  03.12.2025

Kino

Blick auf die Denkerin

50 Jahre nach Hannah Arendts Tod beleuchtet eine Doku das Leben der Philosophin

von Jens Balkenborg  02.12.2025

Thüringen

Verfassungsschutz-Chef schätzt AfD-Jugend als rechtsextrem ein

Die Mitglieder der »Generation Deutschland« würden in ihren ersten Auftritten »weder eine Mäßigung noch eine Distanzierung oder gar Wandlung« zeigen, so Kramer

 02.12.2025

Tel Aviv-Jaffa

Shimon-Peres-Preis wird erstmals in Israel verliehen

60 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Israel sind der Anlass: Zum ersten Mal wird der Shimon-Peres-Preis für gemeinsame demokratische Vorhaben in Israel feierlich übergeben

von Alexander Riedel  01.12.2025

TV-Kritik

Viel Krawall und wenig Erkenntnis: Jan Fleischhauer moderiert im ZDF den Kurzzeitknast der Meinungen

Mit »Keine Talkshow - Eingesperrt mit Jan Fleischhauer« setzt das ZDF auf Clash-TV: ein klaustrophobisches Studio, schnelle Schnitte, Big-Brother-Momente und kontroverse Gäste - viel Krawall, wenig Erkenntnis

von Steffen Grimberg  24.11.2025

Teilnehmer des Mitzvah Day 2016 in Berlin

Tikkun Olam

»Ein Licht für die Welt«

Der Mitzvah Day 2025 brachte bundesweit Gemeinden, Gruppen und Freiwillige zu mehr als 150 Projekten zusammen

 23.11.2025

Hebraica

»Was für ein Buchschatz!«

Stefan Wimmer über die Münchner Handschrift des Babylonischen Talmuds als UNESCO-Weltkulturerbe

von Ayala Goldmann  23.11.2025

TV-Tipp

Oliver Masucci brilliert in dem Mehrteiler »Herrhausen - Der Herr des Geldes«

Biografischer Mehrteiler über Bankier Alfred Herrhausen

von Jan Lehr  17.11.2025

Amsterdam

Chanukka-Konzert im Concertgebouw kann doch stattfinden

Der israelische Kantor Shai Abramson kann doch am 14. Dezember im Amsterdamer Konzerthaus auftreten - allerdings nur bei zusätzlich anberaumten Konzerten für geladene Gäste

 13.11.2025