Hamburg

Bürgerschaft ist für Wiederaufbau

Vorstand und Rabbiner der Jüdischen Gemeinde in Hamburg begrüßen die Entscheidung der Bürgerschaft. Foto: Heike-Linde Lembke

In seltener Einstimmigkeit hat die Hamburger Bürgerschaft bei ihrer letzten Sitzung vor der Wahl für den Wiederaufbau der Bornplatz-Synagoge im Hamburger Grindelviertel gestimmt. Abgeordnete von SPD, CDU, Grüne, Die Linke und FDP votierten dafür, jetzt die Machbarkeitsstudie für den Wiederaufbau der Synagoge zu beauftragen. Die Kosten von 600.000 Euro für die Studie hat der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags bereits bewilligt. Geklärt werden muss, ob ein Hochbunker, der den Wiederaufbau behindern würde, abgerissen werden kann.

Einstimmigkeit Vorstand und Beirat der Jüdischen Gemeinde sowie Landesrabbiner Shlomo Bistritzky lobten das Ergebnis ausdrücklich. »Das einstimmige Ergebnis ist ein großartiges Signal des gemeinsamen Aufbaus, aber auch des Bewusstseins für die historische Verantwortung der fünf demokratischen Parteien«, sagte Philipp Stricharz, Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde.

»Das jüdische Leben gehört zu Hamburg. Wir können das Leid der Schoa nicht lindern, aber wir wollen dafür sorgen, dass es wieder eine Synagoge am historischen Ort in der Mitte dieser Stadt gibt«, sagte Dirk Kienscherf, Fraktionsvorsitzender der SPD. »Wir stehen an der Seite der Jüdischen Gemeinde und tragen die Verantwortung für die Gräuel der NS-Schreckensherrschaft. Doch Verantwortung heißt nicht nur Trauer, sondern, das jüdische Leben zu schützen und zu fördern«, sagte Carsten Ovens von der CDU.

Erbe Der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Anjes Tjarks, sieht im Wiederaufbau ein Zeichen dafür, dass der NS-Terror es nicht geschafft hat, jüdisches Leben in Hamburg zu vernichten. Die Aufgabe, an den historischen Ort neben der Talmud-Tora-Schule am Grindel zurückzukehren, gebe man dem nächsten Senat mit, sagte Tjarks.

Vor allem von außen sollte sie wieder so aussehen wie vor der Schoa, wünscht sich Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky.

Der Wiederaufbau allein dürfe jedoch das Gewissen nicht beruhigen. »Wir müssen jüdisches Leben schützen, damit Hamburg auch wieder eine jüdische Stadt ist«, sagte Christiane Schneider von der Fraktion Die Linke.

Bei der Finanzierung des Synagogenaufbaus werde Hamburg nicht hintanstehen, beteuerte der FDP-Abgeordnete Carl-Edgar Jarchow. »Viele Hamburger sollten den Wiederaufbau unterstützen, denn die Synagoge trägt zur Vielfalt in unserer Stadt bei«, ergänzte Senatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD).

Diskussion Ob die im neoromanischen Stil 1906 erbaute Synagoge originalgetreu entsteht, wird heiß diskutiert. »Es ist Konsens, die Synagoge original wiederaufzubauen, auch, um an ihre Zerstörung zu erinnern«, sagt Eli Fel, zweiter Vorstandsvorsitzender der Jüdischen Gemeinde. »Vor allem von außen sollte sie wieder so aussehen wie vor der Schoa, innen könnte sie modern sein«, meint Hamburgs Landesrabbiner Shlomo Bistritzky.

Heute erinnert ein Bodenrelief der Künstlerin Margrit Kahl auf dem ehemaligen Bornplatz, der heute Joseph-Carlebach-Platz heißt, an die zerstörte Synagoge.

Hamburg

»Our Turn«: Zentralrat und ZWST veranstalten Jugendkongress 2025

Den Teilnehmern sollen »Methoden, Chancen und Vorbilder« gezeigt werden, mit denen sie sich selbst verwirklichen können sollen

von Imanuel Marcus  11.12.2024

Magdeburg

Sachsen-Anhalt setzt Förderung jüdischer Einrichtungen fort

Die Projektauswahl wird vom Beirat für jüdisches Leben begleitet

 11.12.2024

Interview

»Damit ihr Schicksal nicht vergessen wird«

Die Schauspielerin Uschi Glas setzt sich für die Befreiung der israelischen Geiseln ein. Ein Gespräch über Menschlichkeit, Solidarität und Gegenwind

von Louis Lewitan  11.12.2024

Stuttgart

Opfer eines Schauprozesses

Nach fast drei Jahrzehnten Stillstand wurde nun ein Platz eingeweiht, der Joseph Süß Oppenheimer gewidmet ist

von Brigitte Jähnigen  10.12.2024

Esslingen

Antike Graffiti

Der Künstler Tuvia ben Avraham beschreibt das Judentum anhand uralter Buchstaben – und jeder darf mitmachen

von Valentin Schmid  09.12.2024

Berlin

Campus mit Kita und Café

Noch bis zum 10. Dezember können Architekten ihre Entwürfe für den Neubau an der Synagoge Fraenkelufer einreichen

von Christine Schmitt  09.12.2024

München

Mit Erfahrung zum Erfolg

Die Spieler des Schachklubs der IKG gehören zu den stärksten in Bayern – allen voran Leonid Volshanik

von Vivian Rosen  09.12.2024

Bundestag

Zentralrat der Juden schlägt Maßnahmen für Schutz jüdischen Lebens vor

Was der jüdische Dachverband von den Parteien mit Blick auf die Neuwahlen erwartet

 09.12.2024

Frankfurt

»Voll akzeptiert in der Gemeinde«

Rabbinerin Elisa Klapheck über das Jubiläum des Egalitären Minjans und das Konzept »Alle unter einem Dach«

von Ralf Balke  07.12.2024