Frankfurt

Bürgerrechtler ausgezeichnet

Geehrt für seinen freiheitlichen Geist: Joachim Gauck Foto: Rafael Herlich

Der ehemalige DDR-Bürgerrechtler und Pfarrer Joachim Gauck (71) ist am Sonntag in der Frankfurter Paulskirche mit dem Ludwig-Börne-Preis ausgezeichnet worden. Der mit 20.000 Euro dotierte Preis erinnert an den in Frankfurt geborenen Journalisten und Schriftsteller Ludwig Börne (1786–1837). Der Vorstandsvorsitzende der Ludwig-Börne-Stiftung, Michael Gotthelf, würdigte den Preisträger. Gauck repräsentiere mit seinen Reden und Schriften den freiheitlichen Geist all jener in der ehemaligen DDR, die dem repressiven Staat ein Ende bereiteten, sagte er.

Alleiniger Preisrichter war der frühere Kulturstaatsminister, Herausgeber der Wochenzeitung Die Zeit und derzeitige Chefredakteur der politischen Zeitschrift Cicero, Michael Naumann. Er sprach mit Bezug auf die Erinnerung an das Unrecht des DDR-Staats von der »Hygiene des Gedächtnisses«. Auch Völker verdrängten schmerzhafte, beschämende oder strafrechtlich relevante Dinge. Doch die Berge von sechs Millionen Personendossiers der DDR-Staatssicherheit seien eine »monumentale Erinnerungslandschaft«.

Grenzen Die evangelische Kirche in der DDR sei der einzige Ort gewesen, an dem die Staatsmacht an ihre Grenzen stieß, sagte Naumann. Der »Kristallisationspunkt des Widerstands« gegen eine »politische Religion« liege im Glauben selbst. Die christliche und die jüdische Religion seien im Widerstand gegen andere Religionen entstanden. Im Protestantismus dürfe zudem selbst an Gott und seiner Gnade gezweifelt werden – Vergleichbares dürfe in einer politischen Ideologie niemand.

Der Börne-Preis wird seit 1993 alljährlich an deutschsprachige Autoren für hervorragende Essays, Kritiken und Reportagen vergeben. Zu den bisherigen Preisträgern gehören der Schriftsteller Hans Magnus Enzensberger, die Frauenrechtlerin Alice Schwarzer sowie die Publizisten Rudolf Augstein, Joachim Kaiser und Henryk M. Broder. Die Wahl trifft allein ein vom Stiftungsvorstand benannter Juror. Im vergangenen Jahr wurde der Literaturkritiker Marcel Reich-Ranicki mit der Ehrenmedaille ausgezeichnet, er hatte den Preis bereits 1995 erhalten. dpa

In eigener Sache

Die Jüdische Allgemeine erhält den »Tacheles-Preis«

Werteinitiative: Die Zeitung steht für Klartext, ordnet ein, widerspricht und ist eine Quelle der Inspiration und des Mutes für die jüdische Gemeinschaft

 21.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025