Ausstellung

Bilder, die vom Herzen kommen

Foto: Benyamin Reich

Ausstellung

Bilder, die vom Herzen kommen

Bis Juni zeigt die Berliner Galerie »Podbielski Contemporary« Fotos von Benyamin Reich

von Alice Lanzke  28.04.2016 11:34 Uhr

Mit großen Augen schaut ein junger Mann in die Kamera. Eine Hand verdeckt seinen Mund, die andere hat er in die Hüfte gestützt – eine Haltung, die etwas Kokettierendes hat, obwohl ihn sein reich verziertes weißes Hemd und die Schläfenlocken als ultraorthodoxen Juden erkennen lassen. Kontraste wie diese sind das Markenzeichen des israelischen Künstlers Benyamin Reich, der das Bild schlicht »Kittel« genannt hat.

Der Fotograf wurde 1977 als Sohn eines Rabbiners in eine ultraorthodoxe Gemeinde in der Nähe von Tel Aviv hineingeboren. Doch der heute 39-Jährige wollte laut eigener Aussage »mehr von der Welt sehen«.

Früh begann er zu zeichnen und ging nach Paris an die renommierte École des Beaux-Arts zum Kunststudium, später sattelte er auf Fotografie um. Heute setzt Reich die Kamera ein, um »den ultraorthodoxen Juden eine visuelle Stimme« zu geben.

orthodox In seinen Arbeiten bewegt sich Benyamin Reich zwischen den strengen Riten seiner ultraorthodoxen Wurzeln und der Offenheit seines Lebens als Künstler. Passend dazu nannte er seine aktuelle Ausstellung Aggada, »Erzählung«.

»Das Besondere ist sein Blick als Außenseiter auf unsere Gesellschaft und als Insider auf die orthodoxe Gesellschaft«, beschreibt Martina Burgwinkel von der Galerie »Podbielski Contemporary« Reichs Perspektive.

Der Künstler fotografiert mit einer großen Mittelformat-Kamera, die er vor der Brust hält und durch deren Sucher er von oben blickt. »Ich denke, das ist etwas anderes als die Kamera vor den Augen – für mich kommen die Bilder so vom Herzen.« Die Fotos, die er auf diese Weise einfängt, gewähren Einblicke in die sonst oft abgeschottete Welt der Ultraorthodoxie.

Die Ausstellung »Aggada. Erzählung mit Bildern« von Benyamin Reich ist bis zum 18. Juni in der Galerie »Podbielski Contemporary« am Koppenplatz 5 in Berlin-Mitte zu sehen.

Weitere Informationen unter www.podbielskicontemporary.com.

Lesen Sie mehr dazu in unserer nächsten Printausgabe.

Schwielowsee

Shlomo Afanasev ist erster orthodoxer Militärrabbiner für Berlin und Brandenburg

Militärrabbiner gibt es bereits in Deutschland. Nun steigt der erste orthodoxe Rabbiner bei der Bundeswehr in Brandenburg ein

 29.10.2025

Essay

Vorsichtig nach vorn blicken?

Zwei Jahre lang fühlte sich unsere Autorin, als lebte sie in einem Vakuum. Nun fragt sie sich, wie eine Annäherung an Menschen gelingen kann, die ihr fremd geworden sind

von Shelly Meyer  26.10.2025

Stuttgart

Whisky, Workshop, Wirklichkeit

In wenigen Tagen beginnen in der baden-württembergischen Landeshauptstadt die Jüdischen Kulturwochen. Das Programm soll vor allem junge Menschen ansprechen

von Anja Bochtler  26.10.2025

Porträt

Doppeltes Zuhause

Sören Simonsohn hat Alija gemacht – ist aber nach wie vor Basketballtrainer in Berlin

von Matthias Messmer  26.10.2025

Trilogie

Aufgewachsen zwischen den Stühlen

Christian Berkel stellte seinen Roman »Sputnik« im Jüdischen Gemeindezentrum vor

von Nora Niemann  26.10.2025

Dank

»Endlich, endlich, endlich!«

Die IKG und zahlreiche Gäste feierten die Freilassung der Geiseln und gedachten zugleich der Ermordeten

von Esther Martel  24.10.2025

Kladow

Botschaft der Menschlichkeit

Auf Wunsch von Schülern und des Direktoriums soll das Hans-Carossa-Gymnasium in Margot-Friedländer-Schule umbenannt werden

von Alicia Rust  24.10.2025

Osnabrück

Rabbiner Teichtal: »Unsere Aufgabe ist es, nicht aufzugeben«

»Wer heute gegen Juden ist, ist morgen gegen Frauen und übermorgen gegen alle, die Freiheit und Demokratie schätzen«, sagt der Oberrabbiner

 24.10.2025

Universität

»Jüdische Studis stärken«

Berlin bekommt als eines der letzten Bundesländer einen Regionalverband für jüdische Studierende. Mitgründer Tim Kurockin erklärt, wie sich der »JSB« künftig gegen Antisemitismus an den Hochschulen der Hauptstadt wehren will

von Mascha Malburg  23.10.2025