Kleve

Beth HaMifgash am Niederrhein

Historischer Ort: Wo einst die Synagoge war, könnte das neue Begegnungszentrum stehen. Foto: Alexander Stein

In Kleve soll ein Haus der Begegnung entstehen – auf einem Gelände, auf dem bis 1938 die Synagoge und eine jüdische Schule standen. Zwar befindet sich dort seit 2002 eine Gedenkstätte für die ermordeten und vertriebenen Juden der Stadt, der Bürgerinitiative »Arbeitskreis Haus der Begegnung« ist das jedoch zu wenig. Der Initiator des Projekts, Ron Manheim, befürchtet bei den Gedenkveranstaltungen ein Verkommen »wichtiger Momente zu leeren Ritualen«.

Bürgermeister Theo Brauer teilt diese Einschätzung. »Nur einmal im Jahr, am 9. November« gebe es auf dem Areal »städtisches Leben«, kritisiert er am vergangenen Montag vor rund 120 Gästen bei einem Informationsabend in der Klever Stadthalle. Architektonisch klaffe eine Lücke. »Der Platz ruft förmlich nach einem Treffpunkt, an dem Menschen sich begegnen können«, so Brauer, die Initiative wolle »dieses Gedenkritual aus Erinnerung, Austausch und politischer Aufklärung in den Alltag übersetzen.«

Standort Manheim stellt sich einen Raum vor, in dem »Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Nationalismus in ihren aktuellen Ausprägungen analysiert und öffentlicher Kritik unterzogen werden.« Und das in »herausgehobener« Lage: Neben der Stiftskirche und mit Blick auf die nahe Schwanenburg sei es »einer der schönsten Orte der Stadt«, schwärmt auch Brauer.

Möchte man derzeit vor Ort mehr über den »Synagogenplatz« erfahren, kann man den »QR-Code« unter einer kleinen Gedenktafel mit dem Smartphone scannen.

Im »Beth HaMifgash«, wie der vollständige Name des Projekts lautet, soll eine Dauerausstellung »die jüdische Geschichte unserer Stadt« vermitteln, erklärt der Bürgermeister. Das aber sei nicht der Schwerpunkt, berichtigt Initiator Manheim. »Das Haus der Begegnung wird kein jüdisches Zentrum!« Es werde »auch kein Zentrum der Religionen allein«, sondern ein Ort für alle – »ob gläubig oder ungläubig«.

Gottesdienste Im großen Mehrzweckraum jedoch werde »die Inneneinrichtung die Durchführung jüdischer Gottesdienste ermöglichen«, ergänzt Manheim, »was aber auch lange Zeit nur eine Geste des Wunsches sein wird, dass sich eines Tages auch in Kleve wieder jüdisches Leben entwickeln möge.«

Wie das Haus der Begegnung baulich ausfallen wird, ist ungewiss. Im Foyer der Klever Stadthalle stehen mehrere Architekturmodelle von Studenten – verwirklicht werden sollen diese aber nicht. »Der ehrgeizige Zeitplan sieht die Sicherung der Finanzierung und die Entstehung eines architektonischen Entwurfs für das Jahr 2014 vor, die Grundsteinlegung für 2015 und die Eröffnung für 2016«, so der Initiator.

Das Beth HaMifgash möge »in der Form eines öffentlichen Cafés seine Türen allen öffnen, die sich zur Ruhe, zum Gespräch und auch zur schönen Aussicht zusammenfinden wollen«. Vor allem soll es ein Platz zum Reden sein, betont Bürgermeister Brauer, natürlich auch zum Streiten, denn »oftmals werden wir aus fundamental anderen Richtungen kommen«. »Das Haus der Begegnung aber wird«, fügt er hinzu, nur dann ein »aktives Zentrum werden, wenn es von einer großen Zahl Bürgerinnen und Bürgern getragen wird«.

Auszeichnung

Düsseldorfer Antisemitismusbeauftragter erhält Neuberger-Medaille

Seit vielen Jahren setze sich Wolfgang Rolshoven mit großer Entschlossenheit gegen Antisemitismus und für die Stärkung jüdischen Lebens in Düsseldorf ein, hieß es

 16.09.2025

Erinnerung

Eisenach verlegt weitere Stolpersteine

Der Initiator des Kunst- und Gedenkprojekts, Gunter Demnig aus Köln, die Stolpersteine selbst verlegen

 16.09.2025

Porträt der Woche

Passion für Pelze

Anita Schwarz ist Kürschnerin und verdrängte lange das Schicksal ihrer Mutter

von Alicia Rust  16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in wiedereröffneter Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  16.09.2025 Aktualisiert

Sachsen-Anhalt

Erstes Konzert in Magdeburger Synagoge

Die Synagoge war im Dezember 2023 eröffnet worden

 15.09.2025

Thüringen

Jüdisches Bildungsprojekt »Tacheles mit Simson« geht erneut auf Tour

Ziel des Projektes sei es, dem Aufkommen von Antisemitismus durch Bildung vorzubeugen, sagte Projektleiter Johannes Gräser

 15.09.2025

Essen

Festival jüdischer Musik mit Igor Levit und Lahav Shani

Der Festivalname »TIKWAH« (hebräisch für »Hoffnung«) solle »ein wichtiges Signal in schwierigen Zeiten« setzen, hieß es

 15.09.2025

Berlin

Margot Friedländer Preis wird verliehen

Die mit insgesamt 25.000 Euro dotierte Auszeichnung gehe an Personen, die sich für Toleranz, Menschlichkeit, Freiheit und Demokratie einsetzen

 15.09.2025

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  14.09.2025