Leipzig

Bertrams Liste

Todeslager Auschwitz Foto: Passage Verlag

Leipzig

Bertrams Liste

Dokumentation erinnert an die Schoa-Opfer

von Heide Sobotka  02.01.2012 17:31 Uhr

»Blum, Bernhard; Blum, Frieda; Blum, Hermann.« Man fühlt sich unweigerlich an die Filmszene erinnert, in der Oskar Schindler seinem Buchhalter Isaak Stern Namen diktiert. Doch die Liste von Ellen Bertram bedeutet nicht die Rettung vor dem Tod, wie bei Schindler, sondern die Bewahrung vor dem Vergessen. Auch das ist ein Verdienst. Denn bislang waren sie Menschen ohne Grabstein.

Das im Juni 2011 vorgelegte Gedenkbuch für die Leipziger jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung ist eine Überarbeitung der Erstausgabe von 2001. »22 der als verschollen vermuteten Leipziger haben überlebt«, konstatiert Bertram in ihrem Vorwort. Sie konnte die Schicksale der Menschen, die mit dem ersten Deportationszug Leipzig verließen, näher bestimmen. Außerdem habe dieser erste Zug offensichtlich entgegen der bisherigen Annahme nicht Auschwitz als Ziel gehabt.

Struktur Die Liste enthält die Namen der Leipziger Juden, Geburtsdatum, -ort und -land sowie Sterbedatum und Sterbeort. Den Personen konnten die Staatsangehörigkeit zur Zeit ihrer Deportation, Berufstätigkeit, ihr Engagement für die Gemeinde zugeordnet werden, die Ende der 30er-Jahre eine der größten in Deutschland war. Ihr letzter Aufenthaltsort, bei älteren meist das »Judenhaus«, und die Familienzugehörigkeit genannt werden sowie der Grund, warum sie Leipzig verlassen mussten, etwa weil sie ausgewiesen wurden, flüchteten, emigrierten, verfolgt oder deportiert wurden.

Der Dokumentation ist ein historischer Abriss über die Situation der Leipziger Bürger, ihr Leben von 1868 bis etwa 1941 und Fluchtziele vorangestellt. Eine etwas detailliertere Gliederung hätte diese wertvolle Ergänzung überschaubarer und leserfreundlicher gemacht.

Von Esther Ella Aber, geborene Tannchen, bis Styra Cilly Zykermann hat Bertram fast 3.400 Namen und Schicksale aufgelistet. Diese Menschen werden nicht vergessen werden.

Ellen Bertram: Menschen ohne Grabstein. Gedenkbuch für die Leizpiger jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung, Passage Verlag, 2011, 383 Seiten, 19,50 €

Feiertage

Tradition im Paket

Das Familienreferat des Zentralrats der Juden verschickt die neuen Mischpacha-Boxen mit allerhand Wissenswertem rund um Rosch Haschana und Sukkot

von Helmut Kuhn  12.09.2025

Interview

»Berlin ist zu meiner Realität geworden«

Die Filmemacherin Shoshana Simons über ihre Arbeit, das Schtetl und die Jüdische Kunstschule

von Pascal Beck  11.09.2025

München

Ein Fundament der Gemeinde

Die Restaurierung der Synagoge an der Reichenbachstraße ist abgeschlossen. In den Erinnerungen der Mitglieder hat das Haus einen besonderen Platz

von Luis Gruhler  11.09.2025

Berlin

Soziale Medien: »TikTok-Intifada« und andere Probleme

Denkfabrik Schalom Aleikum beschäftigt sich auf einer Fachtagung mit Hass im Netz: »Digitale Brücken, digitale Brüche: Dialog in Krisenzeiten«

 11.09.2025

Dialog

Brücken statt Brüche

Eine neue große Tagung der Denkfabrik Schalom Aleikum widmet sich der digitalen Kommunikation in Krisenzeiten

 11.09.2025

Dialog

Freunde wie Berge

Juden und Kurden verbindet eine jahrtausendealte Freundschaft. Um ein Zeichen der Gemeinsamkeit zu senden und sich des gegenseitigen Rückhalts zu versichern, kamen sie nun auf Einladung der WerteInitiative in Berlin zusammen

von Katrin Richter  10.09.2025

Literatur

»Es wird viel gelacht bei uns«

Der Historiker Philipp Lenhard und die Schriftstellerin Dana von Suffrin über den von ihnen gegründeten Jüdischen Buchklub, vergessene Klassiker und neue Impulse

von Luis Gruhler  09.09.2025

Ausstellung

Lesen, Schreiben, Sehen, Handeln, Überleben

Im Literaturhaus München wird das Leben der amerikanischen Denkerin und Publizistin Susan Sontag gezeigt

von Ellen Presser  09.09.2025

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025