Die Beschreibung der dramatischen Lebensrealität in Israel stand im Gegensatz zum geschmückten Festsaal der Wolkenburg. »Das Massaker und der Krieg haben nicht nur Leben zerstört. Sie haben Seelen erschüttert, Familien zerrissen, Gemeinschaften verwundet und eine ganze Gesellschaft in einen Zustand tiefster Erschütterung versetzt.« So beschrieb Orly Licht in ihrer Begrüßungsrede beim diesjährigen Ball der Kölner WIZO-Damen die Situation in Israel. Die Vizepräsidentin der Women’s International Zionist Organization in Deutschland ergänzte: »Genau hier kommt die WIZO ins Spiel.«
Die jüdische Frauenorganisation kümmert sich seit mehr als 100 Jahren um karitative Projekte für sozial schwache Menschen in Israel, unabhängig von ethnischer Herkunft oder religiöser Zugehörigkeit. In diesem Jahr stand der Ausbau eines 2023 eröffneten Trauma-Therapiezentrums für Kinder im Mittelpunkt. »Das ist jeden einzelnen Euro wert, denn Kinder in Israel haben kein normales Großwerden«, merkte der Schirmherr des Abends, der nordrhein-westfälische Innenminister Herbert Reul, an und äußerte seinen Respekt: »Diese Veranstaltung und das Engagement sind ein starkes Bekenntnis zu Israel und seinen Menschen.«
An dem Abend kamen insgesamt 414 Patenschaften zusammen
An diesem von Bettina Böttinger moderierten Abend, der erst in den frühen Morgenstunden endete, kamen 414 Patenschaften für Kinder zusammen. Mit jeder Patenschaft in Höhe von 500 Euro »bekommt ein Kind die Hoffnung geschenkt, dass sein Trauma nicht zur lebenslangen Last wird«, sagte Orly Licht. Zudem übergab Aaron Knappstein, Präsident der Karnevalsgesellschaft Kölsche Kippa Köpp, einen Spendenscheck von 5555 Euro.
»Wir lassen Menschen in Not nicht allein«, bekräftigte Orly Licht.
Zum einen geht es um neuen therapeutischen Spielraum für Kinder im WIZO Fanny Cohen Open House in Sderot nahe dem Gazastreifen. Kinder, die seit Jahren unter permanenter Bedrohung aufwachsen, erfahren dort emotionale Entlastung und erhalten spieltherapeutische Ansätze zur Verarbeitung belastender Ereignisse sowie stabile Strukturen und professionelle traumapädagogische Begleitung. Zum anderen sind die Gelder für den Ausbau des Therapieangebots im WIZO-Jugenddorf Hadassim geplant. Dort sollen im kommenden Jahr ein neues Gebäude mit zusätzlichen Therapieplätzen sowie ein neu gestalteter Außenbereich für spezifische Therapiesituationen entstehen.
Orly Licht verwies auf ein unausgesprochenes, tief verankertes Versprechen in Israel: Jeder Mensch zählt, niemand wird zurückgelassen. Sie ergänzte dies mit dem Versprechen, sozusagen aus der DNA der WIZO: »Wir lassen Menschen in Not nicht allein.« Licht stellte klar: »Ohne Israel, mit all seinen Herausforderungen und all seiner Stärke, wird es bald kein jüdisches Leben geben. Das dürfen wir niemals zulassen, und wir werden es nicht zulassen.«
Schirmherr Herbert Reul versicherte den rund 300 Gästen, alles dafür zu tun, »dass sich jüdisches Leben bei uns in seiner Lebenslust darstellen und erleben lässt«. Unter den Gästen der Festgesellschaft waren auch die Präsidentin der WIZO Niederlande, Michaja Wiener, das deutsche Präsidiumsmitglied Sabina Morein, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden, Abraham Lehrer, WIZO-Botschafterin Zyphora Kupferberg sowie Kölns früherer Oberbürgermeister Jürgen Roters.
Ein Zeichen der Solidarität aussenden
Der seit drei Wochen amtierende Oberbürgermeister Torsten Burmester war gekommen, »um ein Zeichen der Solidarität auszusenden«. Es wurde sehr still im Saal, als er berichtete, wie er am 7. Oktober 2023, als er sich bei einer Tagung des Europäischen Olympischen Komitees in Istanbul aufhielt, vom Massaker der Hamas gegen Israel erfuhr: »Als die Nachricht kam, gab es kein Zeichen der Solidarität. Nur mein israelischer Kollege Gili Lustig und ich lagen uns weinend in den Armen.«
Der SPD-Politiker unterstrich: »Mit diesem Ball und Engagement setzt die Stadtgesellschaft ein deutliches Zeichen der Mitmenschlichkeit.« Den Tanz zur Live-Musik der fulminanten Klas Band aus Berlin eröffnete Orly Licht mit den Worten: »Wir feiern heute, und der Tanz ist unser Bekenntnis zum Leben.«