Lesetipp

Bauherr und Philanthrop

Der Mühlendamm schläft nie. Auf der breiten Straße in Berlins Mitte unweit des Alexanderplatzes reihen sich die Autos und Fahrräder nicht nur im Berufsverkehr täglich dicht an dicht aneinander. Das Ephraim-Palais, das kurz vor der Mühlendammbrücke steht, ist dabei ein wirklicher Ruhepunkt. Das Haus, das 1762 von Veitel Heine Ephraim gekauft wurde, hat eine wechselvolle Geschichte hinter sich.

So steht es zum Beispiel heute zwölf Meter weit von seinem eigentlichen Erbauungsort entfernt. In den 30er-Jahren wurde es von den Nationalsozialisten abgerissen, in der DDR zum 750-jährigen Stadtjubiläum 1987 wiederaufgebaut. Pünktlich am 19. Mai des gleichen Jahres wurde das Palais eröffnet.

Veitel Heine Ephraim wohnte selbst in dem Palais. Bekannt ist sein »Chinesisches Zimmer«, dessen Einrichtung dem pompösen Raum seinen Namen verlieh. Ephraims Geschmack galt als ausgefallen.

Juwelier Das beschreibt der Theologe und Bibliothekar Harry B. van der Linden in seinem Buch Veitel Heine Ephraim. Hofjude Friedrichs II. Der Band aus der Reihe »Jüdische Miniaturen« bietet viel Wissenswertes. So beschreibt van der Linden nicht nur, wie Ephraim, der als fünftes Kind 1703 in Berlin zur Welt kam, sich langsam zum Hofjuwelier hocharbeitete.

Nebenbei kaufte er eine Spitzwarenfabrik, besaß zwei Silberraffinerien und gründete mit dem Hofjuden Daniel Itzig »ein Münzkonsortium, das half, die großen Unternehmungen des Königs zu finanzieren«, berichtet der Autor. So finanzierte Ephraim den Siebenjährigen Krieg Friedrichs des Großen. In seiner Position als Hofjude kümmerte sich Ephraim um finanzielle Belange. Zudem engagierte er sich in der Jüdischen Gemeinde. Bis zu seinem Tod war er deren Oberältester. Gemeinsam mit seiner Frau Elke unterstützte er auch die Alte Synagoge Heidereutergasse.

Ephraim ruhte sich nicht auf seinem Vermögen aus. Er investierte in die Bildung von christlichen und jüdischen – teilweise verarmten – Kindern. Mit der Gründung der »Veitel Heine Ephraimschen Lehranstalt« verwirklichte er seine Vision vom gemeinsamen Lernen.

Allerdings änderte sich im Laufe der Jahre die Ausrichtung der Lehranstalt, sodass sie nach mehreren Neuorientierungen schließen musste. In Berlin hat Veitel Heine Ephraim vor allem mit dem Ephraim-Palais seine Spuren hinterlassen.

Harry B. van der Linden: »Veitel Heine Ephraim. Hofjude Friedrichs II.«, Hentrich & Hentrich, Berlin 2013, 76 S., 8,90 €

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