18. WIZO-Basar

Aus Solidarität mit Israel

Schon am frühen Morgen ist es in Darmstadt sommerlich warm und der Himmel strahlend blau. Da ist es kein Wunder, dass schon vor der offiziellen Eröffnung ein dichtes Gedränge an den WIZO-Ständen und beim Flohmarkt herrscht.

Zum 18. Mal hat die Jüdische Gemeinde Darmstadt ihre Türen für den traditionellen Basar der örtlichen Sektion der Women’s International Zionist Organisation (WIZO) geöffnet. Im Breuer-Saal, wo Kaffee und Kuchen, Falafel, Piroggen und Rotwein angeboten werden und eine Tombola mit vielen Gewinnen lockt, sind viele Tische belegt, und auf der Terrasse finden sich die ersten Sonnenanbeter.

Die Begrüßung übernimmt Ingeborg Nahmany vom Vorstand der WIZO Darmstadt. Sie betont, dass neben dem Spaß am Basar natürlich der gute Zweck im Vordergrund steht: »Uns geht es darum, etwas zurückzugeben, von dem wir in Europa genug haben.« Dennoch wirkt sie angespannt: Die Lose für die wichtige Tombola sind nicht zu finden. Eine kleine Katastrophe, ist die Verlosung doch das Herzstück der Veranstaltung. Aber die patenten WIZO-Frauen verzweifeln nicht, sondern drucken neue Lose, und viele Hände helfen beim Ausschneiden und Falten. Keinem der Besucher fällt das Malheur auf.

Ganztagsbetreuung Der Erlös des Basars geht in diesem Jahr an die Helene-und-Nadine-de-Rothschild-Kindertagesstätte im Jerusalemer Stadtteil Neve Yaakov, in der seit fast 40 Jahren Kinder aus zerrütteten und bedürftigen Familien eine Ganztagsbetreuung erfahren, wie die Vizepräsidentin der WIZO Deutschland, Nicole Faktor, in ihrem Grußwort berichtet.

Ein Großteil des Erlöses fließt in die Renovierung des Bunkers. Faktor ist zum ersten Mal beim Darmstädter WIZO-Basar, weil sie den Muttertag, an dem der Basar traditionell stattfindet, mit ihrer Mutter verbringt. Heute hat sie eine Ausnahme gemacht. Vom Basar ist sie begeistert: »Es ist fantastisch, was hier auf die Beine gestellt wird.«

Der Chor der Gemeinde stimmt die Besucher mit »Tumbalalaika« auf den festlichen Teil der Veranstaltung ein. Bei »Shalom Aleichem« klatscht der ganze Saal kräftig mit. Auch der Geschäftsführer der Gemeinde, Daniel Neumann, wendet sich noch an die Besucher. Er werde sich kurz fassen, teilt er sofort mit, da zu viel reden vom Geldausgeben abhalte, dem eigentlichen Zweck des Basars.

Das Geldausgeben wird den Besuchern an den vielen Stationen des Basars leicht gemacht. Ob ein gebrauchtes Monopoly-Brettspiel auf Hebräisch, eine Kaffeemaschine, Bücher rund ums Judentum oder Kosmetik vom Toten Meer, für jeden wird etwas geboten. Martina Schmidt aus Eberstadt steht mit ihrem Mann am Schmuckstand. Sie ist zum ersten Mal in der Wilhelm-Glässing-Straße und will die Gelegenheit nutzen, sich das Gemeindezentrum anzusehen. »Ich finde die entspannte Atmosphäre und die wirklich vielfältigen Angebote toll«, sagt sie begeistert und lässt sich schon die nächsten Halsketten zur Anprobe reichen.

Prominenz Auch die weibliche Politikprominenz macht am Muttertag dem Basar ihre Aufwartung. Die Landtagsabgeordnete Irmgard Klaff-Isselmann (CDU), Stadträtin Iris Bachmann (Grüne) und die Fraktionsvorsitzende der Grünen in der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung, Hildegard Förster-Heldmann, schauen kurz vorbei. »Ich find’s klasse«, zeigt sich Förster-Heldmann begeistert. Für sie als Grüne sei die Solidarität mit Frauen und mit Israel ein wichtiger Grund für den Besuch, aber natürlich sei auch die Einkaufsmöglichkeit nicht zu verachten. Heute müsse sie sich aber zurückhalten, sagt sie, und begnügt sich mit einem Buch und Ohrringen.

Währenddessen präsentiert die Volkstanzgruppe Yovel israelische Tänze und bringt Schwung in den Breuer-Saal. Auch die Synagogenführung von Ruth Marx findet großen Anklang. Die Klarinettistin Irith Gabriely und der Pianist Peter Przystaniak begeistern das Publikum zum Abschluss des Basars mit Jazz und Klezmer.

Und der Erfolg belohnt die Darmstädter WIZO-Frauen für ihre monatelangen Vorbereitungen. Im vergangenen Jahr konnten sie 10.000 Euro an das Frauenzentrum Meder in Eilat überweisen. Nahmany hofft, dass in diesem Jahr noch mehr Geld aus Darmstadt nach Jerusalem fließen wird.

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