Die Eröffnung ist bunt und lebendig. Viele Teilnehmer sind gekommen, Gespräche entstehen, eine gespannte Offenheit liegt in der Luft. Auf der Bühne wechseln sich Musik und Wortbeiträge ab, davor stehen junge Menschen, die aus ganz Europa nach Berlin gekommen sind. Rund 150 Jüdinnen und Juden sind angereist, um den Start von Olami Germany Match zu erleben.
Im Mittelpunkt steht Aleeza Ben Shalom, international bekannte jüdische Matchmakerin, die durch eine Netflix-Produktion einem breiten Publikum vertraut ist. Sie möchte das Projekt fachlich begleiten, ihre langjährige Erfahrung einbringen und inhaltliche Impulse setzen. Der Abend macht deutlich: Jüdisches Dating ist kein Randthema, sondern eine zentrale Frage von Gemeinschaft, Zugehörigkeit und Zukunft.
Jüdische Partnersuche in Deutschland ist seit Jahren von besonderen Rahmenbedingungen geprägt. Die Communitys sind klein, geografisch verteilt, viele Lebensentwürfe basieren auf Mobilität. Begegnungen entstehen oft zufällig – oder bleiben aus. Olami Germany Match möchte darauf mit einem neuen Modell reagieren, das Partnersuche bewusst organisiert und professionell begleitet. »Olami Germany Match wurde ins Leben gerufen, um jungen Jüdinnen und Juden in Deutschland zu ermöglichen, jüdische Familien zu gründen«, sagt Schlomo Benjamin Bondarev, Direktor von Olami Germany.
Im Zentrum stehen jedoch persönliche Gespräche und individuelle Einschätzung
Das Projekt basiere auf einer Kombination aus strukturierter Organisation und Menschenkenntnis. Technische Elemente unterstützen Anmeldung, Überblick und Koordination, im Zentrum stehen jedoch persönliche Gespräche und individuelle Einschätzung. Keine KI, kein Algorithmus, sondern echte Menschen, die zuhören, nachfragen und gezielt zusammenführen. »Olami arbeitet mit zwölf geschulten Personen – sogenannten Matchmakern –, die jede Teilnehmerin und jeden Teilnehmer individuell dabei unterstützen, den passenden Partner zu finden«, so Bondarev. Matchmaking wird hier als verantwortungsvoller Prozess verstanden: mit Zeit, Aufmerksamkeit und Erfahrung.
Interessierte beginnen mit einer Anmeldung und der Erstellung eines persönlichen Profils.
Wie sehr dieses Modell gebraucht wird, zeigen die Stimmen der Teilnehmenden.
Darauf folgt ein ausführliches Gespräch mit einem Matchmaker, in dem Lebenssituation, Wünsche und Werte erörtert werden. Auf dieser Grundlage werden gezielt passende Vorschläge gemacht. Kontakte entstehen nur dann, wenn beide Seiten einverstanden sind. Auch danach bleibt die Begleitung bestehen: Erfahrungen werden reflektiert, Fragen eingeordnet. Partnersuche werde so nicht dem Zufall überlassen, heißt es, sondern professionell getragen.
Zentral sei dabei die Offenheit. Olami Germany Match richtet sich an Jüdinnen und Juden mit ganz unterschiedlichen Hintergründen – religiös, säkular, traditionell oder modern. Golda Ita Afanasev, Programmdirektorin von Lauder Yeshurun, beschreibt die Situation vieler Interessierter: »Sie wünschen sich, einen jüdischen Partner zu heiraten, kennen aber schlicht niemanden. Olami Germany wird oft von Jüdinnen und Juden gefragt: Auch wenn wir nicht religiös sind, wollen wir eine jüdische Familie gründen – könnt ihr uns helfen? Genau hier greift Olami.«
Wie sehr dieses Modell gebraucht wird, zeigen die Stimmen der Teilnehmenden. Tamara sagt: »Es ist so wichtig, dass es diese Programme gibt. Es gibt sonst kaum qualitative Orte, an denen man sich unter Juden kennenlernen kann.« Sie spricht von Schalom Bajit – Hebräisch für »Frieden im Haus« – und meint damit ein stabiles, vertrauensvolles Zuhause. Tali ergänzt: »So etwas gab es bisher nicht. So viele Menschen wünschen sich, einen jüdischen Partner kennenzulernen – und hier gibt es eine Lockerheit und Selbstverständlichkeit, die man sonst nicht kennt.«
Aleeza Ben Shaloms internationale Erfahrungen und Perspektive zeigen, dass modernes Matchmaking weder rückwärtsgewandt noch starr sei, sondern professionell, offen und zeitgemäß. Olami stehe für ein Modell, das Nähe ermöglicht, Orientierung gibt – und für viele junge Jüdinnen und Juden zu einem entscheidenden Wendepunkt werden kann.