Ravensbrück

Auf der Suche nach Stella

Die KZ-Überlebende Stella Nikiforova mit einem Brief ihrer Mutter in der Gedenkstätte Ravensbrück Foto: dpa

Die KZ-Gedenkstätte Ravensbrück hat eine umfangreiche Sammlung von Dokumenten einer Überlebenden des größten Frauen-Konzentrationslagers der Nazis erhalten. Die persönlichen Unterlagen der 77-jährigen Stella Nikiforova wurden am Donnerstag an die Gedenkstätte übergeben, teilte die Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten in Oranienburg mit. Die Gedenkstätte Ravensbrück verfüge inzwischen über 206 solcher Sammlungen von Zeitzeugen.

Stella Nikiforova wurde am 29. Juli 1939 als Tochter der spanischen Juden Louis Gustav und Rosa Kugelmann in Antwerpen geboren und war als Kind mit ihrer Mutter in Ravensbrück inhaftiert. Ihre Mutter kam dort ums Leben.

originalbriefe Die Unterlagen dokumentieren das Schicksal der Familie Kugelmann, hieß es. Darunter seien auch in Ravensbrück verfasste Originalbriefe der vermutlich an Typhus gestorbenen Mutter. Rund 2000 weitere Briefe dokumentierten unter anderem die Suche nach der verlorenen Stella in der Nachkriegszeit. Die umfangreiche Korrespondenz mit etwa 30 ehemaligen Häftlingen sei der Erinnerung an Ravensbrück und anderen Kriegserlebnissen gewidmet.

Die Unterlagen von Stella Nikiforova seien ein sozialgeschichtlich ausgesprochen wertvoller Quellenbestand, betonte Gedenkstättenleiterin Insa Eschebach: »Die Dokumente werden der künftigen Forschung zum Ravensbrück-Gedächtnis in Osteuropa zugutekommen.« Mit dem Schwinden der Generation der Zeitzeugen würden nun immer mehr Nachlässe ehemaliger Häftlinge in die Sammlung der Gedenkstätten gelangen.

befreiung Stella Nikiforova, deren Eltern nach dem Spanischen Bürgerkrieg in Belgien Zuflucht gefunden hatten, wurde 1943 im Alter von vier Jahren gemeinsam mit ihrer Mutter nach Ravensbrück deportiert. Nach dem Tod der Mutter kümmerten sich andere Häftlingsfrauen um das Kind. Nach der Befreiung 1945 gelangte das Mädchen über Polen in die Sowjetunion und lebte dort zehn Jahre in einem Kinderheim.

Durch Kontakte zu anderen Ravensbrückerinnen fand sie in den 60er-Jahren ihren Vater wieder, der ebenfalls von den Nazis inhaftiert und in das KZ Buchenwald verschleppt worden war und nach der Befreiung nach Brasilien ging. 1963 konnte sie ihn 20 Jahre nach ihrer Deportation nach Ravensbrück wiedersehen. Stella Nikiforova lebt heute in St. Petersburg.

Im Frauen-KZ Ravensbrück waren zwischen 1939 und 1945 mehr als 130.000 Frauen und Kinder und rund 20.000 Männer inhaftiert. Zehntausende wurden von den Nazis ermordet oder kamen auf andere Weise ums Leben. epd

Porträt der Woche

Familie, Glaube, Neubeginn

Edouard Joukov stammt aus Russland und fand seinen Platz in der Ulmer Gemeinde

von Brigitte Jähnigen  28.11.2025

Doppel-Interview

»Wir teilen einen gemeinsamen Wertekanon«

Vor 60 Jahren brachte das Konzilsdokument »Nostra aetate« eine positive Wende im christlich-jüdischen Dialog. Bischof Neymeyr und Rabbiner Soussan blicken auf erreichte Meilensteine, Symbolpolitik und Unüberwindbares

von Karin Wollschläger  28.11.2025

Debatte

Neue Leitlinie zum Umgang mit NS-Raubgut für Museen und Bibliotheken

In Ausstellungshäusern, Archiven und Bibliotheken, aber auch in deutschen Haushalten finden sich unzählige im Nationalsozialismus entzogene Kulturgüter. Eine neue Handreichung soll beim Umgang damit helfen

von Anne Mertens  27.11.2025

Programm

Termine und TV-Tipps

Termine und Tipps für den Zeitraum vom 27. November bis zum 3. Dezember

 27.11.2025

Mitzvah Day

Grünes Licht

Jüdische Gemeinden und Gruppen gestalteten deutschlandweit den Tag der guten Taten

von Katrin Richter  27.11.2025

Düsseldorf

Cooler Kick

Beim Ilan Fiorentino Cup kamen im Gedenken an Spieler aus dem Kibbuz Nahal Oz Israelis, Exil-Iraner und das NRW-Landtagsteam zu einem Freundschaftsturnier zusammen

von Jan Popp-Sewing  27.11.2025

München

Uschi Glas: Christen müssen jüdische Mitbürger schützen

Uschi Glas mahnt Christen zum Schutz von Juden. Sie warnt vor neuer Ausgrenzung und erinnert an eigene Erfahrungen nach dem Krieg. Was sie besonders bewegt und warum sie sich Charlotte Knobloch verbunden fühlt

von Hannah Krewer  27.11.2025

Berlin

Es braucht nur Mut

Das Netzwerk ELNET hat zwei Projekte und einen Journalisten für ihr Engagement gegen Antisemitismus ausgezeichnet. Auch einen Ehrenpreis gab es

von Katrin Richter  26.11.2025

Feiertage

Chanukka-Geschenke für Kinder: Augen auf beim Kauf

Gaming-Konsole, Teddybär oder Carrera-Bahn - Spielzeug dürfte bei vielen Kindern auf dem Wunschzettel stehen. Worauf zu achten ist - und wann schon der Geruch stutzig machen sollte

 26.11.2025