Anschlag

Antisemitismus in Wiesbaden

Seit einem Jahr ist das Aktive Museum Spiegelgasse für Deutsch-Jüdische Geschichte in Wiesbaden (ASM) immer wieder zur Zielscheibe eines Täters geworden. Dabei geht es gar nicht darum, den Täter polizeilich zu ermitteln, er ist in der hessischen Landeshauptstadt hinlänglich bekannt. »Es handelt sich um Antisemitismus im öffentlichen Raum, aber wir haben keine rechtliche Handhabe dagegen.« Das berichtet Jugendbildungsreferent Hendrik Harteman beim ASM.

Der Mann beschmiert nicht nur die Gebäude jüdischer Einrichtungen und beschädigt dort die Schlösser mit Sekundenkleber, er tobt sich auch an anderen öffentlichen Gebäuden aus. Das Problem: Laut einem psychiatrischen Gutachten aus dem Jahr 2006 gilt der Mann als schuldunfähig. Seither geht die Polizei den einzelnen Fällen nach und ermittelt, aber es besteht für die Staatsanwaltschaft kein öffentliches Interesse an einer Strafverfolgung, berichtet der Jugendbildungsreferent. Elf Vorfälle hat das ASM mittlerweile angezeigt.

Sachschaden Harteman ist sich des Dilemmas bewusst: »Klar, der Täter ist psychisch krank. Aber er kommt eindeutig aus einer antisemitischen Motivation heraus zu uns.« So sei er in der Woche vor dem 9. November und der Woche danach gleich fünfmal am Museum gewesen und habe dort seine eindeutige Handschrift hinterlassen. Mal schreibt er »Judenbengel« und den Namen eines Juden mit Kreide auf die Sandsteinstufen am Haus Spiegelgasse 11, beim nächsten Mal spritzt er Sekundenkleber ins Türschloss. Auf gut 5000 Euro beläuft sich der Schaden bislang. Das Museum Spiegelgasse hat inzwischen eine Schutzvorrichtung für das Schloss gekauft, sodass es nicht mehr auf die bisher übliche Weise durch den Täter beschädigt werden kann. 1200 Euro musste das Museum dafür bezahlen.

Das heutige Ausstellungsgebäude des Aktiven Museums Spiegelgasse ist das älteste noch erhaltene jüdische Wohnhaus in Wiesbaden.

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  20.12.2025

Aufgegabelt

Apfel-Beignets

Rezept der Woche

von Katrin Richter  20.12.2025

Porträt

Am richtigen Ort

Arie Oshri ist Koch, Dragqueen und lebt in seiner Wahlheimat Berlin

von Alicia Rust  20.12.2025

Umbenennung

Yad-Vashem-Straße in Berlin: Wegner will schnelle Umsetzung

Nach der israelischen Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem soll ein Straßenabschnitt im Herzen von Berlin benannt werden. Der Regierende Bürgermeister hofft auf eine schnelle Umsetzung

von Jonas Grimm  18.12.2025

Fachtagung

Ein geschützter Raum

Was passiert, wenn alte Traumata angesichts neuen Terrors wieder hochkommen? In Frankfurt tauschten sich Therapeuten, Sozialarbeiter und Schoa-Überlebende aus

von Mascha Malburg  18.12.2025

Neuerscheinung

Mit Emre und Marie Chanukka feiern

Ein Pixi-Buch erzählt von einem jüdischen Jungen, der durch religiöse Feiertage Verständnis und Offenheit lernt

von Nicole Dreyfus  18.12.2025

Zahl der Woche

1437

Funfacts & Wissenswertes

 18.12.2025

Bildungsministerkonferenz

Publizist Friedman: Leben jüdischer Kinder schlecht wie nie seit 1945

Schulen als Bildungsorte für Demokratie und Menschenrechte, gegen Hass und Antisemitismus: Der Publizist Michel Friedman sieht hier große Defizite in Deutschland

 18.12.2025

Безопасность

»Ни одно еврейское мероприятие не должно быть отменено«

После трагедии в Сиднее президент Центрального совета евреев Германии Йозеф Шустер обращается с личным посланием ко всем евреям Германии: не позволяйте отнять у вас радость Хануки

von Йозеф Шустер  18.12.2025