Köln

Antisemitische Handzettel in der Straßenbahn

Der Flyer soll in unterschiedlichen Straßenbahnlinien in Köln verteilt worden sein. Foto: imago images / Future Image

In der Kölner Straßenbahn sollen Handzettel mit antisemitischem Inhalt verteilt worden sein. Medienberichten zufolge sind bei der Polizei entsprechende Anzeigen eingegangen.

Auf dem Instagram-Account der Initiative »Omas gegen Rechts Wetterau« war ein Bild des Handzettels zu sehen. Darauf ist zu lesen: »Haben wir denn wirklich nur ein Corona-Problem? Oder haben wir nicht vor allem ein Juden-Problem?« Daneben sind die Namen von Angela Merkel, Jens Spahn, Heiko Maas und Christian Drosten aufgeführt, die als Juden bezeichnet werden.

ANZEIGE Hannah Müller vom Bündnis »Omas gegen Rechts« ist aufgebracht: »Wir waren alle sehr wütend, als wir diesen Zettel gesehen haben; eine von uns hat es entdeckt, es ging dann sehr schnell herum – und eine Oma aus Hamburg hat Anzeige erstattet.« Nun ermittle der Staatsschutz, berichtet Hannah Müller der Jüdischen Allgemeinen.

Besonders unerträglich findet sie die zunehmenden Verschwörungsideologien. »Es ist auffällig, wie verbreitet diese antisemitischen Verschwörungsideologien im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind, so nehmen wir das wahr, und es ist für uns sehr wichtig, die Menschen darüber aufzuklären, was hinter diesen Verschwörungsideologien steckt. Wir tun, was wir können, um gegen den zunehmenden Antisemitismus in Deutschland zu kämpfen«, sagte Hannah Müller der Jüdischen Allgemeinen.

Es ist auffällig, wie verbreitet diese antisemitischen Verschwörungsideologien im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie sind.

Hannah Müller von den »Omas gegen Rechts«

Bei den Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) hieß es dazu, man sei durch Twitter auf diesen Vorgang aufmerksam geworden. »Wir gehen konsequent gegen solche Dinge vor, haben sofort Anzeige gegen Unbekannt gestellt. Solche Vorfälle sind untragbar«, sagte ein Sprecher der Verkehrs-Betriebe der Jüdischen Allgemeinen.

reaktionen »Wir haben gestern früh von diesem Vorfall erfahren. Das ist natürlich ein absolutes Unding«, reagiert Abraham Lehrer vom Vorstand der Synagogen-Gemeinde Köln und Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, auf die antisemitischen Flugblätter. Er wisse von der Anzeige der Kölner Verkehrs-Betriebe. Auch der Vorstand der Synagogen-Gemeinde habe gestern entschieden, Strafanzeige zu erstatten: »Sie ist heute Morgen rausgegangen«, sagt Lehrer der Jüdischen Allgemeinen.

Weitere Erkenntnisse habe man derzeit noch nicht, außer, dass der Flyer nicht nur auf einer Bank, sondern gleichmäßig auf alle Sitze in zwei unterschiedlichen Straßenbahnlinien in Köln und wohl auch in anderen Großstädten verteilt worden sei. Bestätigt sei wohl, so Lehrer, dass solche Flyer auch in Berliner Verkehrsmitteln gefunden worden seien.

Externer Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt, der den Artikel anreichert. Wir benötigen Ihre Zustimmung, bevor Sie Inhalte von Sozialen Netzwerken ansehen und mit diesen interagieren können.

Mit dem Betätigen der Schaltfläche erklären Sie sich damit einverstanden, dass Ihnen Inhalte aus Sozialen Netzwerken angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittanbieter übermittelt werden. Dazu ist ggf. die Speicherung von Cookies auf Ihrem Gerät nötig. Mehr Informationen finden Sie hier.

Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker bezeichnete den Vorgang als »ein besonders widerwärtiges Beispiel dafür, dass Antisemitismus in den Köpfen einer gefährlichen Minderheit unverändert weiterlebt«. Auf Twitter schrieb sie: »Wer so denkt hat weder in Köln, noch irgendwo sonst in unserer Gesellschaft etwas verloren.«

In Köln wird am 21. Februar das Festjahr »1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland« mit einem Festakt offiziell eröffnet. Die Stadt setzt mit einer mit dem Schriftzug »Schalömchen Köln« besonders gestalteten Straßenbahn ein Zeichen gegen Antisemitismus. ja

Berlin

Für mehr Sichtbarkeit

Wenzel Michalski wird Geschäftsführer des Freundeskreises Yad Vashem. Eine Begegnung

von Christine Schmitt  30.04.2025

Hanau

Das zarte Bäumchen, fest verwurzelt

Vor 20 Jahren gründete sich die jüdische Gemeinde – zum Jubiläum wurde eine neue Torarolle eingebracht

von Emil Kermann  30.04.2025

20 Jahre Holocaust-Mahnmal

Tausende Stelen zur Erinnerung - mitten in Berlin

Selfies auf Stelen, Toben in den Gängen, Risse im Beton - aber auch andächtige Stille beim Betreten des Denkmals. Regelmäßig sorgt das Holocaust-Mahnmal für Diskussionen. Das war schon so, bevor es überhaupt stand

von Niklas Hesselmann  30.04.2025

KZ-Befreiungen

Schüler schreibt über einzige Überlebende einer jüdischen Familie

Der 18-jährige Luke Schaaf schreibt ein Buch über das Schicksal einer Jüdin aus seiner Heimatregion unter dem NS-Terrorregime. Der Schüler will zeigen, »was Hass und Hetze anrichten können«

von Stefanie Walter  29.04.2025

Schweiz

Junger Mann wegen geplanten Anschlags auf Synagoge Halle verhaftet

Die Anschlagspläne soll er laut Staatsanwaltschaft zwischen Juli 2024 und Februar 2025 wiederholt in einer Telegram-Chatgruppe angekündigt haben

 29.04.2025

Berlin

Bebelplatz wird wieder zum »Platz der Hamas-Geiseln«

Das Gedenkprojekt »Platz der Hamas-Geiseln« soll laut DIG die Erinnerung an die 40 in Geiselhaft getöteten Israelis und an die 59 noch verschleppten Geiseln wachhalten

 28.04.2025

Berlin

Jüdische Gemeinde erinnert an Warschauer Ghetto-Aufstand

Zum Abschluss der Namenslesung vor dem Jüdischen Gemeindehaus in der Berliner Fasanenstraße ist für den Abend ein Gedenken mit Totengebet und Kranzniederlegung geplant

 28.04.2025

Düsseldorf

Erinnerungen auf der Theaterbühne

»Blindekuh mit dem Tod« am Schauspielhaus stellt auch das Schicksal des Zeitzeugen Herbert Rubinstein vor

von Annette Kanis  27.04.2025

Hanau

Jüdische Gemeinde feiert Jubiläum

»Im Grunde genommen ist es mit das Größte und Schönste, was eine Gemeinde machen kann: eine neue Torarolle nach Hause zu bringen«, sagt Gemeinde-Geschäftsführer Oliver Dainow

 25.04.2025