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Demoskopie

Am Puls der Gemeinschaft

Umfrage 2013: 64 Prozent der Befragten sahen religiöse Vielfalt als Ursache von Konflikten. Foto: Thinkstock

Der Zusammenhalt in unserer modernen Gesellschaft hängt entscheidend vom friedlichen Miteinander der verschiedenen Religionen ab. So lernt es bereits jedes Kind in der Schule. Doch welche Werte sind es eigentlich, die die Menschen heute in Deutschland mehrheitlich verbinden? Welche Rolle sollte die Religion im persönlichen und gesellschaftspolitischen Leben spielen? Wie nimmt man selbst den jeweils anderen wahr? Es sind Fragen wie diese, die der »Religionsmonitor 2016« herausfinden möchte.

Bereits zum dritten Mal befragt die Bertelsmann-Stiftung in Zusammenarbeit mit dem sozialwissenschaftlichen Institut »Infas« und Religionswissenschaftlern aus dem In- und Ausland über 10.000 Menschen in Deutschland und anderen europäischen Ländern zu ihren persönlichen religiösen Einstellungen sowie zu ihrem Verhältnis zu Demokratie und Rechtsstaat.

»Die Kernfrage, die uns interessiert, ist, welche Rolle die zunehmende religiöse Vielfalt für den gesellschaftlichen Zusammenhalt einnimmt – welche Chancen und Herausforderungen damit verbunden sind«, erklärt Yasemin El-Menouar, Projektmanagerin der Bertelsmann-Stiftung und Verantwortliche für den »Religionsmonitor 2016«.

Ausrichtung Lag der Fokus bei den letzten Erhebungen von 2009 und 2013 vor allem auf den christlichen Religionsgemeinschaften, den Konfessionslosen und der muslimischen Community, wollen die Forscher in diesem Jahr auch wissen, wie die jüdische Gemeinde in Deutschland tickt. »In Zeiten wie diesen, in denen die allgemeine Unsicherheit wächst, ist die Arbeit an einem friedlichen Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppen von größter Wichtigkeit«, sagt Daniel Botmann, Geschäftsführer des Zentralrats der Juden in Deutschland. Der Zentralrat ruft alle jüdischen Bürger zu einer Teilnahme an der Online-Umfrage beziehungsweise zum Telefoninterview mit Mitarbeitern des Sozialwissenschaftsinstituts auf.

»Die Lebensweisen der jüdischen Bürger in Deutschland und ihre persönlichen Erfahrungen in einer nichtjüdischen Mehrheitssituation sind ein wichtiges Thema. Wir diskutieren sehr viel über die Lebenssituation von Juden in Deutschland, wissen aber wenig aus erster Hand«, erklärt Yasemin El-Menouar. Die Unterstützung durch den Zentralrat der Juden sei daher für die Erhebungen von großer Bedeutung.

Anonymität Die Umfrage ist anonym, und weder die Bertelsmann-Stiftung noch der Zentralrat haben Zugriff auf die persönlichen Daten der Teilnehmer. Jeder über 16 Jahren kann teilnehmen. Die Online-Umfrage kann auf Deutsch oder Russisch durchgeführt werden. »Aufgrund der überaus großen Resonanz – bereits jetzt haben sich mehr als 400 Menschen an der Umfrage beteiligt – haben wir uns in enger Absprache mit den Leitern der Studie dazu entschlossen, die Teilnahmefrist bis Ende Februar zu verlängern«, erklärt Botmann. Er freue sich darüber, dass die Bertelsmann-Stiftung bereits Mitte des vergangenen Jahres an den Zentralrat herangetreten sei.

Der Zentralrat hatte sich umgehend zur Kooperation bereit erklärt und fungiert seither als Multiplikator in die Landesverbände und Gemeinden hinein. Denn anders als bei den Mitgliedern christlicher Konfessionen und muslimischer Glaubensrichtungen können die Mitglieder der jüdischen Community nicht einfach aus dem Namensregister per Zufallsprinzip ausgewählt werden. Der Zentralrat nutzt seine Verteilerlisten und schreibt die Gemeindemitglieder direkt an.

Bedeutung »Es ist ein erfreuliches Zeichen, dass sich bereits jetzt viele Menschen an der Umfrage beteiligt haben und sich hoffentlich noch viele weitere beteiligen werden. Die Erhebung ist ein spannendes Projekt. Die Ergebnisse der Umfrage werden eine große Bedeutung für unsere jüdische Gemeinschaft haben«, ist sich Botmann sicher.

Die Ergebnisse werden laut Projektmanagerin El-Menouar in verschiedenen Themenheften publiziert werden, die im Laufe dieses und des kommenden Jahres erscheinen sollen.

Die Einstellungen an der Basis ermitteln und die Meinungen der Leute ernst nehmen, das findet auch Michael Groys wichtig. Der 25-jährige Politikwissenschaftler ist ein aktives Mitglied der Jüdischen Gemeinde zu Berlin. »Ich glaube, dass es entscheidend ist, jüdisches Leben in Deutschland heute zu analysieren und auch statistisch zu erfassen. Nur so können mögliche Probleme festgestellt und in der Konsequenz auch gelöst werden«, sagt Groys.

Zeitaufwand Er hat sich die 30 Minuten Zeit genommen und an seinem Laptop die Fragen der Online-Umfrage beantwortet. Seine Familienmitglieder und seine Freunde will er dazu ermuntern, seinem Beispiel zu folgen. »Die Resultate des Religionsmonitors sind wichtig, um das Verständnis der nichtjüdischen Gesellschaft für unsere Community und andersherum zu fördern. Es gibt viel Unwissenheit über Juden und Judentum. Die gewonnenen Erkenntnisse können aber auch der innerjüdischen Debatte neue Impulse geben«, meint Groys.

Die Ergebnisse des letzten Religionsmonitors hatten 2013 für Aufsehen gesorgt. Damals wurden rund 14.000 Menschen in Deutschland und weiteren zwölf Ländern befragt. Fazit: Die religiöse Vielfalt in Deutschland wurde durchaus zwiespältig bewertet. So gaben 60 Prozent der Befragten an, dass Multireligiosität für sie eine Bereicherung darstellt. Gleichzeitig sahen 64 Prozent religiöse Vielfalt als Ursache von Konflikten, und eine Mehrheit von 51 Prozent identifizierte den Islam als eine Bedrohung für das gesellschaftliche Zusammenleben.

Wie die Ergebnisse in diesem Jahr ausfallen werden, kann niemand vorhersagen. Für den Zentralrat bieten sie in jedem Fall auch die Möglichkeit zur Innenschau. »Wo müssen wir mehr aufklären, wo müssen wir mit unserer Arbeit ansetzen? Ich erwarte den Religionsmonitor 2016 mit Spannung«, sagt Botmann.

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