Corona-Pandemie

»Alternativen online anbieten«

Findet kreative Lösungen: Rabbiner Avichai Apel Foto: Marco Limberg

Die Coronakrise schränkt auch das jüdische Leben stark ein. »Wir dürfen unsere Gottesdienste nicht mehr in der Synagoge abhalten und wollen jetzt mehr Alternativen online anbieten«, sagte der Frankfurter Rabbiner Avichai Apel.

Doch wegen der religiösen Vorschriften sei es schwierig, etwa zum Schabbat Gottesdienste ins Internet zu übertragen.Rabbiner Apel wird deswegen kreativ. Er feiert freitags jetzt vor Beginn des Schabbat einen Gottesdienst und überträgt ihn im Internet. »Ein Gottesdienst ohne Gemeinde ist zwar kein richtiger Gottesdienst nach jüdischem Ritus, aber das gemeinsame Gebet hilft allen, die Gottes Nähe suchen, der ihnen helfen, sie heilen und retten wird«, sagte Apel.

Gesundheit ist jetzt das Wichtigste, sagt Rabbiner Apel.

Das Wichtigste sei jetzt die Gesundheit. »Die Menschen dürfen das Virus nicht unterschätzen und sich selbst nicht überschätzen. Die Tora sagt ganz deutlich, dass man sich selbst schützen muss«, sagte Apel. Auch Jüdinnen und Juden, die sonst eher weniger Kontakt zu Gemeinden suchen, suchten nun Halt und Trost im Glauben und in den Traditionen des Judentums.

grenzschliessungen Nicht nur beim Schabbat, auch beim anstehenden Pessachfest müssen Juden Einschränkungen hinnehmen. Wegen der Grenzschließungen gebe es derzeit Probleme, koschere Lebensmittel nach Deutschland zu liefern, erklärte Apel. Außerdem dürfen in jüdischen Haushalten keine gesäuerten Lebensmittel, zum Beispiel Nudeln aus Weizengrieß, aufbewahrt werden.

Apel hat seinen Gemeindemitgliedern nun geraten, diese in einen Schrank einzuschließen und erst wieder zu benutzen, wenn Pessach vorbei ist.

»Wir sind stark, und wir haben schon anderes überlebt.« Rabbiner Avichai Apel

Apel schilderte außerdem, dass die Lage in anderen europäischen Ländern, in denen eine Ausgangssperre gilt, noch weiter erschwert werde. So müssten etwa französische Rabbiner eine Ausnahmegenehmigung beantragen, wenn sie wegen einer Brit Mila das Haus verlassen.

hoffnung Aber bei allen negativen Auswirkungen gebe es auch Hoffnung: Derzeit würden Videos in der jüdischen Community geteilt, die zeigen, wie eine jüdische Hochzeit gefeiert werde: In einem Hof feiern etwa zehn Menschen, der Rest singt und tanzt auf den Balkonen.

»Hoffnung bewahrt uns. Wenn wir die Hoffnung verlieren würden, würden wir schwach«, sagte Apel. »Wir sind stark, und wir haben schon anderes überlebt.«  epd/ja

Weitere Informationen über Online-Angebote finden Sie hier:

Klicken Sie hier zur Ansicht des PDF !

München

Spur der heiligen Steine

Es war ein Sensationsfund: Bei Baumaßnahmen am Isarwehr wurden Überreste der früheren Hauptsynagoge entdeckt. Der Schatz wird nun vom Jüdischen Museum erforscht

von Michael Schleicher  07.09.2025

Dialog

Gemeinsam stark

Fatma Keser ist Mitbegründerin von »Pêk Koach – Jewish-Kurdish Women’s Alliance«. Der Frauenverein will jüdische und kurdische Perspektiven vermitteln

von Pascal Beck  07.09.2025

Fürth

Ruth Weiss ist gestorben

Sie engagierte sich ihr Leben lang gegen Rassismus und Menschenfeindlichkeit. Nun ist die in Franken geborene Schriftstellerin mit 101 Jahren gestorben

 05.09.2025 Aktualisiert

München

»In unserer Verantwortung«

Als Rachel Salamander den Verfall der Synagoge Reichenbachstraße sah, musste sie etwas unternehmen. Sie gründete einen Verein, das Haus wurde saniert, am 15. September ist nun die Eröffnung. Ein Gespräch über einen Lebenstraum, Farbenspiele und Denkmalschutz

von Katrin Richter  04.09.2025

Erfurt

Studiengang »Jüdische Soziale Arbeit« offiziell gestartet

Zentralratspräsident Josef Schuster: Die Einrichtung des Studiengangs ist ein starkes Zeichen für die Lebendigkeit jüdischen Lebens in Deutschland

 04.09.2025

Hannover

»Wir sind hier und wir bleiben hier«

Im September wird die Liberale Jüdische Gemeinde 30 Jahre alt. Gegründet wurde sie einst von drei Frauen. Ein Gespräch mit Geschäftsführerin Rebecca Seidler über Generationen, Sicherheit und eine große Portion Optimismus

von Katrin Richter  04.09.2025

Osnabrück

Leben, Lieben, Lachen

Die Jüdische Gemeinde hat ihr erstes Jüdisches Kulturfestival auf die Beine gestellt – mit einem beeindruckenden Programm

von Sophie Albers Ben Chamo  04.09.2025

Köln

»Im Stich gelassen«

Nach einer Kontroverse um einen geplanten Besuch von NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst zieht sich die Synagogengemeinde Köln aus dem »Runden Tisch Frieden« im Stadtteil Chorweiler zurück

von Michael Thaidigsmann  04.09.2025

Frankfurt

Persönlichkeiten mit Haltung

Der Architekt Salomon Korn und der Mediziner Leo Latasch erhalten das Ehrensiegel der Jüdischen Gemeinde

von Eugen El  04.09.2025