Karneval

Alaaf und Helau nur zu Hause

Der große Sohn der Stadt: Heinrich Heine fuhr 2018 im »Zoch« durch Düsseldorf. Foto: picture alliance / David Young/dpa

Düsseldorf hatte 2018 den ersten jüdischen Karnevalswagen, Köln gründete ein Jahr später den ersten Karnevalsverein nach 1933. Während vor mittlerweile drei Jahren also der große jüdische Sohn Heinrich Heine, alle Insignien der Landeshauptstadt um sich herum, am Rosenmontag gemütlich zurückgelehnt stundenlang durch die Stadt fuhr, hieß es vor zwei Jahren bei den Kölsche Kippa Köpp (KKK) »Alaaf«.

Im zweiten Jahr der Corona-Pandemie ist alles anders. Rosenmontag fällt aus. Das Fernsehen überträgt Sitzungen ohne Zuschauer. Der Vorstand von KKK trifft sich – coronakonform – lediglich zu einem kurzen Termin mit dem Kölner Dreigestirn und dem Verein »321–2021: 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland e.V.«. Statt Sitzung mit »Falafel und Kölsch« gibt es einen Vormittag, an dem KKK-Präsident Aaron Knappstein und sein Co-Vorsitzender »Überlebenspakete« an der Haustür der Vereinsmitglieder abgeben.

Der WDR brachte am Mittwochabend die Dokumentation »Schalom und Alaaf« über Juden im Karneval.

»Traurig« nennt Knappstein den Zustand, aber nicht zu ändern.
Sich mit einem Kölsch vor den Bildschirm zu setzen und sich gegenseitig zuzuprosten, sei nicht sein Ding, sagt Knappstein. Umso mehr freute er sich über die Dokumentation, die der WDR am Mittwochabend unter dem Titel »Schalom und Alaaf« ausstrahlte, in dem es auch einen Beitrag von Kölns Gemeinderabbiner Yechiel Brukner zu Karneval und Purim gab.

Toleranz Michael Rubinstein, heute Direktor der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf und stolzer Verfechter des jüdischen Motivwagens 2018 und des Toleranzwagens 2019 und 2020, findet es sehr traurig, dass gerade in dieser Zeit ein solches – karnevalistisches – Zeichen der Toleranz nicht ausgesendet werden kann. »Der Zug ist im wahrsten Sinne des Wortes in diesem Jahr abgefahren«, sagt der Gemeindedirektor. »Wir halten aber auf jeden Fall an diesem Gedanken für die kommende Session fest, sollte es dann 2021/2022 wieder möglich sein«, sagt Rubinstein.

Der Motivwagen der beiden vergangenen Sessionen hätte ohnehin überarbeitet und ein neues Konzept entwickelt werden müssen. »Wir werden uns als digitale Veranstaltung im Laufe des Jahres sicherlich noch einmal zusammensetzen und darüber nachdenken, was wir gemeinschaftlich mit Katholiken, Protestanten und Muslimen initiieren können«, sagt Rubinstein und verweist darauf, dass es bald in Düsseldorf auch einen Rat der Religionen geben soll, der Toleranzgedanke also auf jeden Fall erhalten bleibt.

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