Erinnerungskultur

Präsident des Zentralrats für neue Formen des Gedenkens

Zentralratspräsident Josef Schuster Foto: Marco Limberg / Zentralrat der Juden in Deutschland

Der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster, hat sich für neue Formate im Holocaust-Gedenken ausgesprochen. Bei der zentralen Feier der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) am Reformationstag sagte Schuster am Sonntag in Wiesbaden, vor allem für jüngere Menschen und für die wachsende Einwanderungsgesellschaft in Deutschland müsse eine »Erinnerungskultur neue Formen finden«. Die künftige Bundesregierung könne dazu die Arbeit der Gedenkstätten fördern, damit diese neuen Ansprüchen gewachsen bleibe, sagte Schuster nach einer Mitteilung der EKHN.

Schuster kritisierte demnach einen zunehmenden »israelbezogenen Antisemitismus«, der sich auch in kirchlichen Gruppen finde. Auch dieser Antisemitismus sei für Juden in Deutschland unerträglich, da alle Juden eine »existenzielle Verbundenheit« mit Israel empfänden. »Ihre Anteilnahme an den Geschicken des Landes ist geprägt von der bis heute bestehenden existenziellen Gefährdung des Landes sowie der Tatsache, dass Israel im Extremfall auch eine Zuflucht für uns alle bedeutet.«

GEDENKSTÄTTEN Alle Mädchen und Jungen sollten laut Schuster mindestens einmal eine KZ-Gedenkstätte besuchen. Außer dem Unterricht böten Gedenkstätten die beste Möglichkeit, um Kenntnisse zu vermitteln und Empathie mit den Opfern zu entwickeln, sagte der Zentralratspräsident.

Für Schuster wächst die Bedeutung der Gedenkstätten mit dem Verschwinden der Zeitzeugen des Holocaust. Es gelte heute, eine Erinnerungskultur ohne Überlebende des millionenfachen Massenmordes zu entwickeln, die auch in einer Einwanderungsgesellschaft funktioniere.

Die beiden großen Kirchen in Deutschland sieht Schuster als Partner im Kampf gegen Antisemitismus. »Ihr Rückhalt in den vergangenen Jahren war wichtig und wird es in Zukunft noch mehr sein«, sagte er. Alle gewännen, wenn gemeinsam Respekt für Glauben und Religion eingefordert werde.

Der Gastvortrag in der Lutherkirche in Wiesbaden war laut EKHN das erste Mal, dass der Zentralratspräsident am Reformationstag in einer Kirche sprach. Die Landeskirche stellte die Erinnerung an 1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland in den Mittelpunkt ihrer diesjährigen zentralen Reformationsfeier. EKHN-Präsident Volker Jung betonte in seiner Predigt die enge Verbindung des Christentums mit dem Judentum. dpa/kna

Jerusalem

Das falsche Grab

Das Buch der Könige gibt Auskunft darüber, wo David wirklich begraben wurde

von Rabbiner Igor Mendel Itkin  03.07.2025

Interview

»Inhalte statt Konflikte produzieren«

Rabbinerin Elisa Klapheck will in ihrer zweiten Amtszeit als Vorsitzende der Allgemeinen Rabbinerkonferenz zusammenführen

von Mascha Malburg  03.07.2025

Kirchen

Theologe Staffa kritisiert Apartheidsbeschluss des Weltkirchenrates

Der Apartheidsvorwurf sei einfach falsch, sagte der christliche Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Christen und Juden beim Deutschen Evangelischen Kirchentag

von Stephan Cezanne  01.07.2025

Essay

Der Weltkirchenrat auf Abwegen

Die Organisation mit mehr als 350 meist protestantischen Kirchen stimmt in den Chor all derer ein, die ein antiisraelisches Lied nach dem anderen singen. Immer lauter. Immer wütender. Immer obsessiver

von Daniel Neumann  29.06.2025

Talmudisches

Beten gegen das Böse

Was unsere Weisen über den freien Willen und moralische Entscheidungen lehrten

von Vyacheslav Dobrovych  27.06.2025

Vertrauen

»Ich werde da sein«

Wo nur ist Gott auf dieser Welt? Er hat es Mosche gesagt

von Rabbiner David Kraus  27.06.2025

»Rising Lion«

Eine Löwin erhebt sich

Israels Militäroperation gegen den Iran trägt einen biblischen Namen. Was bedeutet er?

von Rabbiner Raphael Evers  27.06.2025

Korach

Um Himmels willen

Wahre Größe liegt nicht in Streit und Spaltung, sondern in Dialog und Demut

von Shlomo Rottman  26.06.2025

Kolpik

Alter Hut

Eine traditionelle Kopfbedeckung erzählt manches über ihren Besitzer

von Levi Israel Ufferfilge  20.06.2025