Das israelische Oberrabbinat will erstmals in seiner Geschichte Frauen als Kaschrut-Kontrolleurinnen (Maschgichot) einsetzen. Neun Frauen haben in der vergangenen Woche an der entsprechenden Abschlussprüfung des Oberrabbinats teilgenommen. Sollten die Kandidatinnen das Examen bestehen, wären sie die ersten Maschgichot ihres Landes und dürften in jeder Einrichtung, die das Oberrabbinat als koscher zertifziert hat, die Einhaltung der religiösen jüdischen Speisevorschriften kontrollieren.
Das Zugeständnis des orthodoxen Oberrabbinats, das bisher nur Männer zu Kaschrut-Überwachern (Maschgichim) ausbildete, geht auf eine Petition der orthodoxen jüdischen Frauenorganisation Emunah im Jahr 2012 an das Oberste Gericht Israels zurück.
2013 hatte Emunah auf eigene Initiative einen sechsmonatigen Kurs in Kaschrut-Kontrolle für Frauen gestartet, der auf dem Lehr- und Prüfungsplan des Oberrabbinats beruhte. Unterrichtet und geprüft wurden unter anderem die Überwachung nichtjüdischer Köche und die koschere Schlachtung (Schechita). Im vergangenen Jahr votierte der Oberste Rabbinerrat Israels schließlich dafür, weibliche Kaschrut-Kontrolleure zuzulassen.
Konsens »Wir werden für alles kämpfen, das es Frauen möglich macht, an religiösen Zeremonien teilzunehmen, solange halachische Prinzipien nicht verletzt werden«, sagte Liora Minka, Geschäftsführerin von Emunah. »Solange es bei religiösen Zionisten Konsens ist, sollen diese Bereiche auch Frauen offenstehen – dafür setzen wir uns ein.«
Falls die neun Kandidatinnen das Kaschrut-Examen bestehen, werden sie Teil einer wachsenden Gruppe von Frauen sein, die in Israel auf bestimmten Gebieten des jüdischen Religionsgesetzes als Autoritäten anerkannt sind. Dazu gehören auch Rechtsanwältinnen, die vor Israels religiösen Gerichten (Batei Din) auftreten – und informelle Beraterinnen für Gesundheit von Frauen und Sexualität. In diesen Bereich fallen auch die jüdischen Regeln der Familienreinheit (taharat hamischpacha).
Doch nicht allen Frauen, die an dem Kurs des Oberrabbinats teilnehmen, geht es um Gleichberechtigung der Geschlechter. »Wir müssen kein Maschgichim wie die Männer werden«, sagt die 23-jährige Talja Libi. Die junge orthodoxe Mutter nahm an dem Kurs vielmehr teil, weil sie es für die traditionelle Aufgabe einer jüdischen Frau hält, die Kaschrut in ihrer eigenen Küche zu überwachen. jta