Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Die meisten Sederteller haben sechs Vertiefungen Foto: Getty Images

MAROR (BITTERKRAUT)

Bittere Kräuter – in der Regel ist es Meerrettich, man kann aber durchaus auch Chicorée verwenden – erinnern an unsere »bittere« Sklaverei in Ägypten. Maror wird auch beim »Pessach-Sandwich« zusammen mit Mazze gegessen. Wenn wir am Sederabend Maror zu uns nehmen, dann gibt uns das Kraft, Bitteres in Süßes zu verwandeln. Und das brauchen wir an diesem Pessachfest vielleicht sehr viel  nötiger als in den Jahren zuvor.

SROA (KNOCHEN)
steht für das Pessachlamm, das am ersten Abend des Auszugs der Israeliten aus Ägypten geopfert wurde. Der Sroa bleibt während des Sederabends auf dem Teller liegen. Bei diesem Knochen handelte es sich ursprünglich um eine angebratene Lammkeule mit nur wenig Fleisch, die an die Opferung eines Pessachlamms im Tempel von Jerusalem erinnert. Als Sroa kann beim Seder aber auch eine Hühnerkeule oder ein Hühnerhals dienen. Manche meinen, dass dieser Knochen, geformt wie ein Arm, G’ttes »ausgestreckten Arm« bei der Befreiung des jüdischen Volkes aus der Knechtschaft in Ägypten symbolisiert.

CHAROSSET (LEHM)
Charosset ist der einzige süße Bestandteil auf dem Sederteller. Es steht als Symbol für den Lehm, aus dem wir in der ägyptischen Knechtschaft Ziegel herstellen mussten. Charosset ist eine Mischung aus Früchten und Nüssen (Äpfel, Birnen und Datteln), die das jüdische Volk symbolisiert. Man kann auch Zimt und Ingwer oder Wein hinzufügen. Für Charosset gibt es unzählige Rezepte. Jemenitisches Charosset wird mit Kardamom gewürzt, persisches mit frischen Granatapfelkernen hergestellt. Manche fügen am Sederabend vor dem Eintauchen der bitteren Kräuter Wein hinzu, um auf die Plage des Blutes zu verweisen.

CHaseret (Kraut)
Chaseret steht für das Exil, das für die Israeliten in bitterer Sklaverei endete. Es ist ein zusätzliches Kraut auf dem Sederteller, oft römischer Lattich mit glatten Blättern und bitteren Stengeln und Wurzeln. Das Chaseret wird zusammen mit dem Maror gegessen und gehört ebenso wie die Mazze zum »Pessach-Sandwich«. Es gibt übrigens auch Sederteller, die nur fünf Vertiefungen haben. Auf ihnen liegt das Chaseret zusammen mit dem Maror.

Karpas (Gemüse)
Rohes Frühlingsgemüse – Sellerie, Radieschen, Petersilie, Zwiebel oder Kartoffel – symbolisiert als Frucht der Erde die harte Sklavenarbeit in Ägypten. Die Erdfrucht wird während des Sederabends in Salzwasser getaucht und gegessen. Sie wird auch als Potenzial für Wachstum und Wiedergeburt gedeutet. Umgestellt ergeben die hebräischen Buchstaben des Wortes »Karpas« das Wort »Parech«, was so viel bedeutet wie »ermüdende Schufterei«. Viele Frauen empfinden die Vorbereitungen auf den Sederabend übrigens genauso. Damit es nicht so weit kommt, sollten sich auch die Männer an den Vorbereitungen beteiligen.

gekochtes ei (Festopfer)
steht für »Chagiga«, das Festopfer, das jeder Pilger an den drei Wallfahrtsfesten (Pessach, Schawuot, Sukkot) im Tempel von Jerusalem darbringen musste. Einen großen Teil seines Opfertiers bekam der Pilger zurück. Es war das Hauptgericht am Sederabend. In Erinnerung an das Festopfer in den Tagen des Tempels ist das Ei aber auch ein Symbol der Trauer über den Verlust des Heiligtums. Und bei manchen ist es Brauch, auch das harte Ei an der Sedertafel in eine Schüssel mit salzigem Wasser zu tauchen – als Symbol für die Tränen der israelitischen Sklaven in Ägypten. ag/ja

Chanukka

»Wegen einer Frau geschah das Wunder«

Zu den Helden der Makkabäer gehörten nicht nur tapfere Männer, sondern auch mutige Frauen

von Rabbinerin Ulrike Offenberg  18.12.2025

Essay

Chanukka und wenig Hoffnung

Das hoffnungsvolle Leuchten der Menorah steht vor dem düsteren Hintergrund der Judenverfolgung - auch heute wieder

von Leeor Engländer  18.12.2025

Chanukka

Berliner Chanukka-Licht entzündet: Selbstkritik und ein Versprechen

Überschattet vom Terroranschlag in Sydney wurde in Berlin am Mittwoch mit viel Politprominenz das vierte Licht an Europas größtem Chanukka-Leuchter vor dem Brandenburger Tor entzündet

von Markus Geiler  18.12.2025

Chanukka

Wofür wir trotz allem dankbar sein können

Eine Passage im Chanukka-Gebet wirkt angesichts des Anschlags von Sydney wieder ganz aktuell. Hier erklärt ein Rabbiner, was dahinter steckt

von Rabbiner Akiva Adlerstein  17.12.2025

Attentat in Sydney

»Was würden die Opfer nun von uns erwarten?«

Rabbiner Yehuda Teichtal hat bei dem Attentat in Sydney einen Freund verloren und wenige Stunden später in Berlin die Chanukkia entzündet. Ein Gespräch über tiefen Schmerz und den Sieg des Lichts über die Dunkelheit

von Mascha Malburg  16.12.2025

Meinung

Es gibt kein Weihnukka!

Ja, Juden und Christen wollen und sollen einander nahe sein. Aber bitte ohne sich gegenseitig zu vereinnahmen

von Avitall Gerstetter  15.12.2025

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025