Debatte

Theologe spricht sich für Fest der Beschneidung von Jesus aus

»Die Beschneidung von Jesus«: von Pier Francesco Bissolo (um 1470–1554) Foto: imago

Der Wiener Theologe Jan-Heiner Tück spricht sich für die Wiedereinführung des Festtags der Beschneidung Jesu in der katholischen Kirche aus.

Angesichts eines gesellschaftlich wieder aufflackernden Antisemitismus seien die Kirchen aufgerufen, »an der Seite der Juden zu stehen«, sagte Tück am Freitag in einem Interview des Deutschlandfunks. »Und in diesem Zusammenhang hat eben auch das Ritual der Beschneidung eine besondere Bedeutung.«

Das Fest »Beschneidung des Herrn« wurde früher in der katholischen Kirche immer am 1. Januar gefeiert.

Das Christentum sei aus dem Judentum hervorgegangen, die Beschneidung stelle bis heute einen »Identitätsmarker für Juden«. Man könne darüber hinaus daran erinnern, »dass fast ein Drittel der männlichen Weltbevölkerung beschnitten ist«, so Tück. »Das Zeichen der Beschneidung berührt kulturelle, religiöse, medizinische und auch noch andere Aspekte.«

Das Fest »Beschneidung des Herrn« wurde in der katholischen Kirche immer am 1. Januar gefeiert - bis zur Liturgiereform von 1969. Tück ist Herausgeber eines unlängst im Verlag Herder erschienenen Bandes mit Aufsätzen zu dem Thema.

»Ich habe da jetzt keine große Ungeduld«: In der katholischen Kirche bräuchten Reformen erfahrungsgemäß viel Zeit.

Bereits im vergangenen Jahr hatte der Münchner Kardinal Reinhard Marx eine mögliche Wiedereinführung des Festes begrüßt. Es gehe darum, »das, was uns verbindet, deutlich zu machen«, ergänzte der damalige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz mit Blick auf die Beziehungen von Christen und Juden.

Auf die Frage, wie Papst Franziskus das Thema sehe, antwortete Tück im Interview des Deutschlandfunks: »Man weiß von ihm, dass er sehr sensibel im Blick auf das Judentum ist. Insofern ist es nicht völlig unwahrscheinlich, dass er sich diesen Vorstoß auch zu eigen macht.« Allerdings habe es aus der dafür zuständigen Gottesdienstkongregation bislang keine Signale gegeben. In der katholischen Kirche bräuchten Reformen erfahrungsgemäß viel Zeit. »Ich habe da jetzt keine große Ungeduld.« kna

München

Knobloch lobt Merz-Rede in Synagoge

Am Montagabend wurde in München die Synagoge Reichenbachstraße wiedereröffnet. Vor Ort war auch der Bundeskanzler, der sich bei seiner Rede berührt zeigte. Von jüdischer Seite kommt nun Lob für ihn - und ein Appell

von Christopher Beschnitt  16.09.2025

Rosch Haschana

Jüdisches Neujahrsfest: Bischöfe rufen zu Verständigung auf

Stäblein und Koch betonten in ihrer Grußbotschaft, gerade jetzt dürfe sich niemand »wegducken angesichts von Hass und Antisemitismus«

 16.09.2025

Bayern

Merz kämpft in Synagoge mit Tränen

In München ist die Synagoge an der Reichenbachstraße feierlich wiedereröffnet worden, die einst von den Nationalsozialisten zerstört wurde. Der Bundeskanzler zeigte sich gerührt

von Cordula Dieckmann  17.09.2025 Aktualisiert

Ki Tawo

Echte Dankbarkeit

Das biblische Opfer der ersten Früchte hat auch für die Gegenwart eine Bedeutung

von David Schapiro  12.09.2025

Talmudisches

Schabbat in der Wüste

Was zu tun ist, wenn jemand nicht weiß, wann der wöchentliche Ruhetag ist

von Yizhak Ahren  12.09.2025

Feiertage

»Zedaka heißt Gerechtigkeit«

Rabbiner Raphael Evers über Spenden und warum die Abgabe des Zehnten heute noch relevant ist

von Mascha Malburg  12.09.2025

Chassidismus

Segen der Einfachheit

Im 18. Jahrhundert lebte in einem Dorf östlich der Karpaten ein Rabbiner. Ohne je ein Werk zu veröffentlichen, ebnete der Baal Schem Tow den Weg für eine neue jüdische Strömung

von Vyacheslav Dobrovych  12.09.2025

Talmudisches

Stillen

Unsere Weisen wussten bereits vor fast 2000 Jahren, was die moderne Medizin heute als optimal erkennt

von David Schapiro  05.09.2025

Interview

»Die Tora ist für alle da«

Rabbiner Ethan Tucker leitet eine Jeschiwa, die sich weder liberal noch orthodox nennen will. Kann so ein Modell auch außerhalb New Yorks funktionieren?

von Sophie Goldblum  05.09.2025