Potsdam

»Ein wichtiger Meilenstein«

Abraham Lehrer, Manja Schüle, Dietmar Woidke, Katrin Lange und Matthias Platzeck (v.l.) Foto: picture alliance/dpa

Richtfest mit Wolkenbruch, Blitz und Donner: Der Abschluss des Rohbaus der neuen Potsdamer Stadtsynagoge ist unter herausfordernden Begleitumständen gefeiert worden. Neben Frauen, Männern und Kindern der jüdischen Gemeinden und mehreren Rabbinern nahmen am Freitag zahlreiche Bauleute sowie Vertreterinnen und Vertreter der Landes- und Stadtpolitik an der Feier teil. Auch Ministerpräsident Dietmar Woidke und sein Amtsvorgänger Matthias Platzeck (beide SPD) waren vor Ort.

Mit der Synagoge entstehe ein zentraler Ort jüdischen Lebens in Brandenburg und Potsdam, sagte der Präsident der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland, Abraham Lehrer, bei der Feier. Das moderne Gebäude, das jahrhundertealten Traditionen des Synagogenbaus folge, solle zum gesellschaftlichen Mittelpunkt der jüdischen Gemeinschaft im Land werden. Das Richtfest sei ein »wichtiger Meilenstein« auf dem Weg dahin. Der jüdische Sozialverband wird Träger des Hauses.

Die Freude darüber, dass die Synagoge nun Gestalt annimmt, sei »spürbar und greifbar« sagte Woidke. Dass das Land das Gotteshaus baut, sei eine »absolute Ausnahme«, weil dies eigentlich keine staatliche Aufgabe sei, betonte der Ministerpräsident. Aus dem »dunkelsten Kapitel« der deutschen Geschichte, der Schoa und weiterer NS-Verbrechen, erwachse jedoch eine besondere Pflicht und Verantwortung, für das Wiedererstehen jüdischen Lebens einzustehen.

Zu den bleibenden Aufgaben gehöre auch, sich Antisemitismus aktiv entgegenzustellen, sagte Woidke. Die Zunahme antisemitischer Straftaten und Vorfälle sei »eine Schande«. Dass es in der jüdischen Gemeinschaft trotz NS-Verbrechen und aktuellem Antisemitismus Vertrauen in das Land gebe, sei »ein großes Wunder«, sagte der Ministerpräsident. Mit dem neuen Potsdamer Synagogen- und Gemeindezentrum werde »ein schützendes Dach über die jüdischen Gemeinden gespannt«.

Mit der für März 2024 geplanten Übergabe des Sakralbaus an die Zentralwohlfahrtsstelle werde dann auch die Zeit der Provisorien und Umzüge der Potsdamer jüdischen Gemeinden ein Ende haben, sagte Woidke.

Im strömenden Regen wurde am Freitag die Richtkrone aufgezogen. Mit tropfenden Bauhelmen und regennasser Festkleidung schlugen unter anderen Woidke und Lehrer symbolisch die letzten Nägel in einen Holzbalken.

Die historische Potsdamer Synagoge wurde nach der NS-Pogromnacht von 1938 zweckentfremdet, 1945 bei einem Luftangriff zerstört und später abgerissen. An ihrem früheren Standort wurde zu DDR-Zeiten ein Wohnhaus errichtet. Der Grundstein für das neue Synagogen- und Gemeindezentrum wurde im November 2021 gelegt, mehr als zehn Jahre nach der ersten europaweiten Ausschreibung für das Bauvorhaben. Das Land finanziert den Bau der Synagoge mit knapp 16 Millionen Euro.

Essay

»Ich habe mein Baschert in einem weiblichen Körper gefunden«

Der Ewige entscheidet schon vor der Geburt, wer zu wem passt. Wir sollten diesen Bund heiligen

von Jalda Rebling  17.07.2025

75 Jahre Zentralrat

Zentralratspräsident: Zusammenlegung von jüdischen Gemeinden »schmerzlich«, aber denkbar

Zu wenig engagierter Nachwuchs und mögliche Zusammenschlüsse von jüdischen Gemeinden - so sieht die Lage laut Zentralrat der Juden derzeit aus. Präsident Schuster äußert sich auch zur Rabbinerausbildung in Potsdam

von Leticia Witte  17.07.2025

Israel

Urteil: Mehr Gleichstellungsrechte für Frauen gegenüber dem Oberrabbinat

Es geht um Tests für Zertifikate, die erhebliche soziale und wirtschaftliche Vorteile mit sich bringen. Unter anderem erlauben sie das Lehren

 15.07.2025

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Balak

Stärke in Zeiten der Entscheidung

Wie eine uralte Prophezeiung Israels Wesen prägt

von Yonatan Amrani  11.07.2025

17. Tamus

Das ist erst der Anfang

Nun beginnt die jährliche Trauerzeit. Sie soll auf Größeres vorbereiten

von Rabbiner Raphael Evers  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Talmudisches

Eifersucht: Das bittere Wasser

Unsere Weisen und ein altes Ritual

von Chajm Guski  10.07.2025