Pessach

»Mein eigener Auszug«

Konstantin Pal Foto: Tobias Barniske

Pessach

»Mein eigener Auszug«

Vier Fragen zum Fest an Rabbiner Konstantin Pal

von Katrin Richter  05.04.2012 13:26 Uhr

Wie feiern Sie in diesem Jahr Pessach?
Eigentlich wie jedes Jahr: Ich versuche immer in den letzten zwei Tagen vor dem Fest, alles zu erledigen, was zu erledigen ist. Meist kommt da Zeitnot auf, aber am Ende – etwa 30 Minuten vor dem Gottesdienst und dem Seder – ist alles, inklusive mir, erledigt. Aber dieses Jahr scheint es besser zu laufen. Mazze und Mazzemehl sind eingekauft, die Wohnung ist halbwegs fertig geputzt, und vor dem Fest gibt es die letzte Pasta.

Wie sieht Ihr persönlich perfektes Pessachfest aus?
Wenn am Ende der acht Tage keine Mazze übrig bleibt. Eigentlich ist jedes Pessachfest perfekt. Sobald man mit 50 bis 150 Menschen einen Seder feiert, die verschiedenen Geschichten hört, den Leuten die Bedeutung des Festes erklärt, erfüllt es mich. Dann ist das Fest perfekt.

Was verbinden Sie mit dem Fest?
Sehr viel. Mit neun Jahren hatte ich meinen eigenen Auszug aus der Sowjetunion. Nach 23 Jahren begreift man, was es für die Familie bedeutet hat, alles aufzugeben und in die Ungewissheit zu gehen. Ich verstehe die Israeliten, die damals Angst hatten auszuziehen. Aber es ist für mich ein Fest der Freiheit, denn auch für meine Familie bedeutete der Auszug aus der Sowjetunion ein neues, freies Leben, was nicht immer leicht war.

Welche Kindheitserinnerungen haben Sie an Pessach?
Nun, in den 80er-Jahren in Moskau war es nicht unbedingt einfach, Pessach zu feiern, aber eine Erinnerung haftet bis heute: Es sind handgebackene Mazzot, die in Packpapier eingewickelt wurden. Keine fertigen, 20 cm x 20 cm abgepackten, sterilen Mazzen, sondern wirklich große, lange Mazza-Stücke, die bei uns auf dem Tisch lagen.

Die Fragen stellte Katrin Richter.

Konstantin Pal (33) wurde in Moskau geboren und kam mit neun Jahren nach Deutschland. Er studierte am Abraham-Geiger-Kolleg und erhielt 2010 seine Smicha. Seitdem ist er Rabbiner der Landesgemeinde Thüringen.

Acharej Mot – Kedoschim

Nur in Einheit

Die Tora lehrt, wie wir als Gemeinschaft zusammenleben sollen

von Rabbiner Raphael Evers  09.05.2025

Talmudisches

Von reifen Feigen

Wie es kam, dass Rabbi Josi aus Jokrat kein Mitleid mit seinen Kindern hatte

von Rabbiner Avraham Radbil  09.05.2025

Philosophie

»Der kategorische Imperativ liebt weder dich noch mich«

Die deutsch-jüdische Aufklärung hat einen gefährlichen Golem erschaffen, behauptet Michael Chighel in seinem neuesten Werk. Sein ehemaliger Schüler hat es gelesen und kritisch nachgefragt

von Martin Schubert  09.05.2025

Interview

»Wir brauchen einen Papst, der politisch trittsicher ist«

Nikodemus Schnabel über den interreligiösen Dialog und einen Favoriten des Papst-Konklaves, den er selbst gut kennt

von Michael Thaidigsmann  07.05.2025

Israel

Knesset-Ausschuss will Christen besser schützen

Übergriffe auf Christen in Israel sind keine Seltenheit - und werden mehr. Damit befasste sich nun ein Parlamentsausschuss. Er fordert ein systematisches Vorgehen gegen das beunruhigende Phänomen

 07.05.2025

Debatte

Jüdische Erwartungen an neuen Papst

Die Beziehungen zwischen der jüdischen Weltgemeinschaft und dem Vatikan sind belastet - vor allem seit dem 7. Oktober 2023. Was erwarten internationale jüdische Organisationen?

von Leticia Witte  06.05.2025

Tasria-Mezora

Segen der eigenen Scholle

Warum die »landgebundenen Gebote« der Tora dazu verpflichten, eine gerechte Gesellschaft zu formen

von Yonatan Amrani  02.05.2025

Talmudisches

Geben und Nehmen

Was unsere Weisen über Mond und Sonne lehren

von Vyacheslav Dobrovych  02.05.2025

Meinung

Jesus, Katrin und die Pharisäer

Katrin Göring-Eckardt zeichnet in einem Gastbeitrag ein negatives Bild der Pharisäer zur Zeit von Jesus. Dabei war der selbst einer

von Thomas Wessel  01.05.2025