Talmudisches

Loblied auf die Frau

Foto: Getty Images

Talmudisches

Loblied auf die Frau

Was unsere Weisen über die Partnerin des Mannes lehrten

von Rabbiner Avraham Radbil  29.10.2021 09:45 Uhr

Im Talmud-Traktat Jewamot 62b und 63a lesen wir Aussagen verschiedener Rabbiner über jemanden, der keine Ehefrau hat.

Rabbi Tanchum sagte im Namen von Rabbi Hanilaj: »Ein Mensch, der keine Frau hat, lebt ohne Freude, ohne Segen und ohne Güte.« Er fährt damit fort, Verse zu zitieren, um jeden Teil seiner Aussage zu untermauern: Der Mensch sei ohne Freude, wie geschrieben steht: »Und du sollst dich freuen, du und dein Haus« (5. Buch Mose 14,26), was darauf hinweist, dass der Mensch sich nur dann in einem freudigen Zustand befindet, wenn er bei seinem Haus ist, also bei seiner Ehefrau. Er ist ohne Segen, wie geschrieben steht: »Segnungen in deinem Haus ruhen lassen« (Jeheskel 44,30), was darauf hinweist, dass der Segen durch das eigene Haus kommt, das heißt, durch die eigene Frau. Er ist ohne Güte, wie geschrieben steht: »Es ist nicht gut, dass der Mensch allein ist« (1. Buch Mose 2,18), das heißt, ohne Frau.

weisheit In Eretz Israel, fährt der Talmud fort, sagt man: Einer, der ohne Frau lebt, bleibe ohne Tora und ohne Schutzmauer. Er ist ohne Tora, wie geschrieben steht: »Habe ich keine Hilfe in mir, und ist die Weisheit von mir vertrieben?« (Hiob 6,13), was darauf hinweist, dass jemandem, der keine Frau hat, Weisheit, also die Tora, fehlt. Er ist ohne Mauer, wie geschrieben steht: »Eine Frau wird um einen Mann herumgehen« (Jirmejahu 31,21), ähnlich einer Schutzmauer.

Rava bar Ulla sagte: Wer keine Frau hat, bleibt ohne Frieden, wie geschrieben steht: »Und du sollst wissen, dass dein Zelt in Frieden ist; und du wirst deine Wohnung besuchen und nichts verpassen« (Hiob 5,24). Dies weist darauf hin, dass ein Mann nur dann Frieden hat, wenn er ein Zelt hat, das heißt: eine Frau.

Über denselben Vers sagte Rabbi Jehoschua ben Levi: Wer weiß, dass seine Frau den Himmel fürchtet und ihn begehrt, und er besucht sie nicht – schläft also nicht mit ihr –, wird ein Sünder genannt, wie es heißt: »Und du sollst wissen, dass dein Zelt in Frieden ist; und du sollst deine Wohnung besuchen.«

reisen Und Rabbi Jehoschua ben Levi sagte über diesen Hiob-Vers: Ein Mann ist verpflichtet, seine Frau zu besuchen, um Geschlechtsverkehr zu haben, wenn er auf Reisen geht, wie es heißt: »Und du sollst wissen, dass dein Zelt in Frieden ist …«

Die Weisen lehrten: Einer, der seine Frau liebt, wie er sich selbst liebt, und der sie mehr ehrt als sich selbst, und der seine Söhne und Töchter auf dem rechten Weg erzieht und der sie kurz vor der Reife verheiratet, über ihn sagt der Vers: »Und du sollst wissen, dass dein Zelt in Frieden ist.« Als Ergebnis seiner Handlungen wird es Frieden in seinem Zuhause geben, da es frei von Streit und Sünde sein wird.

Rabbi Elasar sagte: Jeder Mann, der keine Frau hat, ist kein Mann, denn es heißt: »Männlich und weiblich erschuf er sie« (1. Buch Mose 5,2). Und Rabbi Elasar sagte: Was bedeutet das, was geschrieben steht: »Ich werde ihm eine Hilfe (hebräisch: Eser kenegdo, wörtlich: ›Hilfe gegen ihn‹) schaffen« (1. Buch Mose 2,18)? Wenn einer würdig ist, hilft ihm seine Frau; wenn er nicht würdig ist, ist sie gegen ihn.

widerspruch Und manche sagen eine etwas andere Version: Rabbi Elasar hat einen Widerspruch erhoben: Es steht in der Tora in einer Schreibweise geschrieben, die es erlaubt, sie zu lesen: »Schlag gegen ihn«, und wir lesen es so, als würde es heißen: »für ihn«. Wenn er würdig ist, ist sie für ihn seine Gefährtin; ist er nicht würdig, schlägt sie ihn.

Der Talmud erzählt weiter, dass Rabbi Jossi dem Propheten Elijahu begegnete und zu ihm sagte, es stehe geschrieben: »Ich werde ihm eine Gehilfin machen.« Wie hilft eine Frau einem Mann? Elijahu sagte zu ihm: »Wenn ein Mann Weizen vom Feld bringt, kaut er dann rohen Weizen? Trägt er, wenn er Flachs nach Hause bringt, unbearbeiteten Flachs? Seine Frau verarbeitet die Rohprodukte zu Brot und Kleidung. Ist seine Frau nicht diejenige, die seine Augen erhellt und ihn auf die Füße stellt?«

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Balak

Stärke in Zeiten der Entscheidung

Wie eine uralte Prophezeiung Israels Wesen prägt

von Yonatan Amrani  11.07.2025

17. Tamus

Das ist erst der Anfang

Nun beginnt die jährliche Trauerzeit. Sie soll auf Größeres vorbereiten

von Rabbiner Raphael Evers  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Talmudisches

Eifersucht: Das bittere Wasser

Unsere Weisen und ein altes Ritual

von Chajm Guski  10.07.2025

Nahost

»Öl ins Feuer des anwachsenden Antisemitismus«

Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt wirft der evangelischen Kirche moralisches Versagen vor und kritisiert eine Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »dämonisiert« werde

 05.07.2025

Chukat

Ein Tier, das Reinheit schafft

Wir können die Mizwa der Roten Kuh nicht verstehen – aber ihre Bedeutung erahnen

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  04.07.2025

Talmudisches

Die weibliche Idee hinter König David

Was Kabbalisten über Eschet Chajil, die tüchtige Frau, lehren

von Vyacheslav Dobrovych  04.07.2025