Frankfurt

Kontaktbeschränkung ist religiöse Pflicht

Rabbiner Julian-Chaim Soussan Foto: Marco Limberg

Der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Main, Julian-Chaim Soussan, sieht es als religiöse Pflicht für Juden an, die staatlich verordneten Kontaktbeschränkungen und Gottesdienstverbote einzuhalten.

Zum einen gebiete die Halacha die Einhaltung der staatlichen Gesetze, zum anderen sei es religiöse Pflicht, Menschenleben zu retten, erklärte Soussan im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd). Fast alle der 613 biblischen Ge- und Verbote müssten nach der Tora und dem Talmud außer Acht gelassen werden, wenn dadurch Leben gerettet werden können.

Die jüdischen Gemeinden würden deshalb die Synagogen auch nur nach behördlicher Genehmigung und unter Einhaltung hygienischer Vorsichtsmaßnahmen wieder öffnen, bekräftigte der Rabbiner.

Zentralrat Der Zentralrat der Juden in Deutschland habe gemeinsam mit den jüdischen Landesverbänden und großen Gemeinden ein detailliertes Hygiene- und Gesundheitskonzept für Gottesdienste entworfen. So werde empfohlen, Teilnehmerlisten zu führen, Oberflächen zu desinfizieren, den Mund-Nasen-Schutz zu nutzen und einen Abstand zwischen den Teilnehmern von jeweils zwei Metern einzuhalten.

Das religiöse Leben der jüdischen Gemeinde spiele sich nun vor allem über das Internet ab, erklärte Rabbiner Soussan.

Das religiöse Leben der jüdischen Gemeinde spiele sich nun vor allem über das Internet ab, erklärte Soussan. Sein Frankfurter Kollege Avichai Apel und er selbst hielten Vorträge über Videokonferenzen, an denen Interessierte teilnehmen können, und veröffentlichten diese anschließend in sozialen Medien. Auch die Gottesdienste vor Beginn und nach Ende des Schabbats, am Freitagnachmittag und Samstagabend, fänden per Videokonferenz statt.

Religionsunterricht für Schüler gebe es per E-Mail und Videos. Seelsorge praktizierten die Rabbiner vor allem durch das Telefon oder per WhatsApp. Rund 60 Freiwillige unterstützten die Sozialabteilung und böten praktische Hilfe an, etwa zum Einkaufen.

tora-lesung Die Kontaktbeschränkungen machten aber Teile des religiösen Lebens unmöglich, erklärte Soussan. So falle die öffentliche Tora-Lesung im Gottesdienst weg, die nur in der leibhaftigen Versammlung, nicht aber online stattfinden dürfe. Auch das Kaddisch, das nach dem Tod eines Angehörigen gesprochen werden solle, dürfe nicht online gebetet werden. Dies fehle religiösen Menschen.

Die Corona-Krise könne aber auch positive Wirkungen haben, sagte der Rabbiner. »Jetzt liegt der Fokus auf den wichtigen Dingen: Zeit für Familie und Freunde zu haben«, sagte Soussan. Auch gebe die Krise einen Anstoß, darüber nachzudenken, wie die Natur sich erholt und wie das Verhältnis der Völker untereinander ist.  epd

Jom Kippur

Zehntausende an der Klagemauer

Rund 100.000 Menschen haben vor Jom Kippur am heiligsten Ort gebetet

 24.09.2023

Fasten

Der Erdenschwere entkommen

Auf körperliche Bedürfnisse zu verzichten, führt zur spirituellen Konzentration auf die Buße

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  23.09.2023

Einführung

Jom Kippur für Anfänger

Was Jüdinnen und Juden beachten sollten, um den Versöhnungstag erträglicher zu gestalten

von Rabbiner Elischa Portnoy  23.09.2023

Neʼila

Die ganze Schönheit von G’ttes Schöpfung

Was die Geschichte einer kanadischen Familie mit der strahlenden Wahrheit des himmlischen Lichts zu tun hat

von Rabbiner Yehuda Teichtal  23.09.2023

Ha’asinu

Die eigene Arroganz besiegen

Vor zwei Zeugen sollte man immer aufrichtig sein: vor dem Ewigen und vor sich selbst

von Gabriel Umarov  22.09.2023

Talmudisches

Die Farbe Weiß

Was unsere Weisen darüber lehrten

von Chajm Guski  22.09.2023

Umkehr

Verzeihung – für uns selbst

Der Wille zur Veränderung sollte uns nicht nur an Jom Kippur, sondern das ganze Jahr begleiten

von Rabbinerin Yael Deusel  21.09.2023

Sachsen-Anhalt

Jüdischer Kalender veröffentlicht

Ministerpräsident Haseloff ist froh über die bevorstehende Fertigstellung zweier Synagogen

 19.09.2023

Rabbinerkonferenz

Hauptsitz in München eröffnet

Oberrabbiner und CER-Präsident Pinchas Goldschmidt: Verlegung des CER-Hauptsitzes symbolisiert Hoffnung

 19.09.2023