Judenhass

Kölner Rabbiner wirbt für mehr Zivilcourage bei Übergriffen

Rabbiner Yechiel Brukner Foto: Marina Maisel

Im Kampf gegen Antisemitismus wirbt der Kölner Rabbiner Yechiel Brukner auch für mehr Zivilcourage. Da die wenigsten Menschen den Mut hätten, als Zeuge bei Übergriffen zu intervenieren, müsse Zivilcourage trainiert werden, sagte Brukner am Mittwochabend in Köln. Brukner ist seit gut einem Jahr Rabbiner in der Stadt und war selbst wiederholt Schmähungen in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgesetzt, die für Schlagzeilen gesorgt hatten.

»Wir müssen etwas tun, um die schweigende Mehrheit dazu zu bringen, etwas zu sagen.« In seinem Fall habe er erlebt, dass Zeugen sich nicht eingemischt hätten, sagte Brukner. Dabei müsse man noch nicht einmal einem Aggressor die Stirn bieten, was sicher nicht jedermanns Sache sei. Stattdessen könnten Zeugen einem Opfer lautstark ihre Solidarität bekunden. Oder etwas anderes sagen, so dass ein Aggressor wisse, dass das, was er tue, nicht ohne Widerspruch bleibe. »Man muss den inneren Entschluss fassen, nicht gleichgültig zu sein.«

Nach den antisemitischen Anfeindungen gegen ihn hatten Juden und Katholiken Brukner zufolge Planungen für ein Projekt zur Stärkung von Zivilcourage auf den Weg gebracht. Noch stünden die Initiatoren am Anfang. Brukner ist seit September 2018 Rabbiner der orthodoxen Synagogen-Gemeinde in Köln.

Neben Zivilcourage setzt der Rabbiner auch auf den Einfluss von Bildung, um gegen Antisemitismus vorzugehen: »Die Lehrer müssen sensibilisiert werden«, sagte er am Mittwoch. Sie müssten ein entsprechendes Bewusstsein entwickeln.

Die Erinnerung an die Schoa müsse hochgehalten werden, so Brukner. »Wir haben eine Kultur der Erinnerung.« Damit solche Verbrechen nicht wieder geschehen, müsse darüber geredet werden. Zugleich sagte der Rabbiner, dass man »nicht immer« mit Schuldgefühlen wegen des Holocaust umhergehen müsse. »Das ist nicht konstruktiv.« Vergessen werden dürfe die Vernichtung der Juden allerdings nicht. Es gehe um Verantwortung, nicht um Schuld.  kna

Berlin/Potsdam

Zentralrat der Juden erwartet Stiftung für Geiger-Kolleg im Herbst

Zum Wintersemester 2024/25 soll sie ihre Arbeit aufnehmen

 26.07.2024

Potsdam

Neuer Name für das Abraham Geiger Kolleg bekannt geworden

Die Ausbildungsstätte für liberale Rabbiner soll nach Regina Jonas benannt werden

 26.07.2024

Pinchas

Der Apfel fällt ganz weit vom Stamm

Wie es passieren konnte, dass ausgerechnet ein Enkel Mosches dem Götzendienst verfiel

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  26.07.2024

Talmudisches

Das Leben im Schloss

Was unsere Weisen über die Kraft des Gebetes lehren

von Vyacheslav Dobrovych  26.07.2024

Armeedienst

Beten oder schießen?

Neuerdings werden in Israel auch Jeschiwa-Studenten rekrutiert. Unser Autor ist orthodoxer Rabbiner und sortiert die Argumente der jahrzehntelangen Debatte

von Rabbiner Dovid Gernetz  25.07.2024

Kommentar

Der »Spiegel« schreibt am eigentlichen Thema vorbei

In seiner Berichterstattung über das Abraham-Geiger-Kolleg konstruiert das Magazin eine Konfliktlinie

von Rebecca Seidler  25.07.2024 Aktualisiert

Ethik

Auf das Leben!

Was ist die Quintessenz des Judentums? Der Schriftsteller Ernest Hemingway hatte da eine Idee

von Daniel Neumann  19.07.2024

Balak

Verfluchter Fluch

Warum der Einsatz übernatürlicher Kräfte nicht immer eine gute Idee ist

von Rabbinerin Yael Deusel  19.07.2024

Talmudisches

Chana und Eli

Über ein folgenreiches Gespräch im Heiligtum

von Rabbiner Avraham Radbil  19.07.2024