Talmudisches

Kinder und Enkel

Opa ist der Beste! Foto: Getty Images

Der Talmud (Jewamot 62b) sagt, dass die Enkelkinder wie eigene Kinder betrachtet werden. Dies weist darauf hin, dass jemand die Mizwa, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren, auch im Todesfall seiner Kinder erfüllt hat, wenn die Kinder eigene Kinder hatten, denn diese werden als seine eigenen Kinder betrachtet.

Laut dem Talmud bezieht sich dies auch auf die Vollendung der erforderlichen Anzahl von Kindern – ein Junge und ein Mädchen. Wenn jemand zum Beispiel nur einen Sohn hatte und der aber eine Tochter hat, so hat er die Mizwa erfüllt.

EINSPRUCH Die Gemara erhebt Einspruch gegen die Meinung von Rav Huna zu einer anderen Baraita: Wenn eines der Kinder eines Mannes starb oder sich herausstellte, dass der Sohn ein Eunuch war, so hat der Vater die Mizwa, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren, nicht erfüllt. Die Gemara bekräftigt ausdrücklich: Die Widerlegung der Meinung von Rav Huna ist in der Tat eine schlüssige Widerlegung.

Rabbi Abaje sagte: Wenn die Kinder sterben, erfüllt er die Mizwa, fruchtbar zu sein und sich durch Enkel zu vermehren – vorausgesetzt, seinem Sohn wurde ein Sohn und seiner Tochter eine Tochter geboren, und umso mehr, wenn seiner Tochter ein Sohn geboren wurde. Denn in diesen Fällen treten seine Enkel an die Stelle seiner Kinder. Wenn seinem Sohn jedoch eine Tochter geboren wurde, kann sie nicht den Platz ihres Vaters einnehmen.

Rava sagte zu ihm: Wir verlangen lediglich die Erfüllung des Verses: »Er formte sie (die Erde), damit sie bewohnt wird.« Und in diesem Fall wird die Mizwa erfüllt, denn die Erde wird von seinen Nachkommen bewohnt.

Gemara Die Gemara kommentiert: Es sind sich alle darin einig, dass, wenn man zwei Enkel von einem Kind hat, man die Mizwa nicht erfüllt hat, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren, selbst wenn man sowohl einen Enkel als auch eine Enkelin hat.

Die Gemara fragt: Wieso nicht? Sagten die Rabbiner nicht zu Rav Scheschet: »Heirate eine Frau und zeuge Söhne, da du noch keine Söhne gezeugt hast!« Und Rav Scheschet sagte zu ihnen: »Die Söhne meiner Tochter sind meine Söhne.« Dies weist darauf hin, dass man die Mizwa durch Enkel erfüllen kann, selbst wenn man keinen eigenen Sohn und keine eigene Tochter hat.

Die Gemara antwortet: Der wahre Grund, warum Rav Scheschet nicht wieder heiraten wollte, war, dass er durch Rav Hunas Diskurs impotent geworden war. Denn Rav Hunas Reden waren so lang, dass Rav Scheschet ohnmächtig wurde, nachdem er so lange gewartet hatte, um sich zu erleichtern.

LAWAN Rabba sagte zu Rava bar Mari: Woher kommt diese Sache, die die Weisen erklären, dass Enkelkinder wie Kinder betrachtet werden? Wenn wir sagen, es leitet sich von der Tatsache ab, dass in Lawans Rede an Jakow geschrieben steht: »Die Töchter sind meine Töchter, und die Kinder sind meine Kinder« (1. Buch Mose 31,43), dann deutet es darauf hin, dass Jakows Kinder auch als die Kinder ihres Großvaters Lawan angesehen wurden.

Wenn dem so ist, deutet die Fortsetzung von Lawans Aussage: »Und die Herden sind meine Herden«, darauf hin, dass auch Jakows Herden als zu Lawan gehörend betrachtet wurden. Aber Lawan sagte vielmehr, dass er, Jakow, sie von ihm erworben habe. Dementsprechend sagte Lawan über die Kinder: »Du (Jakow) hast sie von mir erworben«, das heißt, er hat nur dank Lawan Kinder bekommen.

Die Begründung stammt aber letztlich aus folgenden Versen des Tanach: »Und danach ging Hezron hinein zu Machirs Tochter (…), und sie gebar ihm Segub« (1. Chronik 2,21). Und: »Aus Machir kam herab ein Statthalter« (Richter 5,14), und: »Jehuda ist mein Statthalter« (Psalm 60,9).

Folglich wurden die Statthalter, die aus dem Stamm Jehuda stammten, auch die Söhne Machirs genannt, der aus dem Stamm Manasche stammte. Dies muss daran liegen, dass sie die Kinder von Machirs Tochter und Hezron waren. Und das deutet darauf hin, dass Enkel als Kinder betrachtet werden.

Die in Genf geborene Schweizer Schriftstellerin und Philosophin Jeanne Hersch aufgenommen im März 1999

Philosophie

Der Moment des Staunens

Am 13. Juli jährt sich der Geburtstag von Jeanne Hersch zum 115. Mal. Lange wurde die Existentialistin ausgerechnet von der akademischen Forschung marginalisiert – und kaum als jüdische Philosophin wahrgenommen

von Richard Blättel  11.07.2025

Balak

Stärke in Zeiten der Entscheidung

Wie eine uralte Prophezeiung Israels Wesen prägt

von Yonatan Amrani  11.07.2025

17. Tamus

Das ist erst der Anfang

Nun beginnt die jährliche Trauerzeit. Sie soll auf Größeres vorbereiten

von Rabbiner Raphael Evers  11.07.2025

Meinung

Die Kirche schafft sich ab

Jetzt soll ausgerechnet der Antizionismus helfen, den gesellschaftlichen Niedergang der Kirche zu stoppen

von Josias Terschüren  10.07.2025

Nachruf

Er bleibt eine Inspiration für uns alle

Der langjährige Zürcher Gemeinderabbiner Marcel Ebel ist verstorben. Eine Würdigung von seinem Nachfolger

von Rabbiner Noam Hertig  10.07.2025

Talmudisches

Eifersucht: Das bittere Wasser

Unsere Weisen und ein altes Ritual

von Chajm Guski  10.07.2025

Nahost

»Öl ins Feuer des anwachsenden Antisemitismus«

Oberrabbiner Pinchas Goldschmidt wirft der evangelischen Kirche moralisches Versagen vor und kritisiert eine Erklärung des Weltkirchenrats, in der Israel »dämonisiert« werde

 05.07.2025

Chukat

Ein Tier, das Reinheit schafft

Wir können die Mizwa der Roten Kuh nicht verstehen – aber ihre Bedeutung erahnen

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  04.07.2025

Talmudisches

Die weibliche Idee hinter König David

Was Kabbalisten über Eschet Chajil, die tüchtige Frau, lehren

von Vyacheslav Dobrovych  04.07.2025