Orthodoxe Rabbinerkonferenz

»Ich habe kein Verständnis fürs Nichtimpfen«

Rabbiner Julian-Chaim Soussan Foto: Rafael Herlich

Orthodoxe Rabbinerkonferenz

»Ich habe kein Verständnis fürs Nichtimpfen«

Rabbiner Julian-Chaim Soussan ruft zu Corona-Impfungen und zum Boostern auf

 24.11.2021 12:27 Uhr

Der Frankfurter Rabbiner Julian-Chaim Soussan hat zu Corona-Impfungen und zum sogenannten Boostern aufgerufen. »Ich würde mir wünschen, dass es noch viel mehr Menschen tun«, sagte das Mitglied des Vorstandsbeirats der Orthodoxen Rabbinerkonferenz Deutschland in der neuen Folge des Podcasts »Himmelklar« (Mittwoch).

Er verwies auf die Nächstenliebe sowie eine von Gott gegebene Fähigkeit, auf wissenschaftlicher Basis Krankheiten zu begegnen. Es gebe keinen Grund, sich dem zu verweigern.

Soussan zeigte sich enttäuscht von der großen Anzahl an Menschen, die sich bisher nicht impfen ließen, obwohl sie es könnten. »Ich habe kein Verständnis dafür.« In der Vergangenheit seien schon gefährliche Krankheiten besiegt worden, beispielsweise die Pocken. Menschen steckten heute häufig in »Desinformationsblasen«, sagte Soussan. Man müsse daher durchhalten, noch mehr Werbung für Impfungen machen und Überzeugungsarbeit leisten - auch vonseiten der Politik.

Ihm selbst gebe Gottvertrauen Hoffnung, sagte der Rabbiner. Menschen sollten insgesamt immer wieder versuchen, sich zu verbessern, und sich fragen: »Was kann ich tun?« So könnten in der Pandemie Kontakte weiterhin virtuell gehalten oder Pflegekräfte stärker gefördert werden, auch finanziell. Menschen sollten aufeinander zurückgreifen und auf ihre eigene Kraft - das könne auch am Bildschirm passieren, wenn man sich in die Augen schaue. »Besser man ist dabei gut gelaunt als schlecht gelaunt, denn das macht es auch nicht besser.«

Mit Blick auf das anstehende Chanukka-Fest (28. November bis 6. Dezember) sagte Soussan, dass es in der Pandemie erneut anders gefeiert werde als sonst - zum Teil unter freiem Himmel und mit Abstand. Gerade Chanukka sei ein sehr schönes Fest, weil es in der dunklen Zeit das Prinzip Hoffnung hochhalte. Er hoffe, dass dies die Menschen auch in der Pandemie stärken werde.

»Das eigentliche Wunder von Chanukka besteht darin, dass wir überhaupt heute noch überall auf der Welt Chanukka feiern.« Es sei ein Symbol des jüdischen Überlebens. »Das Traurige, das Bittere, die Katastrophe ist nicht das Ende, sondern die Grundlage für den nächsten Neuanfang. Das ist für mich das Prinzip Hoffnung.« kna/ja

Lesen Sie mehr von Rabbiner Soussan über Chanukka in der kommenden Printausgabe der Jüdischen Allgemeinen am 25. November.

Michael Fichmann

Essay

Halt in einer haltlosen Zeit

Wenn die Welt wankt und alte Sicherheiten zerbrechen, sind es unsere Geschichte, unsere Gebete und unsere Gemeinschaft, die uns Halt geben

von Michael Fichmann  16.10.2025

Sukka

Gleich gʼttlich, gleich würdig

Warum nach dem Talmud Frauen in der Laubhütte sitzen und Segen sprechen dürfen, es aber nicht müssen

von Yizhak Ahren  06.10.2025

Chol Hamo’ed Sukkot

Dankbarkeit ohne Illusionen

Wir wissen, dass nichts von Dauer ist. Genau darin liegt die Kraft, alles zu feiern

von Rabbiner Joel Berger  06.10.2025

Tradition

Geborgen unter den Sternen

Mit dem Bau einer Sukka machen wir uns als Juden sichtbar. Umso wichtiger ist es, dass wir unseren Nachbarn erklären können, was uns die Laubhütte bedeutet

von Chajm Guski  06.10.2025

Sukkot

Fest des Vertrauens

Die Geschichte des Laubhüttenfestes zeigt, dass wir auf unserem ungewissen Weg Zuversicht brauchen

von Rabbinerin Yael Deusel  06.10.2025

Sarah Serebrinski

Sukkot: Freude trotz Verletzlichkeit

Viele Juden fragen sich: Ist es sicher, eine Sukka sichtbar im eigenen Vorgarten zu bauen? Doch genau darin – in der Unsicherheit – liegt die Botschaft von Sukkot

von Sarah Serebrinski  05.10.2025

7. Oktober

Ein Riss in der Schale

Wie Simchat Tora 2023 das Leben von Jüdinnen und Juden verändert hat

von Nicole Dreyfus  05.10.2025

Übergang

Alles zu jeder Zeit

Worauf es in den vier Tagen zwischen Jom Kippur und Sukkot ankommt

von Vyacheslav Dobrovych  03.10.2025

Kirche

EKD: Gaza-Krieg nicht zum Anlass für Ausgrenzung nehmen

Ratsvorsitzende Kirsten Fehrs: »Offene und gewaltsame Formen des Antisemitismus, besonders in Gestalt israelbezogener Judenfeindschaft, treten deutlich zutage«

 03.10.2025