Ausstellung

Hordus der Böse, Herodes der Große

Büste des Herodes Foto: cc

Ausstellung

Hordus der Böse, Herodes der Große

Das Israel-Museum widmet im kommenden Jahr dem Herrscher, Feldherrn und Baumeister eine große Schau

von Ulrich Sahm  26.11.2012 18:42 Uhr

Zweifellos ist Herodes eine der umstrittensten Figuren der biblischen Geschichte. Für die einen ist er »Hordus Harasha«, der böse Herodes. Ein brutaler Herrscher und Kindermörder. Für die anderen verkörpert er den brillanten Feldherrn und ideenreichen Baumeister: Herodes der Große. Einige bezeichnen ihn als »Nichtjuden«, anderen hingegen gilt er als »jüdischer König«. Auch als »Melech rodef weraduf« ist er in die Literatur eingegangen, ein König, der verfolgte und gleichzeitig selbst verfolgt wurde.

Wer also war Herodes? Das Jerusalemer Israel-Museum will dieser Frage nachgehen und widmet ihm im kommenden Jahr eine, wie es heißt, »weltweit einmalige« Ausstellung. Sie präsentiert Herodes als einen der größten Bauherren aller Zeiten. Schließlich ist er es, der den Zweiten Tempel in Jerusalem umgestaltet, die Burg auf Masada, das Herodion, den Palast in Jericho, den Hafen von Caesarea und vieles mehr gebaut hat. Auf der 400 Quadratmeter großen Ausstellungsfläche im Museum soll das 2008 von Professor Ehud Netzer entdeckte Grab des Herodes auf dem Herodion mitsamt seinem Sarkophag rekonstruiert und erstmals öffentlich vorgestellt werden. Das sagte Kurator Dodi Mevorach unlängst bei einem Archäologiesymposium in Jerusalem.

fundstücke In enger Kooperation zwischen den Archäologen und Mitarbeitern des Israel-Museums seien Tausende Fundstücke, teilweise tonnenschwer, direkt vom Herodion ins Museum gebracht worden. Dort wurden Stuckdecken und Fragmente von Secco-Wandmalereien aus dem »Privattheater« des Herodes in mühseliger Puzzle-Arbeit wieder zusammengefügt und restauriert.

Die wunderbar geschmückte königliche Loge des Herodes ist erstaunlich gut erhalten geblieben, weil Herodes sie angeblich nur aus Anlass eines Staatsbesuches aus Rom errichten und kurz danach wieder zuschütten ließ, um neben dem Theater sein monumentales Mausoleum errichten zu können. Von dem Mausoleum steht nur noch das fein gemeißelte steinerne Podest. Aber die Säulen und Verzierungen sowie der mutwillig zertrümmerte Sarkophag des Herodes aus rötlichem Sandstein sind alle in situ gefunden worden, sodass das Bauwerk vollständig wieder rekonstruiert werden kann.

josephus flavius Mevorach sagte bei dem Symposium, dass im Museum das Staatsbegräbnis des Königs nachgestellt werden solle. Diese Zeremonie ist vom römisch-jüdischen Historiker Josephus Flavius bis ins letzte Detail beschrieben worden. Dabei wurde auch erwähnt, dass Legionäre aus »Gallien und Germanien« das Ehrenspalier stellten, als der König auf einer goldenen Bahre zum Mausoleum getragen wurde. Ein israelischer Archäologe bei der Tagung sagte auf Anfrage, dass in der Begräbnisbeschreibung auch Thraker erwähnt worden seien. Obgleich keine typischen Waffen oder Uniformen der Germanen oder Gallier gefunden worden seien, habe man Waffen der Thraker entdeckt. Deshalb gelte die Beschreibung des Flavius als historisch echt und zuverlässig.

Im Gegensatz dazu scheint die Erwähnung Herodes’ im Neuen Testament eher auf christliche Propaganda als auf historische Fakten zurückzugehen. Denn Herodes wird dort im Zusammenhang mit dem Kindermord in Bethlehem erwähnt. Forscher glauben, diese Geschichte ist frei erfunden. Zweifellos sei Herodes grausam gewesen und habe im Rahmen von Machtkämpfen auch Familienangehörige ermordet. Doch das sei damals in den Herrscherhäusern sehr verbreitet gewesen.

kindesmord Dem Evangelium des Matthäus zufolge soll er »in Bethlehem und seiner ganzen Umgebung alle Knaben im Alter von zwei Jahren und darunter« getötet haben. Das Ziel sei gewesen, den »neugeborenen König der Juden« zu beseitigen. Herodes gilt wegen des Kindermordes bei Christen als Inbegriff eines grausamen Königs. Aber auch bei Juden war Herodes höchst umstritten und wurde angefeindet.

Fest steht, dass er die Anerkennung der Juden durch den prachtvollen Umbau des Jerusalemer Tempels suchte. Entsprechend des rabbinischen Rates riss er die vorhandene Konstruktion nicht ab, sondern errichtete rund um das bestehende Heiligtum den sagenhaften Tempel, von dem der Talmud schwärmt: »Wer das Bauwerk des Herodes nie gesehen hat, der hat nie ein schönes Bauwerk gesehen.«

Herodes war »König, Monster, Bauherr«, wie das Magazin »Spiegel« 2009 schrieb. 2013 wird man mehr über ihn erfahren – in der Ausstellung des Jerusalemer Israel-Museums.

Wajera

Awrahams Vermächtnis

Was wir vom biblischen Patriarchen über die Heiligkeit des Lebens lernen können

von Rabbiner Avraham Radbil  07.11.2025

Talmudisches

Rabbi Meirs Befürchtung

Über die falsche Annahme, die Brachot, die vor und nach der Lesung gesprochen werden, stünden im Text der Tora

von Yizhak Ahren  07.11.2025

Festakt

Ministerin Prien: Frauen in religiösen Ämtern sind wichtiges Vorbild

In Berlin sind zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden

 06.11.2025

Chassidismus

Im Sturm der Datenflut

Was schon Rabbi Nachman über Künstliche Intelligenz wusste

von Rabbiner David Kraus  06.11.2025

Rezension

Orthodoxer Rebell

Sein Denken war so radikal, dass seine Werke nur zensiert erschienen: Ein neues Buch widmet sich den Thesen von Rabbiner Kook

von Rabbiner Igor Mendel  06.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025

Vatikan

Theologe: Antisemitismus bei Vatikan-Konferenz kein Einzelfall

Der Salzburger Theologe Hoff berichtet über Eklats bei einer jüngsten Vatikan-Konferenz. Ein Schweizergardist soll sich verächtlich über Mitglieder einer jüdischen Delegation geäußert und in ihre Richtung gespuckt haben

 04.11.2025

Wittenberg

Judaistin kuratiert Bildungsort zur Schmähplastik

Die Darstellung der sogenannten »Judensau« an der Wittenberger Stadtkirche, der früheren Predigtkirche des Reformators Martin Luther (1483-1546), gehört in Deutschland zu den bekanntesten antisemitischen Darstellungen des Mittelalters

 02.11.2025

Lech Lecha

Im Sinne der Gerechtigkeit

Awraham war der Erste in der Menschheitsgeschichte, der gegen das Böse aufstand

von Rabbiner Salomon Almekias-Siegl  31.10.2025