Würdigung

General und Gottesmann

Mordechai Piron Foto: Shira Ahren

Er war nicht nur Rabbiner und Wissenschaftler, sondern auch General der israelischen Armee – und amtierte danach zwölf Jahre lang, bis 1992, als Gemeinderabbiner in Zürich. Vor Kurzem wurde das Rabbi Mordechai Piron Jubilee Book in Jerusalem der Öffentlichkeit vorgestellt.

Geplant war dieser Band ursprünglich als Geschenk zum 90. Geburtstag. Als das Unternehmen endlich abgeschlossen war, hatte der Geehrte bereits seinen 92. Geburtstag hinter sich. Über diese in Israel nicht unübliche Verspätung hat sich niemand sonderlich geärgert. Denn der Zweck des Projektes, Piron eine Freude zu bereiten, wurde trotzdem erreicht, und wissenschaftliche Beiträge verlieren durch ein späteres Erscheinungsdatum nicht an Bedeutung.

In der rabbinischen Welt war die Idee einer Festschrift früher unbekannt, aber das hat sich im vergangenen Jahrhundert geändert. Die Neuerscheinung, über die ich hier schreibe, ist allerdings nicht die erste Aufsatzsammlung, die zu Ehren eines Rabbiners veröffentlicht wurde.

Jugendalija Es war auf jeden Fall die richtige Entscheidung, den zahlreichen Artikeln in der Festschrift eine biografische Notiz über den Jubilar voranzustellen. Denn sogar Menschen, die Piron hier oder da begegnet sind, kennen seine Lebensgeschichte bestenfalls punktuell. Piron, damals Egon Pisk genannt, wurde am 28. Dezember 1921 in Wien geboren. Nachdem die Nazis Österreich annektiert hatten, schickten seine Eltern ihren einzigen Sohn mit der Jugendalija nach Eretz Israel; Vater und Mutter hat er danach nie wiedergesehen.

Nach dem Besuch einer landwirtschaftlichen Schule studierte Piron in verschiedenen Jeschiwot; zu seinen großen Lehrern zählen Rabbiner Zwi Jehuda Kook an der berühmten Jeschiwat Merkaz Harav in Jerusalem und Rabbiner Jakob Moshe Charlap. Ordiniert zum Rabbiner wurde Piron auch von Oberrabbiner Yizhak Halevi Herzog. Piron studierte sowohl an der Hebräischen Universität als auch an einer Hochschule in London.

Im israelischen Unabhängigkeitskrieg 1948 kämpfte Mordechai Piron mit und wurde im Kampf verletzt. Nach der Staatsgründung hat er im Rabbinat der neugebildeten Armee gedient. Von 1971 bis 1977 hatte er als Nachfolger von Shlomo Goren das Amt des Oberrabbiners der Armee inne; sein Militärrang zum Schluss lautete Aluf (Generalmajor). Piron hat zahlreiche Artikel publiziert und bisher sechs Bücher über Philosophie, Halacha und jüdische Geschichte geschrieben. Hervorgetreten ist er auch als ein Gesprächspartner im jüdisch-christlichen Dialog.

Aktivitäten Noch im hohen Rentenalter erteilt Piron regelmäßig Tora-Unterricht. Vor zwei Jahren kritisierte er gemeinsam mit dem ehemaligen Armeerabbiner Menachem Hacohen in einem Brief an den Generalstabschef den Geist des »Wahnsinns«, der religiöse Soldaten erfasst habe, die sich gegen den öffentlichen Gesang von Frauen bei Auftritten in der israelischen Armee wenden. Dies gefährde »die Solidarität und Einheit von Zahal«, schrieben die Rabbiner laut »Haaretz«.

Die Aufsätze in der Piron-Festschrift spiegeln die Vielseitigkeit der Interessen des Jubilars. Die Herausgeber haben die Beiträge in acht Abteilungen eingeteilt: Die Bibel und die Literatur unserer Weisen; jüdisches Recht; Rabbinat, Gemeinde und Führung; halachische Fragen; die israelische Armee und der Staat; jüdische Geschichte; Kunst und Literatur; Erziehung und jüdisches Denken. Sicher ist, dass jeder, der sich für die Welt des Judentums interessiert (und Hebräisch lesen kann), aus dem neuen Sammelband viel Wissenswertes lernt.

Piron ist als ein kenntnisreicher und menschenfreundlicher Gottesmann bekannt. Eines seiner Bonmots lautet: »Ein Rabbiner darf über alles reden – nur nicht über 20 Minuten!« Allzu menschlich ist, dass der begnadete Redner Piron sich des Öfteren selbst nicht an diese Maxime gehalten hat.

Chanukka

Das jüdische Licht

Die Tempelgeschichte verweist auf eine grundlegende Erkenntnis, ohne die unser Volk nicht überlebt hätte – ohne Wunder kein Judentum

von Rabbiner Aharon Ran Vernikovsky  12.12.2025

Deutschland-Reise

Israels Oberrabbiner besucht Bremen

Kalman Meir Ber trifft Bürgermeister Andreas Bovenschulte und die Präsidentin der Bremischen Bürgerschaft, Antje Grotheer (beide SPD)

 12.12.2025

Wajeschew

Ein weiter Weg

Das Leben Josefs verlief nicht geradlinig. Aber im Rückblick erkennt er den Plan des Ewigen

von Rabbinerin Yael Deusel  12.12.2025

Talmudisches

Nach der Sieben kommt die Acht

Was unsere Weisen über die Grenze zwischen Natur und Wunder lehren

von Vyacheslav Dobrovych  12.12.2025

Chanukka

Nach dem Wunder

Die Makkabäer befreiten zwar den Tempel, doch konnten sie ihre Herrschaft nicht dauerhaft bewahren. Aus ihren Fehlern können auch wir heute lernen

von Rabbiner Julian-Chaim Soussan  12.12.2025

Quellen

Es ist kompliziert

Chanukka wird im Talmud nur selten erwähnt. Warum klammerten die Weisen diese Geschichte aus?

von Rabbiner Avraham Radbil  11.12.2025

Religion

Israels Oberrabbiner erstmals auf Deutschlandbesuch

Kalman Ber startet seine Reise in Hamburg und informiert sich dort über jüdisches Leben. Ein Schwerpunkt: der geplante Neubau einer Synagoge

 10.12.2025

Thüringen

Jüdische Landesgemeinde und Erfurt feiern Chanukka

Die Zeremonie markiert den Auftakt der inzwischen 17. öffentlichen Chanukka-Begehung in der Thüringer Landeshauptstadt

 08.12.2025

Wajischlach

Zwischen Angst und Umarmung

Die Geschichte von Jakow und Esaw zeigt, wie zwei Brüder und zwei Welten wieder zueinanderfinden

von Rabbiner Joel Berger  05.12.2025