Talmudisches

Gefährliche Katzen

Scheint schon immer »speziell« gewesen zu sein: die Einstellung der Katze zu ihrem Besitzer Foto: Chris Hartung

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Gefährliche Katzen

Was unsere Weisen über Stubentiger lehren

von Chajm Guski  12.02.2021 10:40 Uhr

Im Traktat Pessachim (112b) erzählt uns der Talmud von Raw Pappa. Der sagte: »Ein Haus, in dem eine Katze ist, sollte man nicht barfuß betreten. Warum nicht? Weil die Katze eine Schlange töten und fressen könnte. Die Schlange hat kleine Knochen, und wenn ein kleiner Knochen in den Fuß gerät, kann er nicht entfernt werden, und man wird in Gefahr sein.«

Einige meinten jedoch, fährt der Talmud fort, Raw Pappa habe gesagt: »In Bezug auf ein Haus, in dem es keine Katze gibt, sollte eine Person es nicht im Dunkeln betreten. Was ist der Grund dafür? Da es keine Katze gibt, die Schlangen nachjagt, wird sich vielleicht eine Schlange um ihn wickeln, ohne dass er es weiß, und er wird in Gefahr sein.«

Das Halten von Katzen unterscheidet sich heute grundlegend von dem zu Zeiten des Talmuds.

Haltung Ein Haus mit Katze ist also gefährlich, und ein Haus ohne ebenso. Katzenbesitzer werden einwenden, dass die Katzenhaltung ihnen bisher gar nicht so schlecht bekommen sei. Immerhin gebe ihnen das Tier ja auch etwas.

Das Halten von Katzen unterscheidet sich heute grundlegend von dem zu Zeiten des Talmuds. Damals hatten Katzen die Aufgabe, unerwünschte Tiere und Schädlinge vom Haus fernzuhalten. Heute haben Katzen eine andere Funktion: Sie sind Begleiter ihrer Besitzer und tragen zum Wohlbefinden bei.

In Bawa Kamma (80a) heißt es: »So wie die Weisen sagten, dass man keine kleinen domestizierten Tiere (im Haus) aufziehen darf, so sagten sie auch, dass man keine kleinen, nicht domestizierten Tiere aufziehen darf. Rabbi Jischmael sagte: Man darf streunende Hunde, Katzen, Affen und Ginsterkatzen aufziehen, weil sie dazu dienen, das Haus von Mäusen und anderem Ungeziefer zu reinigen.«

Schwarzer Kater Katzen zu halten, sei nicht unbedenklich, diskutieren die Weisen. In Bawa Kamma (80b) wird von einer Katze berichtet, die einem Baby die Hand abgetrennt hat. Es folgt eine Diskussion darüber, ob eine Katze dann überhaupt gehalten werden darf. Man einigt sich schließlich darauf, dass schwarze Katzen harmlos sind und weiße gefährlich. Katzenbesitzer werden dem nicht unbedingt zustimmen.

Nicht geändert hingegen hat sich anscheinend die Haltung der Katze zu ihrem Besitzer. Die scheint schon immer »speziell« gewesen zu sein. Vor allem, wenn man sie mit der von Hunden vergleicht.

In Horajot 13ab versucht man zu verstehen, warum das so ist. Aber man wirft der Katze nicht, wie so oft heute, Arroganz vor, sondern Vergesslichkeit. Schuld daran sei die Maus.

Die Schüler von Rabbi Elasar fragten ihn: »Aus welchem Grund erkennt ein Hund seinen Herrn, aber eine Katze nicht?«

Wir lesen davon in einer Diskussion darüber, was man unterlassen sollte, damit man gelerntes Torawissen nicht vergisst. Den Rabbinen zufolge lasse das, was die Maus zu sich nimmt, jemanden Dinge vergessen: »Die Schüler von Rabbi Elasar fragten ihn: Aus welchem Grund erkennt ein Hund seinen Herrn, aber eine Katze nicht? Rabbi Elasar sagte zu ihnen: Wenn es so ist, dass jemand vergisst, der von dem isst, was eine Maus frisst, so gilt das umso mehr für jemanden, der die Maus selbst isst.«

Kot Aber man hat auch beobachtet, wie ordentlich die Katzen mit ihren Hinterlassenschaften umgehen. So heißt es in Eruwin 100b: »Es sprach Rabbi Jochanan: Selbst wenn die Tora (uns) nicht gegeben worden wäre, hätten wir dennoch Bescheidenheit von der Katze gelernt – sie bedeckt ihren Kot. Und von der Ameise, dass Stehlen verwerflich ist – sie nimmt kein Korn von einer anderen Ameise. Über verbotene Beziehungen haben wir von der Taube gelernt, die ihrem Partner treu ist. Und über richtige Beziehungen vom Hahn, der zuerst die Henne besänftigt und sich dann mit ihr paart.«

Wir sehen, es gibt Dinge, die sich nie ändern. Katzenbesitzer werden das zu schätzen wissen.

Lech Lecha

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