Vatikan

»Fruchtbarer Moment im Dialog«

Papst Franziskus hat am Donnerstag Rabbiner aus Europa, Amerika und Israel empfangen. Foto: L’Osservatore Romano-S.F.V.

Papst Franziskus hat am Donnerstag Rabbiner aus Europa, Amerika und Israel im Vatikan empfangen. Rabbiner Pinchas Goldschmidt, Präsident der Europäischen Rabbinerkonferenz, leitete die Delegation, der auch der Frankfurter Rabbiner Avichai Apel (Orthodoxe Rabbinerkonferenz Deutschland) angehörte.

Die Rabbiner überreichten dem Papst das Dokument »Zwischen Jerusalem und Rom«. Das Papier bezieht sich auf die vor mehr als 50 Jahren veröffentlichte Konzilserklärung »Nostra aetate«, es unterstreicht die gemeinsamen Traditionen des Judentums und des Christentums und verschweigt zugleich nicht die theologischen Differenzen zwischen den beiden Glaubenstraditionen.

Es skizziert die Möglichkeiten des Dialogs und der Partnerschaft mit der katholischen Kirche, betonte dabei auch die Zusammenarbeit bei Themen wie dem islamischen Extremismus. Katholiken werden in dem Dokument als »Partner, enge Verbündete, Freunde und Brüder auf der Suche nach einer besseren Welt, die Frieden und soziale Gerechtigkeit genießen kann« bezeichnet.

Begegnung Papst Franziskus würdigte die positive Entwicklung im jüdisch-katholischen Verhältnis. »Wir erleben einen fruchtbaren Moment im Dialog«, sagte er nach Angaben des Vatikans bei der Begegnung. Die Rabbinererklärung bekräftige den festen Willen zu mehr Zusammenarbeit.

Rabbiner Goldschmidt sprach im Anschluss von einem historischen Moment: »Die Zeit, in der sich die zwei Glaubensrichtungen im Krieg befanden, ist vorüber. Es gibt viele Themen, bei denen wir zusammenarbeiten können, und ich hoffe, dass wir das als Auslöser für verstärkte Zusammenarbeit in der Zukunft nutzen können.«

Veränderung Rabbiner Avichai Apel sagte der Jüdischen Allgemeinen, dass es ein beeindruckendes Treffen in sehr freundlicher Atmosphäre gewesen sei: »Die Veränderung der Einstellung der katholischen Kirche gegenüber dem Judentum ist ein positives Zeichen, auch wenn die Beziehungen weiterhin durch die zum Teil sehr leidvolle Geschichte der vergangenen 2000 Jahre geprägt bleibt. Aber wir erkennen die Zeichen für eine bessere Zukunft.«

Der in der Deutschen Bischofskonferenz für die Beziehungen zum Judentum zuständige Erfurter Bischof Ulrich Neymeyr bezeichnete die Erklärung der Rabbiner als »Meilenstein in den jüdisch-christlichen Beziehungen«. Zwar habe es schon Erklärungen von Rabbinerorganisationen zum Christentum gegeben. Das vorliegende Dokument spiegle jedoch erstmals in dieser Form einen breiten Konsens orthodoxer Rabbiner in Europa, den USA und Israel wider. ja/epd

Talmudisches

Torastudium oder weltliche Arbeit?

Was unsere Weisen über das rechte Maß zwischen Geist und Alltag lehren

von Detlef David Kauschke  14.11.2025

Chaje Sara

Bewusster leben

Sara hat gezeigt, dass jeder Moment zählt. Sogar ihr Schlaf diente einem höheren Ziel

von Samuel Kantorovych  13.11.2025

Spurensuche

Von Moses zu Moses zu Reuven

Vor 75 Jahren starb Rabbiner Reuven Agushewitz. Er verfasste religionsphilosophische Abhandlungen mit einer Intensität, die an Maimonides und Moses Mendelssohn erinnert. Wer war dieser Mann?

von Richard Blättel  13.11.2025

Wajera

Awrahams Vermächtnis

Was wir vom biblischen Patriarchen über die Heiligkeit des Lebens lernen können

von Rabbiner Avraham Radbil  07.11.2025

Talmudisches

Rabbi Meirs Befürchtung

Über die falsche Annahme, die Brachot, die vor und nach der Lesung gesprochen werden, stünden im Text der Tora

von Yizhak Ahren  07.11.2025

Festakt

Ministerin Prien: Frauen in religiösen Ämtern sind wichtiges Vorbild

In Berlin sind zwei neue Rabbinerinnen ordiniert worden

 06.11.2025

Chassidismus

Im Sturm der Datenflut

Was schon Rabbi Nachman über Künstliche Intelligenz wusste

von Rabbiner David Kraus  06.11.2025

Rezension

Orthodoxer Rebell

Sein Denken war so radikal, dass seine Werke nur zensiert erschienen: Ein neues Buch widmet sich den Thesen von Rabbiner Kook

von Rabbiner Igor Mendel  06.11.2025

Potsdam

Abraham-Geiger-Kolleg ordiniert zwei Rabbinerinnen

In Deutschlands größter Synagoge Rykestraße in Berlin-Prenzlauer Berg werden an diesem Donnerstag zwei Rabbinerinnen ordiniert. Zu der Feier wird auch Polit-Prominenz erwartet

 05.11.2025