Alija

Eine große Ehre

Foto: Getty Images

Ein Aufruf zur Tora, die sogenannte Alija, gehört zu den größten Ehren innerhalb eines Gʼttesdienstes. Der Aufgerufene, der Oleh, sollte sich unverzüglich und auf dem kürzesten Weg zur Bima begeben. Dieses Vorleserpult steht entweder vorn vor dem Aron Hakodesch oder etwas erhöht in der Mitte, sodass man wortwörtlich zur Alija hinaufsteigt.

Es ist allgemeiner Brauch, dass der Oleh bis zum Abschluss der nächsten Alija neben der Bima stehen bleibt. Bei der Rückkehr zu seinem Platz sollte er langsam vorgehen und einen etwas längeren Weg nehmen. Der zurückkehrende Oleh wird von den anderen Betern mit dem Segen »Jascher koach« begrüßt. Dies bedeutet wörtlich »Möge deine Kraft fest sein«. Viele ziehen die beiden Wörter zum populäreren »Schkoach!« zusammen.

Es wird vermutet, dass der Ursprung dieser Begrüßung in der Antike liegt. Damals wurde die Torarolle beim Vorlesen aufrecht hochgehalten, damit alle Anwesenden den Text verfolgen konnten. Der Baʼal Koreh (Vorleser) brauchte dafür viel Kraft, und oft wurde ihm dabei geholfen. Diejenigen, die neben ihm standen, also die Olim, dienten ihm als eine Stütze. Ein »Jascher Koach!« nach einer solchen Kraftanstrengung war also sicherlich angebracht.

In den meisten Gemeinden ist es üblich, dass der Oleh einen Tallit trägt, auch wenn er das normalerweise nicht tut. Auch ist es verbreitet, dass ein verheirateter Mann seinen Kopf mit dem Tallit bedeckt, wenn er eine Alija bekommt.

Es ist sehr wichtig, dass der Gabbai den Oleh mit seinem hebräischen Namen zusammen mit dem hebräischen Namen seines Vaters aufruft. Jemand, dessen ursprünglicher hebräischer Name vergessen wurde oder auf andere Weise nicht mehr verwendet wird, darf jeden Namen oder Spitznamen verwenden, unter dem er allgemein bekannt ist. Es gibt viele Diskussionen darüber, wie eine adoptierte Person zur Tora aufgerufen werden sollte.

Ein Konvertit wird immer als »Sohn Awrahams« oder »Sohn von Awraham Awinu« aufgerufen. Sefardische Gemeinden sind im Allgemeinen nicht verpflichtet, Olim der Tora beim Namen zu
nennen.

Wer namentlich zur Tora aufgerufen wurde, ist verpflichtet, die Alija anzunehmen und zur Bima hinaufzusteigen, egal, an welcher Stelle im eigenen Gebet er sich gerade befindet. Die einzige Ausnahme ist, wenn er sich mitten im stillen Gebet der Amida befindet, wo keine Unterbrechungen erlaubt sind. Jemand, der vermutet, dass er eine Alija bekommen wird, aber es aus irgendeinem Grund nicht möchte, muss unbedingt den Gebetsraum verlassen, bevor sein Name fällt.

Ist der Oleh zur Bima gekommen, wird ihm die Stelle gezeigt, an der seine Lesung beginnt, und er sollte diese Stelle mit seinem Tallit oder dem Tora-Gürtel berühren und diesen danach küssen. Man sollte jedoch sehr vorsichtig sein, um sicherzustellen, dass man dabei nicht versehentlich einen Buchstaben verschmiert oder ausradiert. Aus diesem Grund folgen viele dem Brauch, den leeren Rand neben der Textstelle mit ihrem Tallit oder dem Tora-Gürtel zu berühren, nicht den eigentlichen Text. Am Ende der Alija sollte man die Stelle küssen, an der die Lesung endete.

Vor der Lesung rezitiert der Oleh die Segenssprüche über die Tora. Manche tun dies mit geöffneter Schriftrolle, aber die meisten schließen die Schriftrolle zuvor. Es gibt auch den Brauch, die Tora zu schließen und zu bedecken, bevor man die Segenssprüche rezitiert. Es ist üblich, das Gesicht leicht zur Seite zu drehen, wenn man die Segnungen über der Tora rezitiert, damit es nicht den Anschein erweckt, die Segnungen seien Teil des Tora-Textes.

Während die meisten Beter die Atzei Chaim (wörtlich: »Bäume des Lebens«), die Rundhölzer, auf denen die Tora aufgerollt ist, direkt mit ihren Händen halten, pflegen einige aufgrund kabbalistischer Überlegungen den Brauch, sie mit in ihren Tallitot gehüllten Händen zu ergreifen. Manche heben die Tora leicht an, wenn sie im Alija-Segen das Wort Tora aussprechen.

Der Oleh sollte nun im Unterton zusammen mit dem Baʼal Koreh mitlesen. In sefardischen Gemeinden gibt es den weit verbreiteten Brauch, dass der Oleh und oft die gesamte Gemeinde danach »Emet Torateinu hakedoscha« (Unsere heilige Tora ist die Wahrheit) sagt, bevor sie den abschließenden Segen rezitiert.

In vielen sefardischen Gemeinden ist es auch Brauch, den Oleh im Anschluss an seine Alija oder andere synagogale Ehren zu küssen. Dennoch raten einige Rabbiner von solchen Küssen ab, da sie der Ansicht sind, dass das Küssen in der Synagoge allgemein verboten ist. Andere lehren, dass jemand, der eine Alija erhält, von einem zusätzlichen Maß an Heiligkeit erfüllt ist. Der Kuss des Oleh unmittelbar nach seiner Alija könnte also einen Teil dieser Heiligkeit übertragen.

Chol Ha-Moed

Grund allen Seins

Die 13 Middot, die »Gʼttlichen Eigenschaften«, enthalten universelle Verhaltensnormen für alle Menschen

von Rabbiner Joel Berger  26.04.2024

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 23.04.2024

Korban Pessach

Schon dieses Jahr in Jerusalem?

Immer wieder versuchen Gruppen, das Pessachopfer auf dem Tempelberg darzubringen

von Rabbiner Dovid Gernetz  22.04.2024

Pessach

Kämpferinnen für die Freiheit

Welche Rolle spielten die Frauen beim Auszug aus Ägypten? Eine entscheidende, meint Raschi

von Hadassah Wendl  22.04.2024

Essen

Was gehört auf den Sederteller?

Sechs Dinge, die am Pessachabend auf dem Tisch nicht fehlen dürfen

 23.04.2024

Mezora

Die Reinheit zurückerlangen

Die Tora beschreibt, was zu tun ist, wenn Menschen oder Häuser von Aussatz befallen sind

von Rabbinerin Yael Deusel  18.04.2024

Tasria

Ein neuer Mensch

Die Tora lehrt, dass sich Krankheiten heilsam auf den Charakter auswirken können

von Yonatan Amrani  12.04.2024

Talmudisches

Der Gecko

Was die Weisen der Antike über das schuppige Kriechtier lehrten

von Chajm Guski  12.04.2024

Meinung

Pessach im Schatten des Krieges

Gedanken zum Fest der Freiheit von Rabbiner Noam Hertig

von Rabbiner Noam Hertig  11.04.2024